Zersetzt - Thriller (German Edition)
hohe Provisionen von Prothes kassiert. Wenn die Firma die Einzelteile für Implantate aus China bezogen hat, war die Gewinnspanne für jedes einzelne Produkt immens.«
»Allerdings wusste der Chefarzt nichts davon, was sein Stiefsohn alles anstellt. Pupescu war auf Vortragsreise, ließ in der Zeit seine Villa renovieren und übergab seinem Stiefsohn den Schlüssel zur Kontrolle. Wie habt ihr überhaupt die verwandtschaftlichen Verhältnisse herausgefunden? Da beide einen unterschiedlichen Nachnamen tragen, war das ja nicht offensichtlich.« Lenz rutsche ein Stück näher ans Krankenbett.
»M-m-mein Charme«, grinste Felix.
»Als Julia die Augen des ominösen Feuerwehrmannes an der U-Bahn-Station zuordnen konnte, s-s-sind wir ins Elisabethen-Krankenhaus gefahren und haben die Krankenschwestern befragt. Da hatte ich dann ein nettes Gespräch mit einer kleinen Blonden …«, Felix lachte,
»sexy, s-s-sag ich euch, und die hat so gern m-m-mit mir geplaudert.« Julia zwickte Felix in die Hand.
»Nur S-S-Spaß«, zwinkerte er ihr zu.
»Der Stiefsohn von Dr. Pupescu leidet unter Schizophrenie. Nach seiner Festnahme und der Vernehmung haben wir unseren Polizeipsychologen dazugebeten. Auf den Fotos, die Sie im Bootshaus gefunden hatten und retten konnten, war ganz klar zu erkennen, dass er Kati Schröder beobachtet hatte. Durch den Artikel "Rettung in letzter Minute" im Berliner Anzeiger ist er auf Sie, Frau Hoven, und Herrn von Westheim gestoßen. Der Psychologe hat uns einiges erklärt, aber hören Sie selbst.« Lenz zog ein digitales Aufnahmegerät aus der Tasche und schaltete es an. Er drückte auf Wiedergabe und spielte die Befragung zwischen dem Polizeipsychologen und dem Stiefsohn von Dr. Pupescu ab.
»Wer hat Ihnen den Auftrag, erteilt Kati Schröder zu beschatten?«
»Die Stimmen, sie sind immer da, sie sagen mir, was ich tun muss.«
»Welche Stimmen?« Es folgte ein klatschendes Geräusch. Julia ging davon aus, dass sich der Befragte an den Kopf geschlagen haben musste.
»Da, da drin. Sie sind immer da, sie sagen mir, was ich tun muss und ich muss gehorchen.«
»Warum haben Sie Kati Schröder verletzt und in den Hundekehlsee gestoßen?«
»Sie hat nicht das gemacht, was ich sagte, und man muss sich doch an Regeln halten. Stimmt's, man muss sich an Regeln halten?«
»Ja, das muss man. Eine Regel besagt aber auch, dass man Menschen keinen Schaden zufügen darf«, erwiderte die ruhige Stimme des Psychologen.
Es entstand eine kleine Pause, und ein Knacken war zu hören, wie es Finger erzeugen, wenn die Gelenke zu sehr gedehnt werden.
»Die Oberschwester wollte Vater schaden, war an seinem Computer in seinem Büro. Ich habe sie beobachtet. Sie hat Daten auf eine CD gespeichert, geklaut. Sie hat gegen die Regeln verstoßen. Das darf man nicht, die Daten gehören Vater.« Die Stimme klang aufgeregt, nervös und unsicher. Anders als Julia sie von der kurzen Begegnung in Erinnerung hatte.
Felix gab ein Handzeichen, sodass Kommissar Lenz die Pause-Taste betätigte.
»Wie äußert sich denn diese Krankheit?«, wollte Felix wissen.
»Ich habe einige Semester Psychologie belegt«, mischte sich Julia ein, »daher weiß ich, dass Schizophrenie eine schwere psychische Erkrankung ist. Es gibt zwar unterschiedliche Erscheinungsformen, doch sie ist immer durch Störungen des Denkens und der Wahrnehmung gekennzeichnet. Menschen, die unter diesem psychischen Defekt leiden, sind im Allgemeinen sehr intelligent. Sie können sich in einem Moment sehr gewählt artikulieren, freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend sein und sich in der nächsten Sekunde in das genaue Gegenteil verwandeln«, erklärte sie.
Nach diesem kurzen, diagnostischen Vortrag drückte Lenz wieder auf Play.
»Sie hat die Informationen weitergegeben, ich hab´s gesehen, ich bin ihr gefolgt in die Zeitung, bevor sie an den See gekommen ist. Da musste ich doch reagieren. Und ich musste doch wissen, wer die Informationen jetzt hat, das sind die Regeln, basta!«
»Was haben Sie dann getan?«
»In der Zeitung stand, wer Kati Schröder gerettet hat, diese Hoven und der Fotograf. Die Stimmen haben dann eins und eins zusammengezählt, die sind ja nicht dumm. Als der Fotograf in der Tiefgarage ans Schließfach wollte, bäm, musste ich die Regeln einhalten.« Lenz schaltete das Gerät aus.
»Das war´s, mehr wollte der Assistenzarzt Martin Jordan nicht sagen. Seit dem schweigt er und verlangt nach seinem Stiefvater Dr. Pupescu«, sagte
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