Zersetzt - Thriller (German Edition)
Lenz.
»Was ist mit Sarah?«, brachte Julia leise hervor.
»Gott sei Dank konnten wir das Kind aus einer kleinen Hütte im Wald auf Pupescus Grundstück befreien. Es geht ihr gut. Sie wird auch psychologisch betreut. Ich will gar nicht darüber spekulieren, was gewesen wäre, wenn wir nur ein paar Minuten später am brennenden Bootshaus ...« Felix, der beobachtete, dass sich Julia ständig auf die Unterlippe biss, schenkte ein Glas Wasser ein und half ihr einen Schluck zu trinken. Julia sah auf das Bild, das an der gegenüberliegenden Wand hing und eine kleine Familie am Strand zeigte. Daddy. Ich muss unbedingt zu ihm. Durch die Recherchen konnte ich nur immer kurz mit ihm telefonieren. Sobald ich hier raus bin, fahre ich in die Reha und besuche ihn.
Als Julia fast die Augen zufielen und sie ihren Kopf zur Seite drehte, sagte Felix:
»Ich glaube, sie braucht jetzt ihre Ruhe, das war s-s-sehr anstrengend.«
Kapitel 20
K ati Schröder sah blass aus und hatte abgenommen. Kein Wunder, wenn sie so lange im künstlichen Koma lag und über Sonden ernährt wurde. Aber sie ist wach, ansprechbar und auf dem Weg der Besserung. Eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, nicht auszudenken, wenn sie gestorben wäre oder mit einer schweren Behinderung weiter leben müsste .
»Gott sei Dank«, sagte Julia, beugte sich zum Krankenbett und umarmte die Oberschwester vorsichtig. Nur noch ein kleiner Kopfverband erinnerte an die schwere Verletzung. Die medizinischen Geräte standen abgekabelt in der Ecke.
»Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber die Ärzte sagen, das regeneriert sich mit der Zeit wieder«, formulierte Kati noch sehr leise.
»Das wird schon. Die Hauptsache ist doch, dass keine Schäden zurückbleiben.«
»Ja«, strahlte Kati ihr entgegen, »meine Kinder durften mich auch schon besuchen. Sarah leidet noch unter einem Schock. Die Polizei hat mir alles erzählt. Danke Julia, dass du dich für meine Kleine so eingesetzt hast – und für mich.« Tränen kullerten aus Katis Augenwinkeln und tropfen auf das Kopfkissen. Julia streichelte über ihren Arm.
»Ich habe mir die größten Vorwürfe gemacht. Nicht auszudenken, wenn …«
»Alles gut, Julia, ich bin ja selbst ein großes Mädchen. Na ja, diesmal war ich froh um die Hilfe eines anderen großen Mädchens«, lächelte Kati.
»Meine Mutter hat mich besucht. Sie haben die fehlerhaften Brustimplantate ausgetauscht. Das ausgelaufene Material konnte zwar nicht ganz entfernt werden, doch sie ist auf dem Weg der Besserung. Aber was ist denn jetzt mit euren Recherchen und was ist mit deiner Hand passiert?«
»Das erzähle ich dir alles, wenn du wieder auf den Beinen bist. Erhol dich jetzt erst mal. Robert wartet vor der Tür. Wir fahren zu meinem Vater in die Rehaklinik.«
Auf dem Parkplatz ging Julia geradewegs auf Roberts Porsche zu, doch er hielt sie zurück.
»Nein Schatz, der gehört mir nicht mehr. Den habe ich an einen Kollegen verkauft.« Robert öffnete den Kofferraum eines anthrazitfarbenen Opel Astra älteren Baujahres und stellte Julias Tasche hinein.
»Wir müssen dringend reden, mir gehen so viele Fragen durch den Kopf«, sagte Julia, als sie sich anschnallte.
»Ja, das kann ich verstehen. Frag einfach. Wir fahren etwa zwanzig Minuten bis in die Rehaklinik. Aber bevor nicht alles geklärt ist, vor allen Dingen, wer dich immer wieder ungefragt in deiner Wohnung aufsucht, wohnst du doch bei mir, oder?« Wenn du tatsächlich mit Pupescu unter einer Decke steckst, werde ich bestimmt nicht bei dir wohnen.
»Das entscheide ich nach unserem Gespräch«, erwiderte Julia ablehnender als gewollt.
»Steckst du mit Pupescu unter einer Decke?«
»Nein«, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. »Nachdem wir die schadhaften Prothesen entdeckt hatten und immer mehr Patienten, auch in anderen Krankenhäusern eingeliefert wurden, bin ich der Sache nachgegangen. Von welchen Herstellern die Medizinprodukte bezogen wurden, hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt nur sekundär interessiert. Dafür war schon immer die Klinikleitung zuständig. Dann habe ich ein Gespräch mit Dr. Pupescu geführt. Du hast ja einige Bruchstücke davon mitbekommen, nicht wahr?« Robert bremste an der roten Ampel und legte seine Hand auf Julias Knie.
»Und wenn du nicht das komplette Gespräch belauscht hast, ist ganz klar, was du jetzt von mir denken musst.« In Julia keimte das schlechte Gewissen auf. Habe ich zu vorschnell geurteilt? Und das passiert
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