Zersetzt - Thriller (German Edition)
abgenommen hast.
Dr. Lehmann kam mit einem freundlichen Grinsen aus seinem Büro, gab Julia einen anerkennenden Klaps auf die Schulter und schüttelte beiden mit festem Druck die Hand.
»So, dann folgt mir mal in mein Büro, ihr zwei Helden.«
Lehmann schloss die Tür, setzte sich auf seinen alten Bürostuhl und knipste die Spitze der dicken Havanna ab, die er nur bei besonderen Gelegenheiten rauchte. Nach dem ersten Paffer umhüllte ihn eine dicke Nebelwolke, die er fuchtelnd im Raum verteilte.
»So, Freunde, nun mal unter uns Schwesternschülerinnen. Wem habt ihr ans Bein gepinkelt?« Felix und Julia sahen sich groß an und zuckten fast gleichzeitig mit den Schultern. Der zuvor freundliche Blick von Lehmann schlug in einen ernsteren um. Auf seiner Stirn, die glänzte, als hätte er sie vorab poliert, entstanden tiefe Denkfalten.
»Ich habe vor zwei Stunden einen Anruf vom Boss erhalten. Er verlangte, dass ich euch von der Story "Prothesen" zurückziehe und ihr alle bis dato gesammelten Informationen vernichtet. Ihr müsst also einflussreichen Personen einen gewaltigen Schreck versetzt haben, sonst würde er so was nicht fordern. Also – Klartext!«
»Okay Chef, S-S-Sie sind ja in Ihrer aktiven Zeit auch mal wichtigen Leuten auf die Füße getreten, waren aber immer ein Garant für Top-Titel-S-S-Storys. Ähm… konnten Sie s-s-sich da immer an den Pressekodex halten?«
»Es geht jetzt nicht um mich. Klartext habe ich gesagt.«
»Gut, dann die komplette Geschichte…«, eröffnete Felix und ließ bei seinen weiteren Erörterungen kein Detail aus. Bis er geendet hatte, war die Luft im Raum völlig verqualmt. Julia stand auf und öffnete hustend das Fenster. Lehmann überlegte und räusperte sich.
»Leute, Ihr seid gefährlich nah dran. Wollt ihr wirklich weitermachen?«
»Ja. Wir können nicht untätig herumsitzen und warten, bis die Polizei etwas herausgefunden hat oder noch mehr Menschen Schaden nehmen«, antwortete Julia. Dr. Lehmann drückte seine Zigarre aus und strich mit der Hand über seine Glatze.
»Gut, meine Rückendeckung habt ihr. Alle Fakten direkt zu mir, und wenn ihr Hilfe braucht, wendet ihr euch auch nur an mich, ist das klar?« Nach einer einträchtigen Bestätigung entließ er Julia und Felix ins Getümmel ihrer Kollegen, die ihnen mit einem Glas Sekt aufwarteten.
»Hör mal, Julia, ich habe da einige Notizen in meinem Schreibtisch gefunden, die gehören wohl dir. Wie die jetzt in meiner Schublade gelandet sind, kann ich dir nicht sagen, war wohl die Putzfrau.« Bettina legte einige von Julias handschriftlichen Aufzeichnungen auf den Tisch. Als sie sich so nah zu Julia nach vorne beugte, fielen ihr die großen Sommersprossen in Bettinas Gesicht auf, die sie bis dahin perfekt überschminkt hatte.
»Jetzt hörst du mir mal zu. Wenn du noch einmal deine Griffel ungefragt in meine Unterlagen steckst, gibt es richtig Ärger, ist das klar!« Bettina ging sofort einen Schritt zurück, stolperte über ein Kabel und konnte sich gerade noch am Nachbartisch festhalten, bevor sie auf dem Boden gelandet wäre. Derartige Reaktionen war sie nicht von Julia gewohnt und konnte diese im ersten Moment wohl auch nicht einordnen. Die plötzliche Stille und Bettinas verdutzter Gesichtsausdruck bestätigten Julias Annahme.
»Hast du etwas von dem Typ gehört, der sich um die Entschlüsselung der Daten auf dem USB-Stick kümmern wollte?«
Felix nahm seinen Stuhl und rutsche so nah neben Julia, dass kein anderer ihre Unterhaltung mithören konnte.
»Nein, ich versuche s-s-ständig, ihn zu erreichen. Hoffe, die haben den nicht wieder eingebuchtet. Ich habe aber vorsichtshalber eine Kopie der Daten gezogen. Warten wir noch ein paar Tage ab.«
Julia widmete sich jetzt dem Umschlag von Kati Schröder, den sie immer noch in der Hand hielt.
Ein Schlüssel und ein Zettel, auf dem
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