Zersetzt - Thriller (German Edition)
Körpergröße benötigte er nur wenige Schritte bis zu Julias Schreibtisch.
»Wir haben eine Fangschaltung installiert – ich gehe davon aus, dass es sich um Profis handelt, also wird es nicht viel bringen, dennoch ist es die normale Vorgehensweise. Mein Team steht abrufbereit, wir brauchen nur noch den genauen Treffpunkt. Frau Schröder hat also Daten aus dem Krankenhaus auf eine CD gespeichert und im Schließfach im Hauptbahnhof deponiert. Kann es sein, dass Sie, Frau Hoven und Herr von Westheim, diese wichtige "Kleinigkeit" bei Ihrer Befragung verschwiegen haben?«
Felix senkte den Kopf.
»Ähm, ja, das war dumm. Entschuldigung. Wir … ich habe nicht so weit …« Der Kommissar winkte ab.
»Dafür ist jetzt keine Zeit. Ich habe zwei meiner Kollegen zur Befragung des Personals ins Krankenhaus geschickt. Da wir davon ausgehen, dass einer von Ihnen den Schlüssel übergeben soll, werden wir Sie jetzt zur Sicherheit verkabeln. Also gehen Sie, Frau Hoven, bitte mit der Beamtin in einen Nebenraum, und Sie, Herr Westheim, bleiben hier.« Julia kannte solche Vorgehensweisen nur aus Krimis, allerdings war das nicht gerade ihr Lieblingsgenre.
Noch fünfzehn Minuten bis zum Ablauf des Ultimatums.
Dr. Lehmann kam wieder zur Tür herein und begrüßte Herrn Lenz mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter.
»Hey alter Junge, ich dachte, du bist längst im Ruhestand.«
»Das Gleiche dachte ich von dir auch. Mensch Udo, lange nichts von dir gehört. Allerdings wäre mir eine Begegnung unter anderen Umständen lieber gewesen. Deine zwei Mitarbeiter treten wohl in deine Fußstapfen, was?« Die Begrüßung wurde durch das Klingeln von Julias Telefon unterbrochen. Als hätte jemand die Pause-Taste am CD-Player betätigt, hielten alle sofort in ihren Bewegungen inne. Der Kommissar gab Julia ein Zeichen, woraufhin sie den Hörer abnahm und gleichzeitig die Mithörfunktion betätigte.
»Sie haben unsere Anweisungen nicht befolgt und die Polizei informiert. Das war´s.«
»Nein, warten Sie! Neeeiiin …« Doch aus dem Mikrofon klang nur noch der immer wiederkehrende Ton, der das Auflegen des Gesprächspartners signalisierte.
Kapitel 17
W ie paralysiert starrte Julia auf das Telefon, doch je länger sie es fixierte, umso verschwommener wurde das Bild. Ihr Schreien, das in ihren Ohren nachhallte, wurde leiser und verstummte.
»… Drei, Sie fühlen sich wohl und öffnen langsam die Augen.« Die beruhigende Stimme von Frau Dr. Seifert führte Julia zurück aus der Hypnose. Die Psychologin sagte kein Wort und ließ Julia Zeit, bis sie selbst zu einem Gespräch bereit war.
»Es war so real, nein… es ist real. Wie konnte ich das nur vergessen oder verdrängen, solche einschneidenden Erlebnisse«, sagte Julia.
»Genau das ist das Charakteristische an der dissoziativen Amnesie. Die Erinnerungslücken entstehen meist im Zusammenhang mit traumatischen Ereignissen. Der Unterschied zur Amnesie ist hierbei, dass die Beeinträchtigungen in Ihrem Gedächtnis reversibel sind. Das heißt, die Erinnerungen können durch eine Therapie oder Hypnose schneller und meist lückenlos wieder abgerufen werden«, erklärte Dr. Seifert.
»Warum haben Sie mich zurückgeholt, gerade jetzt?«
»Ihr Blutdruck und der Puls waren viel zu hoch, was natürlich in Anbetracht der Geschehnisse kein Wunder ist. Sie erleben in Trance alles noch einmal hautnah mit.« Seifert trat neben Julia und legte zur Kontrolle das Blutdruckmessgerät an.
»Er ist zwar noch erhöht, aber er reguliert wieder.«
Die Schmerzen, die Julias Körper quälten, hatte sie in Trance nicht spüren können, doch jetzt kamen sie unerbittlich zurück und malträtierten sie aufs Neue. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn – kalter Schweiß. Die Wolldecke war ein Stück nach unten gerutscht. Sie versuchte, diese wieder hochzuziehen, doch die mit Brandwunden übersäte Hand gehorchte Julia nicht. Dr. Seifert stand auf und ging an ihren Medikamentenschrank.
»Ich gebe Ihnen jetzt eine Spritze, dann geht es Ihnen gleich besser«, sagte die Psychologin und injizierte Julia das Medikament. In Anbetracht ihres Zustandes und des Vertrauens, das Julia Dr. Seifert entgegenbrachte, fragte sie nicht, um welches Mittel es sich handelte.
Das Präparat verfehlte seine Wirkung nicht. Nach einigen Minuten reduzierten sich die Schmerzen auf ein erträgliches Level.
»Ihr Blutdruck ist wieder im normalen Bereich. Ich kann Sie nicht immer wieder in Hypnose versetzen, das ist zu
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