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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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dort Gefahr ausgehen.
    »Es gibt Ärger.«
    »Was ist los?«
    »Tori ist weg.«
    »Was?«
    »Ich war bei einem Treffen. Und als ich zurückkam, war sie verschwunden. Sie wirkte halbwegs ruhig, bis du gestern hier warst. Worüber habt ihr gesprochen? Wo könnte sie stecken?«
    Nico hält sich zurück, aber seine Stimme klingt eindeutig angespannt. Egal, was sie anstellt – es ist meine Schuld. Wenn sie jetzt freiwillig oder gezwungenermaßen ausplaudert, mit wem sie wo gewesen ist, trage ich die Verantwortung. Schließlich bin ich der Grund, warum sie hier ist.
    »Ich weiß es nicht. Wir haben über Ben und seinen Hund gesprochen. Das war so ziemlich alles.«
    Er flucht. »Wenn dir noch was einfällt, dann ruf mich an.« Ein abruptes Klicken und dann Stille.
    Ich lehne mich zurück und starre an die Decke. Wo könnte sie sein? Ich gehe das gestrige Gespräch noch einmal durch, die wenigen Dinge, die sie gesagt hat. Tori hat sich die meiste Zeit über zurückhaltend und verschlossen gegeben. Erst als das Gespräch auf ihre Mutter und die Lorder kam, die sie von zu Hause weggeschafft haben, ist sie aufgetaut.
    Da fällt mir ein, dass ich ihr erzählt habe, dass ihre Mutter Ben gesagt hat, dass sie zurückgegeben worden sei. Tori war außer sich deswegen. Das muss es sein!
    Sie will ihre Mutter zur Rede stellen. Ruf Nico!
    Ich sollte ihm Bescheid geben. Aber ich stehe bereits, suche nach meinen Klamotten und ziehe mich im Dunkeln an.
    Diesen Schlamassel habe ich ganz allein auszubaden.
    Vorsichtig und leise schleiche ich mich aus dem Haus und hole Mums Rad aus dem Schuppen. Die Tür klappert, als ich sie schließe, und mir bleibt vor Schreck einen Moment das Herz stehen. Aber es gehen keine Lichter an, kein Vorhang bewegt sich.
    Für Diskretion ist jetzt keine Zeit. So schnell ich kann, trete ich in die Pedale und hoffe, dass mich niemand sieht.
    Ben hat mir irgendwann mal beim Laufen die Straße gezeigt, in der Tori gewohnt hat. Sie liegt gleich hinter dem Saal, wo unsere Gruppe stattfindet. Welches Haus es genau ist, weiß ich zwar nicht, aber Ben meinte damals, es sei das große ganz am Ende der Straße. Hoffentlich reicht die Beschreibung, um es zu finden.
    Wenn Nico die Adresse hat, ist das einer der ersten Orte, an dem er suchen wird.
    Und wenn er sie noch nicht hat, dann wird es bald so weit sein. Ich gebe noch mehr Gas.
    Die Nacht zieht an mir vorbei. Ich kann verstehen, warum Tori dorthin will. Sie hatte gehofft, ihre Mutter würde sie vermissen, weil sie nicht weiß, was mit ihr geschehen ist. Doch ich habe ihre Hoffnungen zerschlagen. Wie dämlich von mir! Sie wollte herausfinden, wie Ben auf ihr Verschwinden reagiert hat. Das war alles. Warum habe ich ihr nicht einfach gesagt, dass er immer wieder von ihr gesprochen hat, und ihr das mit ihrer Mutter verschwiegen? Er hat oft genug von ihr geredet. So häufig, dass ich eifersüchtig geworden bin.
    Als ich die Straße erreiche, werde ich langsamer und versuche, meine Atmung nach dieser wilden Fahrt unter Kontrolle zu bekommen. Es ist nach Mitternacht, aber das große Haus am Ende ist erleuchtet. Überall parken Autos und Klaviermusik klimpert im Hintergrund. Ein paar Gäste stehen auf dem Rasen und man hört Stimmen und Gelächter. Ich verstecke mein Rad hinter einigen Büschen und schleiche mich im Schatten näher heran. Die vielen Leute sollten Tori eigentlich abhalten. So verrückt kann sie doch nicht sein, bei dem ganzen Trubel einfach hineinzumarschieren. Oder doch?
    Hinter dem Haus beginnen ein Wanderweg und der Wald. Sicherlich würde sie sich dort verstecken.
    Auf der anderen Straßenseite stehle ich mich hinter eine Hecke und hoffe, dass die Nachbarn trotz des Partylärms schlafen und nicht aus dem Fenster schauen.
    Tori ist zwischen den dunklen Bäumen leicht auszumachen. Ihr heller Kapuzenpulli leuchtet fast in der Dunkelheit. Ich schleiche mich zu ihr und berühre sie am Arm. Erschreckt dreht sie sich um, erkennt mich aber gleich. Dann wendet sie sich wieder dem Haus zu. »Du musst lernen, dich für solche Gelegenheiten richtig anzuziehen«, sage ich.
    Sie antwortet nicht, sondern hält den Blick aufs Haus gerichtet. Dort steht ein Gruppe von sechs Leuten und unterhält sich angeregt, darunter eine Frau, alles andere sind Männer in Anzügen. Die Frau trägt ein hautenges schwarzes Kleid, in dem sie eigentlich frieren müsste. Lachend wirft sie das Haar zurück.
    »Ist sie das?«, flüstere ich.
    Tori nickt.
    Sie ist wunderschön, genau wie Tori.

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