Zersetzt - Thriller (German Edition)
schießen Sie mal los. Aber diesmal bitte die ganze Geschichte.« Felix stupste Julia mit seinem Bein unter dem Tisch an.
»Also, Herr Lenz, das ist s-s-so: Wir recherchieren im Bereich Medizinprodukte. Daraufhin konnte auch schon ein Artikel veröffentlicht werden. Eventuell haben Sie von den schadhaften Prothesen gelesen, die dann vom Hersteller zurückgezogen wurden.« Der Kommissar nahm einen Stift und machte sich einige Notizen. Er nimmt einen Kugelschreiber…
»Ja, davon habe ich gehört.«
Felix erzählte dem Hauptkommissar die Geschehnisse bis auf einige "kleine Details", die sie selbst belasten könnten.
»Die Daten auf dem Stick wurden Ihnen zugespielt? Aha. Von einem "unbekannten Informanten"? Aha. Was für ein Zufall.« Jedem im Raum war klar, welchen Wahrheitsgehalt Herr Lenz dieser Aussage zuordnete. Julia ging davon aus, dass die Suche nach ihren Verfolgern und demjenigen, der für Kati Schröders momentanen Gesundheitszustand verantwortlich war, Priorität für den Kommissar hatte.
»Ich schicke auch gleich ein paar meiner Männer in Ihre Wohnung, Frau Hoven, und wir werden uns mit der Hausverwaltung in Verbindung setzen«, erklärte Lenz.
»Was aber viel wichtiger ist, wo ist Sarah, die Tochter von Frau Schröder? Konnten Sie schon etwas herausfinden?« Julia lehnte sich nach vorne an den Schreibtisch, legte ihren Unterarm auf die Tischplatte und unterstrich mit dem Klopfen ihres Zeigefingers die Dringlichkeit.
»Ich darf Ihnen keine Auskunft über laufende Ermittlungen geben, das ist Ihnen doch klar. Nur so viel, wir haben die anderen beiden Kinder von Frau Schröder, die zurzeit bei ihrer Tante leben, unter Personenschutz gestellt. Und ich wiederhole mich nur ungern, aber wenn Sie über das Verschwinden von Sarah Schröder nur einen Satz veröffentlichen, lasse ich nicht locker, bis Sie mir Ihren "ominösen Informanten" vorgestellt haben. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
***
Die verzerrte Stimme am anderen Ende der Leitung kam Julia bekannt vor. Sie hatte allerdings nur einmal das bedauerliche Vergnügen gehabt, einem solchen Klang zu lauschen, und konnte daher nicht einordnen, ob sich eventuell alle Menschen, die einen Stimmenverzerrer benutzten, identisch anhörten.
»Übergeben Sie uns den Schlüssel für das Schließfach im Hauptbahnhof, oder die Tochter von Frau Schröder stirbt.« Julias Hand, in der sie den Hörer hielt, zitterte. Sie sah zu Felix, der ihr am Schreibtisch in der Redaktion gegenübersaß, senkte den Kopf und stellte den Lautsprecher an. Felix kam mit drei Schritten herüber und setzte sich auf die Tischkante.
»Wir melden uns in drei Stunden und geben Ihnen den Treffpunkt bekannt. Wenn wir den Schlüssel nicht bekommen oder Sie die Polizei informieren, ist das Kind tot. Haben wir uns verstanden?« Julia blieb keine Zeit, um zu antworten, denn der Unbekannte hatte bereits aufgelegt. Lehmann, der in der Zwischenzeit von einem Kollegen verständigt worden war, stand neben Felix und bat sogleich beide, ihm in sein Büro zu folgen.
Julia sank auf dem Stuhl, der vor Udo Lehmanns Schreibtisch stand, in sich zusammen. Tränen schossen ihr in die Augen.
»Das wollte ich nicht … Meine Schuld … Kati und jetzt noch ihre Tochter, alles meine Schuld.« Lehmann, der gerade Platz genommen hatte, stand wieder auf, ging zu Julia und legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Kati Schröder ist eine erwachsene Frau. Es war ihre Entscheidung, nach Informationen im Krankenhaus zu suchen. Wir hätten schon in der Tiefgarage die Polizei … Wir benötigen jetzt die richtige Taktik für das weitere Vorgehen und dürfen keine Fehler mehr machen. Komm, Mädel, reiß dich zusammen, rauch eine Zigarette und schnäuze dir die Nase, wir sind ja auch noch da.«
Kein Klopfen an der Tür, keine Bestätigung von Dr. Lehmann, und doch wurde die Tür abrupt geöffnet.
»Frau Berger, was wollen Sie denn jetzt. Schon mal was von Anklopfen gehört?« Bettina, die mit einigen Unterlagen unter ihrem Arm in der Tür stand, wartete die letzte Vokabel von Lehmann nicht ab und fiel ihm sofort mit ihrer durchdringenden Stimme ins Wort:
»Ja, Entschuldigung, Chef, aber ich habe das Telefonat mitbekommen und möchte gern meine Hilfe anbieten. Wir … also ich könnte doch sofort einen Aufruf ... das könnte doch noch in die nächste Ausgabe.«
»Wenn wir Ihre Hilfe benötigen, sagen wir Bescheid, Frau Berger. Ich verlange Stillschweigen in dieser Angelegenheit. Es wird nichts
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