Zerrissenes Herz

ist wirklich so?“, begann der dann zögernd seine erste Frage nach dem kurzen Monolog.
    „Ja. Du siehst es aber doch sicher auch so. Ich wollte es nur noch mal klarstellen. Damit wir in die gleiche Richtung laufen.“
    Svens Hände verkrampften sich am Bierglas.
    „Wie hast du dir das denn weiter mit uns vorgestellt?“
    „So wie jetzt. Du, ich sehe dich echt gerne.“
    „Und Sex?“
    „Macht irre Spaß mit dir.“
    „Ach so. Aber mehr nicht?“
    „Nein, mehr geht nicht.“
    Erst jetzt blickte Oliver in Svens Augen und er begriff.
    „Und wenn ich mehr möchte? Vielleicht eines Tages eine Beziehung?“
    „Nein. Nein, bitte, bitte nicht. Sorry, ich kann nicht.“
    Regelrechtes Entsetzen stand nun auch in Olis Gesicht.
    „Ich hab mich in dich verknallt. Oliver, ich hätte mir mehr vorstellen können. Kannst du nicht treu sein oder bedeutete ich dir nichts?“
    Oli atmete tief durch. Heaven, warum nur musste er Sven das antun?
    „Doch. Sven, du bedeutest mir sogar sehr viel. Treue? Doch, das ist es nicht. Glaub mir, es liegt nicht an dir. Es hat nichts mit dir zu tun. Ich möchte dir und mir nur nicht wehtun.“
    „Bist du positiv oder gibt es einen anderen?“
    „Nein. Nein, da ist niemand. Ich kann es dir nicht erklären. Aber ich möchte keine Beziehung. Bitte versteh das und verzeih mir, wenn ich es zu weit hab kommen lassen.“
    „Ich hab mich in dich verknallt. Noch nicht verliebt. Aber verknallt. Ich dachte, dir ging es ähnlich.“
    „Sven, bitte. Mach es mir nicht noch schwerer. Ich schwöre, ich wollte dir nicht wehtun.“
    „Aber du willst so weiter machen wie bisher? Und wenn morgen der Nächste kommt?“
    Oliver schwieg. Er hätte Sven nach dem CSD nicht wieder sehen dürfen. Aber einen Beziehungsversuch? Nein. Never again.
    „Gut, erzwingen kann meine keine Gefühle. Aber so weiter machen, dass möchte ich auch nicht. Entschuldige, ich muss nachdenken.“
    Sven warf einen 20 Euro Schein auf den Tisch, murmelte „Sorry“, um dann zu verschwinden. So schnell, dass Oli es erst begriff, als er schon alleine am Tisch saß.
    „Es tut mir leid, so leid“, murmelte er mehrfach, um auf die halbvollen Gläser zu schauen.
    In der Nacht schliefen beide Männer schlecht.
    Sven wusste, er hatte sich in Oliver verliebt und der ihm eine Abfuhr gegeben.
    Aber warum? Es hatte doch echt cool angefangen.
    Olis Gewissen hielt auch den Beamten davon ab, ins Reich der Träume zu finden.
    Sven!
    Warum nur tu ich dir das an? Es tut mit so leid. Ich mag dich. Aber eine Beziehung zu starten? Oder den Versuch? Noch so eine Pleite wie im vergangenen Jahr mit Stefan zu erleben? Niemals.
     
    Freitag hatten beide das Gefühl, mit jemandem reden zu müssen.
    Tom und Steven versprachen beide, Samstagabend mit Sven am Rhein essen zu gehen.
    Oli dagegen lud sich bei Patrick zum DVD Abend ein. Als der ihm ein Glas Wein einschenkte, und scherzte, „Wo hast du denn Sven gelassen?“, brach es aus dem Kumpel heraus.
    „Patrick, wir müssen reden.“
    „Ist was passiert? Ist es. Das sehe ich dir doch an der Nasenspitze an. Schieß schon los.“
    Als Oliver dann vom Donnerstagabend erzählte, schüttelte der Kumpel mehrfach den Kopf.
    „Oli, du Idiot. Da verliebt sich ein so toller Mensch in dich, du empfindest auch etwas für ihn, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Und was machst du? Du schießt ihn ab. Warum?“
    „Ich, ich habe Angst, wieder verletzt zu werden. So wie damals mit Stefan. Du, noch mal möchte ich so was nicht durchmachen.“
    „Aber du kannst doch nicht alle Männer mit diesem Riesenarschloch gleichsetzen.“
    „Und wenn es ähnlich läuft? Oder ich, du, ich kann kein Vertrauen mehr zu einem Kerl aufbauen.“
    „Solltest du aber. Sven ist es wert.“
    „Ich weiß. Aber es geht nicht. Mein Herz ist …“
    „Erfroren. Zerrissen. Junge, lass es auftauen. Sven ist ein toller Mann, die Eiszeit vorbei. Der macht bestimmt keine Barebackparties hinter deinem Rücken. Und er betrügt dich auch sicher nicht in der ers ten Woche.“  
    „Ich weiß. Aber, Heaven, es geht nicht.“
    „Es geht. Gib dir nur Zeit. Lerne, wieder zu vertrauen. Oli, für die Liebe gibt es nie eine Garantie. Aber wenn du dich nicht drauf einlässt, muss dir doch etwas fehlen.“
    „Mir geht’s doch gut.“
    Oli dachte an die zahlreichen One-Night-Stands der letzten Monate. An einsame Nächte, die Freunde und deren Beziehungen.
    Sven. Unwillkürlich gestand er sich ein, er vermisste den Doc. Seit dem Donnerstagabend war