Zerrissenes Herz
heut.“
Oli wunderte sich selber. Zufrieden, ohne Aufriss, landete er an dem Wochenende alleine im Bett. Vielleicht hatte er es ja in den letzten Monaten auch übertrieben mit den Jungs. War er übersättigt? Wahrscheinlich. Okay, so ein Cezek, das würde er noch mal machen. Aber bloß nicht mehr.
Das CSD Wochenende ging der junge Mann genau so entspannt an. Party mit Freunden war angesagt.
Ein Blick zuviel
Das Wetter spielte mit. Keine Wolke am Himmel, als Oli mittags mit Ilja, Jürgen, Patrick und Manuel vor dem Gloria stand, um die Parade zu sehen. Danach ging es auf den Heumarkt, wo um 18 Uhr die große WDR Schlagerparade begann.
Oli war happy. Sie standen fast in der ersten Reihe, als Nicole auf der Bühne „Ein bisschen Frieden“ sang. Ilja öffnete dazu die vorletzte Flasche Sekt.
Patrick verzog das Gesicht. „Hm. Muss ich mir das jetzt geben?“
„Sicher doch. Oder wo willst du sonst hin? Schade genug, das Henrik und Jochen bereits heim sind.“
„Okay. Aber danach noch vors Corner.“
„Gern doch. Ich hab morgen frei.“
„Ich auch. Gut, mit Sekt ertrag ich es hier auch.“
Patrick nahm Ilja ein volles Glas ab.
Oli wippte da bereits im Takt der Musik weiter.
Ilja beobachtete ihn dabei. Gut sah er aus, der Kumpel. Die Klamotten perfekt aufeinander abgestimmt. Rot-weißes Shirt, rote XTG-Shorts und weiße Adiletten mit roten Streifen. Verdammt sexy. Und den ganzen CSD Sonntag schon brav. Oli schien echt grad in sich zu ruhen.
Das Gegenteil bewies der Kumpel, als Oliver Ilja in die Arme nahm.
„Mitschunkeln. Partytime.“
„Erst trinken. Los. Die Flaschen müssen leer.“
Nach Nicole sang Leonard „Über Steine zu den Sternen gehen“, und Patrick fand, Grund genug für den Rest der Flasche Sekt.
„Puh, Romantik pur. Heaven.“
„Quatsch, schau dich doch um. Die meisten Jungs sind doch Schlagerfans.“
Oli hopste weiter, blickte dabei rückwärts.
Der Heumarkt war voller Menschen. Er liebte diese Stimmung, drehte sich und blickte unbeabsichtigt seinem Nebenmann direkt in die Augen. Nur kurz.
Aber der Augenblick hatte etwas. Oliver lächelte. Als fühlte er sich ertappt. Sein Wippen hörte auf. Der Fremde aber hielt den Blick, bis Oli wegschaute.
Er drehte sich zu Ilja.
„Ist noch Sekt da?“
So beiläufig wie es nur ging, musterte er dabei den Blickkontakt.
Aufreißer, war Olis erster Gedanke. Mein Alter, der zweite. Der hat meine Turnschuhe an, der dritte.
Der will es wissen, blickte Oliver fast unbewusst auf die abgeschnittenen Jeans des Fremden.
Das gelbe Muskelshirt wirkte. Versehen mit mehreren Aufklebern vom CSD, erkannte er erst auf den zweiten Blick die männlich markante Brustbehaarung. Nicht gestutzt, überlegte der Kennerblick. Dazu auch noch unrasiert und die Haare ziemlich strubbelig. Oder sollte das so sein?
Auch der Fremde beäugte Oli weiter, eh er sich an einen hinter ihm stehenden Kumpel wandte.
„Ich möchte doch noch bleiben. Wenn ihr aber schon fahren wollt?“
Oliver hörte jedes Wort mit.
Touris also. Sicher auf der Suche nach der schnellen Nummer. Wobei, sexy schaute der Nachbar ja schon aus. Besonders mit den Grübchen.
In dem Augenblick packte Ilja ihn am Arm. Schunkeln war angesagt.
Auf der Bühne sang Leonard „Rhythmus der Nacht“, sein Lieblingslied.
„Ziellos gehst du durch die Straßen …,“ sang Oli textsicher mit.
Sogar Patrick war amüsiert. Wenn das Stefan miterleben müsste. Nein, sein Ex und sein Kumpel hätten echt nicht zusammen gepasst. Aber das war nun tatsächlich der Schnee vom letzten Jahr.
„Hör den Rhythmus der Nacht“, schmetterte Oli weiter in den Himmel, als der Blick des Fremden ihn wieder traf. Beide lächelten.
Der mag Schlager, verlor Oliver seine Schüchternheit. Sonst wäre der wohl auch kaum hier, hüpfte er weiter. Lächeln kann nie schaden. Erneut wagte er einen Blick. Auch der Fremde lächelte, eh er sich bei seinen Bekannten unterhackte. Oli schnappte sich Ilja, hielt aber nun den Blick.
Leonard sang immer noch, als Ilja erneut die Gläser füllte.
„Die letzte Flasche Sekt. Jetzt wird brüderlich geteilt.“
„Danach geht’s sonst gleich zum Corner“, murmelte Patrick.
„Oder wir besorgen hier noch was. Der Abend fängt ja grad erst an“, blickte Oli zur Bühne.
Nichts auf der Welt hätte ihn dazu bringen können, vor dem offiziellen Ende zu gehen.
Als Ute Freudenberg dann „Über den Dächern von Berlin“ sang, war der Sekt alle und Oli erneut beim
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