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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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Gefühle in mir aufkamen. Dinge, die Dr. Craig nicht gefielen, genauso wenig wie die Erinnerungen an Ereignisse, die ich vergessen sollte.
    Eines Nachts, als ich schlief, gelang es dem Mann, der mir den Zettel zugesteckt hatte, sich in mein Zimmer zu schleichen. Mit leiser Stimme sprach er voll Traurigkeit von anderen Zeiten, anderen Orten. Am liebsten hätte ich laut gebrüllt, um die Wachen zu alarmieren, damit die Stimme endlich ein für alle Mal verstummte. Aber das habe ich nicht getan.
    Er hat Pläne geschmiedet. Nächste Woche würden wir fliehen. Doch ich habe nur den Kopf geschüttelt, nein. Wovor habe ich mich eigentlich gefürchtet? Keine Ahnung. Den Ort zu verlassen, den ich abgrundtief hasste? Ich war durcheinander und sehnsüchtig zugleich. Dann hat er die Hand ausgestreckt. Darin lag ein geschnitztes Holzstückchen, das aussah wie ein Turm.
    Als ich es mit der linken Hand umschloss, blitzte eine Erinnerung in mir auf.
    »Daddy?«, flüsterte ich und er lächelte selig.
    Daraufhin nahm er mir den Turm wieder ab. »Den bewahre lieber ich auf, damit ihn keiner sieht. Aber wenn du ihn auf deiner Fensterbank findest, ist es das Zeichen, dass wir in der nächsten Nacht abhauen. Halt dich bereit.«
    Jede Nacht habe ich die Fensterbank abgesucht. Dann endlich fand ich den Turm zwischen Gitter und Rahmen, wo ihn keiner sehen konnte und nur kleine Finger ertasten und greifen konnten.
    In der Nacht, als er meine Tür aufschloss und mich bei der Hand nahm, war alles still. »Leise«, raunte er und wir stahlen uns durch den Flur ins Freie. Was war mit den Wächtern? Da waren keine, doch als wir ums Haus herumgingen, lugten unter der Hecke Füße hervor.
    Er flüsterte mir ins Ohr, dass am Strand ein Boot für uns bereitläge und wir uns beeilen müssten, um die Flut zu erwischen. Wir hatten die letzten Dünen schon fast hinter uns gelassen und das Meer war nicht mehr weit, da geschah es. Geräusche in der Ferne. Stimmen.
    »Lauf, Lucy.«
    Und wir rannten. Hand in Hand rannten wir fort. Hinter uns Stimmen und Schritte, die näher kamen. »Schneller!«, rief mein Vater und zog mich fort.
    Immer wieder bin ich im Sand weggerutscht.
    Dann bin ich gestolpert und hingefallen. Er hat noch versucht, mir wieder auf die Beine zu helfen, aber vor Angst und Erschöpfung konnte ich mich nicht mehr rühren. »Ich kann nicht weiter«, sagte ich weinend.
    »Vergiss es nie!«, rief er. »Vergiss nie, wer du bist!«
    Und dann haben sie uns. Ich werde unsanft weggezerrt. Daddy wird in den Sand gedrückt.
    Der Herzlose zückt lächelnd eine Pistole.
    »Mach die Augen zu, Lucy«, sagt Daddy. »Sieh weg.« Seine Stimme klingt beruhigend.
    Ich starre auf die Waffe. Nein. Bestimmt will er Daddy nur Angst einjagen, wie er es mit mir immer macht. Er wird schon nicht schießen.
    Oder?
    »Sieh weg, Lucy«, sagt Daddy, doch das liegt nicht mehr in meiner Macht, am ganzen Körper zitternd, starre ich ihn mit weit aufgerissenen Augen an, kann mich weder rühren noch den Blick abwenden.
    Rasch folgt Augenblick auf Augenblick und alles verschmilzt zu einem großen Ganzen. Der ohrenbetäubende Knall. Der Turm in meiner Hand. Der rote Blutfleck, der größer und größer wird. Als sich der Griff der Hände löst, die mich festhalten, laufe ich zu ihm, sehe meinem Vater noch einmal in die Augen, ehe er sie für immer schließt.
    Auch wenn man der Angst ins Gesicht blickt, verliert sie ihren Schrecken nicht. Sie bricht einem bloß immer wieder aufs Neue das Herz.

Bewegung. Schemenhaft nehme ich sie wahr, reagiere nicht. Bis ich auf einmal hart mit dem Kopf aufschlage und gezwungenermaßen in die Gegenwart, in meinen Körper zurückkehre, zur Besinnung komme. Ich öffne die Augen und richte mich mühsam auf. Wie viel Zeit wohl vergangen ist?
    Ich sitze auf der Erde. Rasch taste ich meinen Arm ab, die Pistole ist weg. Neben mir steht ein bewaffneter Lorder. Als ich mich rege, dreht er sich zu mir, er ist auf der Hut.
    Coulson bellt seinen Lordern Befehle zu, die daraufhin im Wald verschwinden, sie sind wohl auf der Jagd nach jemandem. Wem?
    Tori wird von einem Lorder festgehalten, ihr auf den Rücken gedrehter Arm lässt vermuten, dass sie sich gewehrt hat. Cam sitzt ebenfalls auf dem Boden, das Gesicht abgewandt. Ein Sanitäter kümmert sich um seine Kopfverletzung. Dr. Lysander ist auch da, spricht mit Coulson. Katran ist tot, ich habe einen dicken Kloß im Hals. Er hat es verdient, dass man sich an ihn erinnert, doch ich scheue mich, über den

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