Zersetzt - Thriller (German Edition)
streichelte Felix‘ Wange.
»Ja, genau da kannst du weiter m-m-machen. Noch ein bisschen tiefer«, lachte Felix und führte Julias Hand.
»Lümmel«, erwiderte Julia, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Just in dem Moment wurde die Tür ruckartig geöffnet.
»Julia? Was? ...«, war das Erste, was Robert hervorbrachte.
»Das ist nicht so wie es aussieht«, stammelte Julia und merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie ließ von Felix ab und wandte sich Robert zu.
»Wie lange steht ihr hier schon… ich meine, wo wollt ihr denn hin?«
»Wir sollten uns unbedingt treffen. Ich muss einiges mit dir besprechen«, sagte Julia wieder gefasster. Robert nahm ihre Hand und streichelte sie.
»Egal was du gehört hast, ich kann es dir erklären, vertrau mir.« Julia sah ihm einen Moment tief in die Augen. Felix drehte sich ab und ging einige Schritte weiter.
»Ich habe jetzt leider keine Zeit mehr. Ich muss mich auf eine OP vorbereiten. Wir telefonieren, ja?« Robert drückte Julia kurz an sich, küsste sie und verabschiedete sich auch im Vorbeigehen von Felix.
»Eifersüchtig, der s-s-schöngeborene Doc, was? Los erzähl, was hast du gehört?«
»Später«, erwiderte Julia etwas desorientiert. Auf dem Weg zum Ausgang machten sie noch einen kleinen Umweg über die Intensivstation. Vor der Tür saß ein Polizeibeamter, der in eine Motorradzeitschrift vertieft war. Julia ging zielstrebig auf eine junge Ärztin zu, die gerade herauskam.
»Guten Tag, wie geht es Frau Schröder?«
»Darüber darf ich Ihnen keine Auskunft erteilen, oder sind Sie verwandt?« Julia verneinte und erklärte ihr Verhältnis zu der Oberschwester.
»Ach sie sind die Lebensretter. Okay, ausnahmsweise. Die Kopfverletzung war schwerer als gedacht, daher hat der Chefarzt angeordnet, das künstliche Koma zu verlängern. Die langfristige Prognose ist aber positiv.« Julia und Felix verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg zum Parkplatz.
»Ich habe mit Bartholomäus Zaunbrecher telefoniert, der hat die Verschlüsselung geknackt. Wir s-s-s-sollten ihm einen Besuch abstatten, ich rufe ihn s-s-schnell an, was meinst du?«
Julia schlug auf ihr Autoradio, das seine Betätigung nur nach dieser gewaltsamen Aufforderung fortsetzte.
»Bartholomäus Zaunbrecher?«
»Ja, oder Big Bill«, lachte Felix.
»Fühlst du dich denn schon wieder so fit, dass wir gleich in die Vollen gehen können?«, fragte Julia und schlug ein zweites Mal auf den Kasten.
»Du hast doch s-s-selbst gesagt, dass ich wieder fit bin, also dann.«
»Gib dem Handschuhfach bitte mal einen Tritt«, forderte Julia auf.
Sie musste Felix nicht lange bitten und der Deckel sprang, nach dem stürmischen Kontakt mit seinem Fuß, auf.
»Ein SM Fahrzeug, verstehe. Aber nicht dass du denkst, ich brauche jetzt auch öfter eine Ohrfeige, ich bewege mich auch s-s-so«, scherzte er und nahm den Kaugummi, den ihm Julia unter die Nase hielt, dankend entgegen.
Der in der Szene berühmte Hacker Bartholomäus Zaunbrecher, oder kurz "Big Bill" genannt, hatte sein Domizil in Kreuzberg, nahe dem Viktoriapark. Warum er diesen Spitznamen trug, wurde Julia sofort nach dem Öffnen der Tür klar. Das "Big" war augenscheinlich nicht zu leugnen und sie fragte sich, ob seine Arme lang genug waren, um den Abstand, den sein Bauch bis zur Tastatur auf dem Tisch erzeugte, überbrücken zu können. Als Laufen konnte man den Gang von Bill nicht bezeichnen, der sich schwankend von einem Bein auf das andere fallen ließ und zurück in den 3XL Chefsessel plumpste.
»Na, immer noch draußen?«, frotzelte Felix, der einige Pizzaschachteln auf einem alten Sofa zur Seite schob und Julia bedeutete, Platz zu nehmen.
»So schnell kriegen die mich nicht mehr dran.« Dabei fielen Big Bill die restlichen Krümel des Burgers aus dem Mundwinkel, den er zuvor verspeist haben musste. Ein kleiner Rest davon lag auf einer Zigarrenschachtel neben der Tastatur.
»Bist du ein Trekkie?«, wollte sich Julia in das Gespräch mit einbringen, als sie die lebensgroße Star-Trek-Puppe von Mr. Spock in der Ecke stehen sah. Erst jetzt registrierte Big Bill die Begleitung von Felix, gab seinem Bürostuhl einen Schubs, sodass er sich zu Julia drehte, und musterte sie von oben bis unten.
»Zuckerschneckchen, was? Wo haste denn die aufgegabelt?«, fragte er zu Felix gewandt.
»Der ist kein Trekkie, der hat nur ein Fable für Außenseiter wie Frankenstein, Nummer Fünf und vor allen
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