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Zersetzt - Thriller (German Edition)

Zersetzt - Thriller (German Edition)

Titel: Zersetzt - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sander
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und befand sich jetzt auf dem Polizeirevier, um ihre Aussage zu Protokoll zu geben. Ein schlaksiger Zwei-Meter-Mann betrat das Zimmer. Seine Geheimratsecken hatten den Rest des Oberkopfes erkannt und diesen radikal besiedelt.
    »Kriminalhauptkommissar Lenz, guten Tag, Frau Hoven. Da es sich mutmaßlich um einen Mordversuch handelt und nicht um einen Unfall, übernehmen wir die Sache. Kati Schröder liegt im künstlichen Koma, daher können wir sie noch nicht zur Sache befragen. Herr von Westheim hat seine Aussage schon getätigt. Nun zu Ihnen, Frau Hoven: Warum gingen Sie ohne Aufforderung in die Wohnung von Frau Kati Schröder? «
    »Also, Frau Schröder und ich haben uns angefreundet, da sie meinen Vater im Krankenhaus betreut. Mein Kollege Felix und ich wollten ihr einen Besuch abstatten. Die Haustür war nur angelehnt und keiner reagierte auf unser Rufen, daher traten wir ein.« Der Kripobeamte griff nach einem Kugelschreiber und machte sich einige Notizen.
    »Und warum hörten Sie den Anrufbeantworter ab?« Der Kommissar klopfte mit seinem Kugelschreiber auf den Tisch. Tok tok tok, es hörte sich an wie "Herr Specht", der ein Frühlingsbewohner der großen Eiche vor Julias Balkonfenster war.
    »Ich bin eben ein neugieriger Mensch, und wenn ich ihn nicht abgehört hätte, wäre Kati Schröder jetzt tot. Wenn Sie mich deshalb anzeigen wollen, bitte.« Das Klopfen wurde lauter.
    Der Schall drang über ihre Ohren in das Innerste ihres Gehirns, setzte sich dort fest und drohte mit jedem weiteren Ton wie eine Bombe zu platzen. Und wenn die These stimmte, dass Frauen mehr Gehirnwindungen aufwiesen als Männer, dann hatte der nervige Tontransport trotzdem in Sekundenschnelle sein Ziel erreicht. Da war es wieder, das große Zittern, doch diesmal eher vor Wut, als vor Angst. Julias Nervenkostüm war durch das ständige Klopfen bis zum Zerbersten angespannt. Sie stand auf, nahm Herrn Lenz den Kugelschreiber aus der Hand und legte ihn unsanft auf den Tisch.
    »Schluss jetzt!« Der Kommissar erschrak.
    »Sind Sie sicher, dass es Ihnen schon wieder gut geht, Frau Hoven?« Er hob das Schreibgerät wieder auf.
    »Ja, alles in Ordnung« Kati liegt im Koma, da draußen läuft ein Irrer herum und du hämmerst an meinen Nerven, aber sonst …
    »Gut, dann machen wir weiter: Kannten Sie den Anrufer? Und um welche CD geht es?« Der hochgewachsene Mann drehte den Kugelschreiber um und hämmerte erneut auf die Tischplatte. Tok tok tok. Julia stand abrupt auf und stieß den Stuhl so heftig nach hinten, dass er an die Wand krachte. Lenz zuckte erschrocken zusammen und ließ prompt den Schreiber fallen.
    »Frau Hoven, Ihre Nerven sind aber noch nicht die besten.« Nein, weiß Gott nicht, wer könnte es mir verdenken nach den Erlebnissen?
    »Alles in Ordnung, Herr Lenz, aber bitte hören Sie mit diesem Klopfen auf.« Der Kommissar stellte Julias Stuhl wieder in Position, und sie nahm erneut Platz.
    »Den drohenden Anrufer kannte ich nicht, die Stimme war ja auch verzerrt, und von einer CD oder Daten weiß ich nichts.« Erneut griff der Mann nach diesem verhassten Schreibgegenstand, sah Julia in die Augen und machte sogleich eine Abwehrbewegung.
    »Keine Angst….. nur zum Schreiben, ehrlich.«

Kapitel 11
     
    S chon beim Betreten der Redaktion war Bettinas durchdringende Stimme zu hören. Ihre Schritte waren fast hüpfend, und ihr ausladender Hüftschwung hätte einer Hula-Tänzerin zur Ehre gereicht. Felix legte seinen Arm um Julias Schultern und beschritt so – stolz wie Oskar – den langen Gang durch das Großraumbüro. Die Kollegen standen von ihren Stühlen auf, drehten sich um und klatschten Beifall. Die Röte, die Julia sogleich ins Gesicht schoss, konnte mit einem Hydranten am Straßenrand mithalten.
    »So kann man auch auf Seite eins landen. Top Titelstory, nur schade, dass du sie nicht selbst schreiben konntest, was? Das habe ich dann übernommen. Allerdings hättest du auf dem Foto etwas netter dreinblicken können, auch wenn es im Krankenhaus aufgenommen wurde.« Bettina kreischte fast vor lauter Aufregung. Ihre langen, roten Haare trug sie heute offen, so wie den Schlitz an ihrem viel zu kurzen Rock, der keine Frau – außer Bettina –zum Sitzen verleiten würde.
     
    Sie wedelte mit einem großen Briefumschlag vor Julia herum.
    »Da ist nur ein Schlüssel und ein Zettel von Frau Schröder drin, sonst nichts.«
    Sehr zuvorkommend, dass du mir die Arbeit, in den Umschlag zu sehen – der verschlossen war – schon

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