Zerstörte Seelen
Zimmerdecke entlang. Mit einem Blick erfasste Darby die Lage im Schlafzimmer: Neben dem Bett kniete ein SWAT -Mann am Boden, ihr den Rücken zugewandt. Sie sah die kopflosen Leichen der Zwillinge und von Charlie Rizzo. Genau wie Judith Rizzo waren sie aus nächster Nähe erschossen worden. Vom Vater der Zwillinge fehlte jede Spur. Mark Rizzo war von dem Stuhl losgeschnitten worden. Lebend weggeschleift.
Vier schnelle Schritte über den Teppich. Der SWAT -Mann schaute über seine Schulter. Darby erschoss ihn nicht. Sie ließ das Gewehr fallen, packte seinen Kopf und drehte ihn mit einem kurzen, heftigen Ruck. Knackend brach das Genick, der Mann sank zu Boden.
Neben ihm lag ein kleines Gerät. Es hatte einen Zeitschalter. Und Drähte.
Drähte, die zu sechs mit Isolierband zusammengehaltenen Dynamitstangen führten.
Die Ziffern des Zeitschalters blinkten glutrot durch die dünnen weißen Rauchschleier.
1:26.
1:25.
Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigte Darby, dass der gepanzerte Transporter noch immer vor dem Haus parkte. Die Hintertüren standen offen.
1:23.
Du kannst es schaffen. Die Zeit reicht.
Darby griff nach dem Gewehr und zählte rückwärts, während sie in den Flur zum reglosen SWAT -Mann rannte. Sie schätzte, dass er etwa so groß war wie sie und mit seiner Ausrüstung um die 90 Kilo wog.
1:19.
Ein weiterer kräftiger Tritt gegen den Kopf des Mannes, um ganz sicherzugehen, dann kniete Darby nieder und lehnte das Gewehr an die Wand. Sie packte den Mann an den Füßen und zerrte seine Beine über ihre Schultern. Er trug eine schwarze Hose und schwere Winterstiefel. Eindeutig kein Mitglied des SWAT -Teams. Trents Leute hatten alle dieselben TrainMark-Stiefel und Kampfhosen.
1:08.
Darby schlang den rechten Arm um die Beine des Mannes. Schreiend vor Schmerz richtete sie sich auf. Ihre Lunge und ihre Rippen brannten. Mit der freien Hand packte sie das Gewehr.
58 Sekunden.
Ihr Schädel pochte, jeder Atemzug schmerzte, und ihr Magen rebellierte gegen die Anstrengung, die es sie kostete, den Mann die Treppe hinunterzuschleppen. Darby stieg über die zerborstene Eingangstür hinweg, hob unter dem Türrahmen das Gewehr und blieb dann auf der Treppe vor der Haustür wie erstarrt stehen.
10. Kapitel
Der SWAT -Mann, der Darby an Manny Ramirez erinnerte und kein Problem damit gehabt hatte, offen ihre Brüste anzustarren, lag auf halbem Weg zwischen Straße und Haustür.
Seine weit aufgerissenen Augen starrten blicklos hinauf zu den Ästen, an denen der Wind rüttelte. Erbrochenes hatte sich auf den Pfad ergossen und bedeckte das Brustteil seiner Kampfweste, die behandschuhten Hände und die Ärmel.
Weitere Leichen lagen in Lachen von Erbrochenem auf der Straße. Einigen hatte man die Kampfwesten und Jacken abgenommen. Manche trugen Gasmasken. Sie hatten sie sich halb vom Gesicht gezogen, sich übergeben, waren dann ohnmächtig geworden und gestorben.
Darby hetzte an dem SWAT -Mann auf dem Boden vorbei. Aus seinem Mund quoll eine zähflüssige, weiße und schaumige Flüssigkeit, lief ihm über Kinn und Wangen.
Muss irgendeine Art von Gift sein. Aber was ist es, und wie zum Teufel ist es in das Panzerfahrzeug gelangt? Wie konnte …
Darby nahm auf der anderen Straßenseite eine Bewegung wahr. Sie hob das Gewehr.
Ein SWAT -Mann stolperte über den Rasen vor dem Nachbarhaus. Er griff sich mit den behandschuhten Händen an die Kehle. Über das Rauschen des Windes in den Ästen hinweg hörte Darby ihn nach Luft ringen.
Der Mann übergab sich, brach auf dem Rasen zusammen und versuchte wegzukriechen.
Kein Gift. Was immer es ist, es befindet sich in der Luft.
Nervengas?
40 Sekunden.
Darby erreichte die Hecktüren des Panzerfahrzeugs. Im Inneren fand sie zwei weitere Mitglieder von Trents Team, die zu Boden und gegen die Wand gesunken waren. Auch aus ihren Mündern quoll weißer Schaum. Einer der Männer schien zu leben. Noch. Als Darby ihren Gefangenen ins Fahrzeug warf, blinzelte der SWAT -Mann benommen.
Zeit, ihrem Gefangenen Fesseln anzulegen, hatte sie nicht. Sie warf die schweren Türen zu und sicherte die Griffe mit einer Plastikhandfessel.
35 Sekunden.
Darby öffnete die Fahrertür. Der Fahrer des Transporters war über dem Lenkrad zusammengesackt. Man hatte ihn in den Kopf geschossen. Sie packte ihn an seinem blutgetränkten Jackenkragen und riss ihn aus dem Sitz.
Dann warf sie sich hinters Steuer, knallte die Tür zu und gab Gas. Das Panzerfahrzeug ruckte an. Der Bär, wie Trent den
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