Zersplittertes Herz
meines Lebens in einer Highschool zu verbringen.«
»Du wärst großartig. Hör auf, dich von dieser alten Geschichte beeinflussen zu lassen. Alle anderen haben damit abgeschlossen. Jetzt bist du dran.«
Sie weicht einen Schritt zurück, ihre grünen Augen wirken hart. »
Fick. Dich
. Das waren die schlimmsten Jahre meines Lebens.«
Ich spanne mein Kinn an. »Na und? Willst du deinen Lebensunterhalt damit verdienen, mit Glas herumzuspielen? Hast du dafür viele Jobangebote gefunden?«
»Verpiss dich«, knurrt sie. »Ich weiß, du hast die vernünftige Wahl getroffen und einen Abschluss in BWL gemacht, bevor du dir deinen MFA geholt hast, aber ich bin nicht du, und ich habe nicht um deine Meinung gebeten.«
»Ich versuche bloß, zu helfen.«
»Du versuchst, mich
zu reparieren
«, spuckt sie aus. »Weißt du was? Manche Leute denken nicht, dass ich kaputt bin.«
»Wer? Asher? Klar, weil
gerade er
darüber urteilen kann, wie verkorkst das Leben anderer ist.«
»Tu nicht so, als würdest du ihn kennen. Das tust du nicht.«
Ich lache. »Oh und du schon? Komm schon, Maggie. Wie gut kannst du ihn denn kennen? Was weißt du über ihn? Kennst du seine Familie? Oder seine Pläne für die nächsten zehn Jahre? Hat er dir gesagt, was mit dem Typen passiert ist, den er zu Brei geschlagen hat?«
»Er muss mir das nicht sagen.«
Mein Mund verzieht sich in Abscheu. »Vermutlich war er zu beschäftigt damit, dich zu ficken.«
Mit Genugtuung registriere ich das heiße Brennen ihrer Ohrfeige. Das habe ich verdient.
Maggie
Meine Hand zittert, als ich sie hebe, um an die Tür von Ethan Bauers Ateliers zu klopfen. Ich habe nicht aufgehört, zu zittern, seit ich Will und seine hässlichen Anspielungen über meine Beziehung mit Asher habe stehen lassen. Um noch eins draufzusetzen, muss ich jetzt mit Ethan sprechen.
Ich will so tun, als wäre es keine große Sache, hierher zu kommen, aber ich habe zu viele Erinnerungen an dieses Atelier. Hier habe ich zu viele Fehler begangen. Ich will nicht daran erinnert werden, wie dumm ich war, seine Worte zu glauben und wie naiv meine Hoffnungen waren.
Dennoch lugt diese Hoffnung in letzter Zeit wieder in meinem Bewusstsein hervor. Wenn Asher neben mir liegt. Wenn er mich berührt.
Hat Will recht? Bin ich naiv?
Ich unterdrücke den Gedanken heftig und klopfe. Ohne darauf zu warten, dass er mich hineinbittet, öffne ich die Tür.
Oh, nein
.
Ein junges Mädchen steht in ein rotes Satinlaken gewickelt, vor dem Fenster. Ihr dunkles Haar wurde aus ihrem Nacken gehoben, und ihre Schultern sind entblößt.
»Maggie?« Ethan legt ruhig den Pinsel nieder.
Das Mädchen dreht sich mit großen Augen um, als wäre sie dabei erwischt worden, etwas viel Skandalöseres zu tun, als für einen Künstler zu posieren.
Das kann ich verstehen. Für Ethan Bauer zu posieren, ist viel erotischer, als die Berührung der meisten Männer.
»Ethan«, sage ich. Gott, ich will hier raus und das schnell. »Wir müssen reden.« Kein Grund, um die Zeit mit Höflichkeiten zu verschwenden.
»Ähm, ich …« Das Mädchen unterbricht sich mit einem schnellen Schütteln ihres Kopfes und fasst nach ihren Kleidern. »Ich lasse euch beiden ein wenig Privatsphäre.«
Einerseits habe ich Ethan Dinge zu sagen, die ich mit niemand anderem teilen will. Andererseits möchte ich aber nicht allein mit ihm sein. »Bleib. Ich brauche nicht lange.«
Ethan wischt sich die Hände an dem feuchten Handtuch ab, das an seiner Staffelei hängt, und der Geruch des Farbverdünners brennt in meiner Nase. Rote Flecken verschwinden von seinen Händen und beschmutzen stattdessen das Handtuch.
Ruckartig tauchen Bilder in meinem Kopf auf. Meine Hände bedeckt mit Farbe – das Rot und Gelb von Tulpen – wie sie über seine nackte Brust wandern. Dann ein weiteres Bild, das meine Hände mit Rot bedeckt zeigt. Aber mit Blut anstatt von Farbe.
Ich dränge die unwillkommenen Bilder zurück und gehe zum Fenster, wo das Modell eben noch posiert hat. Es zeigt eine tolle Aussicht auf den baumbewachsenen Hügel, der sich an diesem Teil des Flussufers entlang zieht. Es ist das Kunstatelier mit der besten Aussicht an der Sinclair.
Nur das Beste für den großen Ethan Bauer.
Aufsteigende Künstler aus dem ganzen Land kommen zur Sinclair, um die Möglichkeit zu haben, zusammen mit Ethan zu malen. Ein paar von ihnen kommen vielleicht sogar hier raus, ohne mit ihm geschlafen zu haben.
Das Mädchen setzt sich auf die Couch und sieht verdammt unbehaglich
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