Zersetzt - Thriller (German Edition)
zertrümmertem Schädel und abgerissenem Arm auf dem Boden. Papierschnipsel und die Überreste der Pizzakartons waren ringsum verteilt. Die Hängeregale von den Wänden gerissen, die Schubladen durchwühlt und die Bildschirme zersplittert. Big Bill rollte über die Scherben und sagte:
»Kein Problem, ich bin ja nicht bescheuert, hab alle Daten zur Sicherheit auf externen Festplatten gespeichert und die haben sie nicht gefunden. Damit ist aber immer noch nicht klar ob sie tatsächlich was von mir wollten.« Er sah Felix fragend an.
Kapitel 15
»Was hattest du denn für ein Erlebnis, dass du s-s-so klaustrophobisch reagierst?«, wollte Felix wissen, als sie noch in der Eingangstür standen.
»Ich war ungefähr sieben Jahre alt und spielte mit meinen Freunden Fußball im Park. Plötzlich stolperte ich, kugelte in eine ungesicherte Baugrube und fiel kopfüber in ein Rohr, das gerade groß genug war, um meinen damals kleinen Körper mit Schwung aufzunehmen. Doch ohne fremde Hilfe wäre ich da nie wieder herausgekommen. Die Feuerwehr musste bei der Befreiung sehr behutsam vorgehen und so steckte ich, von Ungeziefer gepeinigt, für einige Stunden in einem dunklen, engen Loch.«
»Das kann ich verstehen, so eine Erfahrung ist prägend«, sagte Felix mitfühlend.
»Hast du den Stick?«, fragte Julia.
»Ja, hier.« Felix zog ihn aus seiner Jackentasche. Im gleichen Augenblick setzten zwei Männer auf der anderen Straßenseite zu einem Sprint an. Julia und Felix drehten auf dem Absatz um und spurteten wieder zurück ins Treppenhaus. Sie hasteten die Stufen nach oben. Julia rannte, so schnell es ihr möglich war, doch Felix war schneller und eine halbe Etage über ihr. Sie blickte nach unten. Der erste der beiden Verfolger war bereits im dritten Stockwerk angelangt. Julias Herz klopfte spürbar in ihrer Halsschlagader. Das Pochen breitete sich in ihrem Schädel aus und drohte zu explodieren. Sie zog sich am Geländer nach oben und flitzte weiter, ohne sich nochmals umzudrehen. Julia war fast in der oberen Etage angelangt. »Renn«, schrie Felix und drückte eine schwere Tür auf. Doch gerade als Julia den Fuß auf die oberste Stufe setzte, wurde sie von hinten am Bein gepackt und stürzte. Sie strampelte und trat mit dem freien Fuß gegen den Unbekannten. Als Felix ihr zu Hilfe eilen wollte, drehte sie sich schlagartig um und gab ihrem Verfolger einen heftigen Tritt in die Weichteile. Dieser schrie auf und ließ Julias Bein los. Felix zog Julia an der Hand nach oben und schloss die schwere Tür.
»S-S-Such mal etwas zum Verbarrikadieren«, keuchte Felix und lehnte sich dagegen. Julia rannte über die große Dachterrasse, auf der einige Liegestühle und Blumenkübel standen. Das Hämmern von der anderen Seite der Tür war so heftig, dass Felix geschüttelt wurde. Julia eilte zu ihm und lehnte sich zur Verstärkung neben ihn.
»Und jetzt?«, keuchte sie. Sie rammten die Beine in den Boden, doch es half nichts. Als der zweite Mann die Wucht auf der anderen Seite verstärkte, wurden sie weggestoßen, und die Tür sprang auf.
Julia rannte auf die Seite der Blumenkübel und Felix in die andere Richtung. Die Verfolger teilten sich auf und jagten den beiden hinterher. Nach ein paar Schritten packte der stämmige Kerl Julia an den Schultern und drehte sie um. Sie sah direkt in seine grünen Augen. Er hatte keine Narben, keine Tätowierungen auch keine hässliche Fratze. Nichts von dem, was Vorurteile schüren würden, konnte Julia entdecken. Nur seine verzerrte Grimasse deutete in dieser Situation auf einen bösartigen Menschen hin. Julia holte aus und trat gegen sein Schienbein. Er musste diese Reaktion geahnt haben, denn er hob reflexartig sein Knie zur Abwehr. Julia schlug mit aller Kraft ihre Fäuste gegen seinen Oberkörper.
»Du Mistkerl, lass los. Hilfe, Hilfeee!«
Er packte Julias Arme mit festem Griff, drehte sie ihr auf den Rücken und schob sie in Richtung Dachabgrenzung. Auf der circa ein Meter hohen Mauer war an der Kante ein geschwungenes Geländer angebracht. Julia drehte sich und zerrte mit ihren fixierten Händen in die entgegengesetzte Richtung. Sie beugte den Kopf nach vorne und holte Anlauf. Mit voller Wucht stieß sie ihren Schädel nach hinten. Es war ihr in dem Moment egal, ob sie sich selbst damit verletzten würde, egal wo sie den Mann hinter ihrem Rücken treffen würde und egal was danach passieren könnte.
»Drecksstück«, fluchte der Peiniger, ließ eine Hand los und riss ihren
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