Zerstörte Seelen
Spülmittel. Werfen Sie alles heraus auf den Rasen. Beeilen Sie sich.»
Seit dem 11. September waren alle Bostoner Einsatzfahrzeuge mit Dekontaminierungssets ausgerüstet. Darby durchwühlte das Führerhaus des Transporters, durchsuchte sämtliche Fächer der Konsole und schaute sogar unter die Sitze. Nichts Brauchbares, nur ein Erste-Hilfe-Koffer hing an der Wand hinter dem Fahrersitz. Sie öffnete ihn und durchwühlte den Inhalt. Nicht gerade optimal, aber fürs Erste musste es reichen. Sie lief auf den Rasen, riss ein paar Gazekompressen auf, verteilte sie auf dem Gras und besprengte sie mit Desinfektionsalkohol.
Als Erstes rieb sie ihr Handy ab, dann ihre Handschuhe. Sie warf die benutzten Kompressen beiseite, nahm dann die Gasmaske ab und rieb sich mit den restlichen Kompressen Gesicht, Mund und Ohren ab, bis sie brannten. Dann wählte sie die 911 und ließ die Telefonistin erst gar nicht zu Wort kommen.
«Mein Name ist Darby McCormick. Hören Sie einfach nur zu. Senior Corporal Gary Trent vom SWAT -Sondereinsatzkommando hat mich heute Abend zu einem Einsatz in einem Wohnhaus in Dover angefordert …» Sie gab der Frau die Adresse durch.
«Es haben schon ein paar Leute wegen eines Feuers angerufen», meinte die Frau, «deshalb sind einige Löschwagen auf dem Weg zu …»
«Sie müssen die Einsatzleitung informieren, dass es sich möglicherweise um einen chemischen Angriff handelt. Auf keinen Fall dürfen sich die Feuerwehrleute der Explosionsstelle ohne Gasmasken mit militärtauglichen Filtern nähern. Geben Sie weiter, dass jede Art von Schutzausrüstung, die zum Einsatz kommt, mindestens biologische Schutzstufe vier haben muss. Und jetzt wiederholen Sie, was ich gerade gesagt habe.»
«Schutzanzüge.» Die Stimme der Frau zitterte. Sie war eindeutig überfordert. «Gasmasken mit militärtauglichen Filtern.»
«Biologische
Schutzstufe
vier. Wer diese Ausrüstung nicht hat, darf sich der Explosionsstelle unter keinen Umständen nähern. Ich weiß nicht, welche Chemikalien eingesetzt wurden. Ihre Aufgabe ist es jetzt, das Ausmaß der Kontamination so weit als möglich einzuschränken. Sobald Sie die Feuerwachen angerufen haben, bringen Sie sämtliche Krankenhäuser der Gegend auf Trab. Die müssen die Eingangstüren und die Zugänge zu den Notaufnahmen sichern, damit ihre Leute Zeit haben, ihre Schutzausrüstung anzulegen. Sagen Sie denen, sie sollen auf Patienten achten, die Anzeichen von Übelkeit zeigen, Atembeschwerden haben oder Schaum vor dem Mund.»
Eine Pause. Dann sagte die Frau: «Wollen Sie etwa behaupten, es gab eine Art biologischen Angriff?»
«
Genau
das behaupte ich. Die Krankenhausangestellten werden wissen, was zu tun ist. Sie sind entsprechend ausgebildet.»
«Okay. Okay. Ich rufe sie sofort …»
«Augenblick. Sie müssen auch dafür sorgen, dass der angeschossene Mann bewacht wird. Das Opfer, das die Rettungssanitäter aus den Sträuchern vor dem Haus der Rizzos geborgen haben – wie ist sein Zustand?»
«Ließ sich nicht feststellen.»
«Der Mann ist tot?»
«Nein. Ich meine, ich weiß es nicht. Der Rettungswagen kam nie am Krankenhaus an.»
Darby warf einen Blick über die Schulter auf die Hecktüren des Panzerfahrzeugs.
Die Stimme der Frau klang hektisch. «Das Union Hospital hat angerufen und uns informiert. Sie haben keinen Kontakt mit dem fraglichen Rettungsfahrzeug. Wir haben eine Streife losgeschickt, die nach ihm suchen sollte, aber noch nichts weiter gehört. Ich habe Senior Corporal Trent über die Entwicklung in Kenntnis gesetzt, aber bis jetzt keine Antwort bekommen. Hier rufen immer nur Anwohner an, die ein Feuer melden und meinen, irgendeine Art von Explosion gehört zu haben.»
«Wen informieren Sie im Fall eines Bio-Angriffs?»
«Wir, ehm … ich, ich weiß es nicht. Wir hatten noch nie …»
«Wo ist Ihr Notfallplan?»
Darby hörte Papier rascheln.
«Wo befindet sich die nächstgelegene Militärbasis?»
«Wir haben hier keine mehr», sagte die Telefonistin.
«Was ist mit der Pease Base in Portsmouth? Die Air Force hat dort immer noch ein paar Leute stationiert. Die könnten eine Einheit mobilisieren und …»
«Die Base wurde geschlossen. Etatkürzungen. Und dass die Krankenhäuser hier auf eine größere Zahl kontaminierter Patienten nicht eingerichtet sind, weiß ich hundertprozentig. Mit zwei oder drei Opfern gleichzeitig werden sie vielleicht noch fertig, aber bei etwas so Großem …»
«Die Boston University hat ein neues
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