Zersetzt - Thriller (German Edition)
und ging einige Schritte näher zu den mit Fotos, Artikeln und Zetteln bestückten Holzpaneelen. Felix schob zerschnittene Zeitungen, Klebestifte und einen dicken roten Marker zur Seite und stellte die Lampe auf das Sideboard. Julia riss eines der markierten Fotos ab. Ich am Schreibtisch in der Redaktion. Das wurde durch die spiegelnde Glasscheibe aufgenommen. Sie griff nach dem nächsten Bild. Im Krankenwagen am Hundekehlsee. Der ist total durchgeknallt.
»Ich hab mich also nicht getäuscht, der Typ ist irre«, kommentierte Julia.
»Ja, der hat Kati und uns beide beobachtet… riechst du das auch?«
»Nein, was denn?«
»Ich kann m-m-mich auch täuschen«, erwiderte Felix und wandte sich den Fundstücken zu.
»Hier, Kati vor der Zeitungsredaktion mit dem Briefumschlag, in dem der Schließfachschlüssel und das Rätsel waren. Er hat Katis Kopf rot eingekreist und ein Kreuz darüber gemalt … jetzt rieche ich auch etwas.«
Felix kontrollierte sofort die Öllampe.
»Die ist okay. S-S-Scheiße, wo kommt das her?« Ein Gemisch aus verbranntem Holz und Brandbeschleuniger, wie man ihn für einen Kohlegrill verwendete, lag in der Luft. Der Gestank wurde intensiver, je weiter sie zurück in den großen Raum gingen. Durch die Eingangstür schossen die ersten Flammen, und von den Holzläden quetschte sich Qualm durch die Ritzen der undichten Fensterrahmen.
»Wir m-m-müssen raus hier.« Felix rannte panisch zu den anderen zwei Türen, die in Richtung See führen mussten. Sie waren verschlossen.
»Ich m-m-muss eine einschlagen, komm, hilf mir etwas zu suchen.« Aus den Spalten züngelten ihnen Flammen entgegen. Sie suchten hektisch nach einem Gegenstand, mit dem sie die Holztüren einschlagen könnten. Aus jeder Lücke drängten sich dunkle Rauchschwaden ins Innere. Julia hechtete an den Wasserhahn in der Kochecke und befüllte Töpfe und Schüsseln.
»Das reicht nicht, Julia! Zieh dein T-Shirt aus, m-m-mach es nass und halte es vor Mund und Nase«, rief Felix und warf sich zum dritten Mal mit seinem vollen Körpergewicht gegen eine der Türen.
Der Qualm wurde dichter und Flammen schossen direkt auf Julia zu. Sie hielt schützend das nasse Shirt vor ihr Gesicht. Ich muss die Beweise von der Wand reißen. Julia rannte in den Nebenraum zurück. Sie musste husten und konnte kaum noch durchatmen. Sie riss den Zeitungsartikel und einige Bilder herunter. Als sie nach dem nächsten Beweisstück greifen wollte, löste sich eine brennende Paneele von der Wand und stürzte herunter.
»Juliaaa«, war das Letzte, was sie hörte, als sie zu Boden ging.
Kapitel 19
J ulia konnte die Krankenschwester, die vor ihrem Bett stand, nur schemenhaft erkennen. Sie war viel zu schwach, um ihre Augen vollends zu öffnen. Julias rechte Hand war dick verbunden, und durch einen Schlauch in ihrer Nase wurde Sauerstoff zugeführt.
»Kann ich Ihnen noch etwas Gutes tun, Frau Hoven?«
»Wo ist Robert, und wo ist Felix?«, brachte Julia leise hervor.
»Das haben Sie mich schon x-mal gefragt. Sie dürfen schon bald Besuch bekommen.« Das Klopfen an der Zimmertür unterbrach die Krankenschwester.
»Hallo, Julia, ich sehe schon, ich kann dich nicht mehr alleine lassen.« Robert kam mit einem großen Strauß roter Rosen in der Hand herein. Er versorgte die Blumen mit Wasser und stellte die Vase auf den kleinen Tisch in der Ecke.
»Jetzt sind Sie ja in den besten Händen.« Die Krankenschwester nickte Julia freundlich zu und ging aus dem Zimmer.
»Du hast mir einen heftigen Schreck eingejagt.« Robert setzte sich auf die Bettkante und gab Julia einen Kuss.
»Hallo.« Sie musste das Gesicht verziehen. Die höllischen Schmerzen, die von ihrer Hand ausgingen, breiteten sich wie eine Welle in ihrem Körper aus.
»Ich habe mit deinem behandelnden Arzt gesprochen. Die Hautoberfläche weist eine Verbrennung zweiten Grades auf. Die Schädigung hat sekundär zu einem Kreislaufschock geführt.« Sie sog den zugeführten Sauerstoff tief in ihre Nase. Atmete ein und durch den Mund wieder aus. Die ausgehende Luft zischte durch ihre Zähne. Robert fühlte ihren Puls und überprüfte den Blutdruck.
»Du hast Schmerzen, warte, ich spritze dir ein Medikament, dann geht es dir gleich besser.«
Robert injizierte eine Lösung in den Tropf.
»Die Epidermis und die Dermis sind betroffen, aber zum Glück nicht die tiefer liegenden Hautschichten. Mein Kollege geht daher von einer Heilung ohne Narbenbildung aus. Wenn sich dein Kreislauf stabilisiert
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