Zersetzt - Thriller (German Edition)

hat, kannst du schon bald wieder entlassen werden. Ich reiche dann ein paar Tage Urlaub ein und würde dich abholen, wenn es dir recht ist. Das können wir aber auch später noch besprechen. Jetzt ruh dich noch etwas aus.« Robert verabschiedete sich von Julia, drehte sich unter der Tür noch mal um und lächelte ihr beim Rausgehen zu.
     
    Auch wenn sie mittlerweile Zweifel an der Integrität von Robert hegte, sie liebte ihn. Ganz tief in ihrem Herzen kämpften zwei imaginäre Widersacher. Doch bisher war keine Zeit für eine Aussprache mit Robert gewesen, keine Zeit, um den Zwiespalt, in dem sie sich befand, zu kitten und die Skepsis aus dem Weg zu räumen .
     
    Schon am nächsten Tag standen Dr. Lehmann und Kriminalhauptkommissar Lenz in dem kleinen weiß getünchten Raum neben Julias Bett.
    »Mensch, Frau Hoven, wenn Sie nicht mal Ihr Temperament zügeln und auf mich oder meine Kollegen warten, geht das irgendwann schief. So, dann mal zum Thema. Sie hatten vollkommen recht. Sie haben ihn tatsächlich an seinen Augen erkannt. Das Chaos, das er in der U-Bahn-Station angerichtet hat, war unbeschreiblich. Es explodierten fünf Mülleimer in regelmäßigen Abständen von zwei Minuten. Das Fazit sind zweiunddreißig Leichtverletzte und acht Schwerverletzte.« Lenz senkte den Kopf.
    »Und eine Tote. Die ältere Dame stürzte zu Boden, wurde niedergetrampelt und starb an einem Herzinfarkt.« Julia schüttelte betroffen den Kopf.
     
    Sie drückte auf einen Knopf, der an der Fernbedienung ihres Bettes angebracht war. Das Kopfteil bewegte sich langsam nach oben und so konnte sie, um dem Gespräch besser zu folgen, eine halb sitzende Position einnehmen.
    »Wo ist Felix?«, wollte Julia wissen.
    »Hier«, juchzte Felix, der im gleichen Moment die Tür geöffnet hatte. Er drängte die anwesenden Herren an die Seite und setzte sich auf die Bettkante. Julias Herz machte einen kleinen Freudensprung, als Felix ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Er war ihr Verbündeter, ihr Freund in der Not, ihr Kumpel, der beste Wegbegleiter, den sie sich vorstellen konnte. Mit Felix konnte sie albern sein, Pferde stehlen, er würde sie nie im Stich lassen oder enttäuschen und vor allen Dingen nie hintergehen. Oder fühlte sie auch für ihn mehr, mehr als sie sich selbst eingesehen wollte? Nein, sie liebte Robert trotz dieser vermaledeiten Zweifel. Robert war ein Mann von Welt, gewandt, sinnlich und unsagbar romantisch.
     
    Ihre Gedanken wurden durch Kriminalhauptkommissar Lenz unterbrochen. Er nahm sich einen Stuhl und platzierte ihn neben Julias Bett.
    »Seit wann ist denn der Chefarzt der Kardiologie Dr. Pupescu der medizinische Klinikleiter?«, fragte Julia.
    »Seit etwa zwei Jahren. Also genau innerhalb des Zeitraumes, in dem die schadhaften Implantate aufgetaucht sind. Er ist gleichzeitig Vorsitzender eines Klinikverbandes und konnte so gezielt den anderen Krankenhäusern dazu raten, bei Prothes zu bestellen«, antwortete Lenz.
    »Dr. Pupescu ist Kardiologe, er ist also für die Bestellungen von S-S-Stents zuständig, aber doch nicht für orthopädische Produkte, oder?«, mischte sich Felix ein.
    »Als medizinischer Klinikleiter kann er bestimmen, von welchem Hersteller die Produkte bezogen werden, aber der zuständige Arzt in der Orthopädie hat Mitspracherecht.« Robert?
    »Wie s-s-sollen wir die Zusammenarbeit zwischen der Klinikleitung und Prothes beweisen?«, unterbrach Felix Kriminalhauptkommissar Lenz.
    »Können Sie sich daran erinnern, dass ich kurz verschwunden war, nachdem der Schließfachschlüssel im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufgetaucht ist?«, fragte der Chefredakteur.
    »Ja.«
    »Ich hatte Felix kurz nach dem "Auftauchen" in mein Büro gebeten, habe den Schlüssel mitgenommen und ein Duplikat anfertigen lassen. Dann fuhr ich zum Hauptbahnhof und habe die CD, die Oberschwester Kati hinterlegt hatte, im Schließfach gegen eine leere Daten-CD ausgetauscht. Ich war rechtzeitig zurück und konnte so den Original-Schließfachschlüssel an Lenz übergeben.«
    »Ja, der Udo Lehmann ist immer noch das alte Schlitzohr von früher. Aber so ganz ungefährlich war diese Aktion nicht, und vor allen Dingen wieder ohne mein Wissen. Ich sag´s ja, diese Zwei hier treten in deine Fußstapfen«, konterte Lenz.
    »Hier sind die Unterlagen. Eine Kopie für Ihre Story ist sicher bei mir aufgehoben«, erwähnte Lehmann und zeigte Julia die ausgedruckten Informationen.
    »Diese Kontoauszüge beweisen, dass Dr. Pupescu erschreckend