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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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zubewegten.
    Sie füllte den Eimer mit Seifenwasser, dann rollte sie den Mann auf den Rücken. Er blinzelte heftig gegen das Brennen in seinen blutunterlaufenen, tränenden Augen an. Darby spülte sie mit Wasser aus dem Schlauch aus und konnte das Gesicht des Mannes dabei eingehend betrachten. Es war von einem Netzwerk aus Narben – manche tief, andere fast unsichtbar – überzogen. Seine Haut war so blass, dass sie fast durchscheinend wirkte. Als hätte sie niemals die Sonne gesehen.
    Mit der Scheuerbürste voller Seifenschaum und Wasser begann sie, sein Gesicht, den Kopf und den Hals zu schrubben. Er wand sich unter ihr, röchelte und hustete wegen der Lauge, die ihm in Rachen und Nase rann. Als Darby fertig war, war seine Haut rot und wund gescheuert. Ein bellender Husten schüttelte seinen Körper.
    Darby ließ die Bürste fallen, griff zum Messer und schlitzte ihm das Hemd der Länge nach auf. Unter dem Stoff entdeckte sie dasselbe streifige Narbenmuster, das auch Charlies ausgemergelten Körper bedeckt hatte. Als wäre das Fleisch von den Knochen geschabt worden. Dieser Mann war nur unwesentlich kräftiger als Charlie. Während Darby ihn mit der Scheuerbürste bearbeitete, konnte sie gut sehen, wie seine Rippen sich unter der zerfurchten dünnen Fleischschicht abzeichneten.
    Plötzlich wusste sie, worauf das Muster der Narben zurückzuführen war.
    «Wer hat Sie ausgepeitscht?»
    Der Mann röchelte eine Antwort, die sie nicht verstehen konnte.
    «Sagen Sie das noch mal.»
    Er begann wieder zu husten. Sie zerschnitt auch den Rest seines Hemdes und ließ die Stücke beiseitefallen. Dann rollte sie ihn auf den Bauch, damit sie seinen Rücken anschauen konnte.
    Gütiger Gott …

13. Kapitel
    Auf der Wirbelsäule zwischen den Schulterblättern befand sich ein schwarzes, rechteckiges Gerät von der Größe eines Streichholzbriefchens. Die Vorrichtung hatte eingekerbte Kanten und war mit der Haut des Mannes vernäht. Keine Rötungen oder Entzündungen.
    Ein kleines grünes Lämpchen blinkte regelmäßig.
    «Was zum Teufel ist das?» Darby tippte mit dem Finger auf den Apparat.
    Der Gefangene drehte stöhnend den Kopf zur Seite. Aus seinen Mundwinkeln blubberte Seifenwasser. Oder Gift? Falls er etwas davon abbekommen hatte, konnte seine Atmung jeden Moment aussetzen, und er würde sterben. Vielleicht blieben ihr nur noch wenige Minuten, um ihn zu befragen.
    Darby griff nach dem Kampfmesser. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Schatten, die sich über ihr am Fenster drängten.
    Sie wollte keine Zeugen, also packte sie den Mann an den Achselhöhlen und hievte ihn auf die Füße. Sein nasser, seifiger Körper zitterte in der Kälte. Er wankte und drohte umzufallen. Darby hielt ihn am Gürtel und an den Plastikfesseln um seine Handgelenke fest, schob ihn am Haus vorbei in den Garten dahinter und von dort aus weiter zum stockdunklen Waldrand, wo sie unbeobachtet waren.
    Dürre Zweige knackten unter ihren Stiefeln. Zwischen den Hustanfällen hörte Darby den Mann nach Luft ringen.
    Nach kurzer Suche fand sie einen passenden Baum, weit weg von den hinteren Fenstern des Hauses. Sie schnitt die Handfesseln durch, trat dem Mann die Beine weg und schob ihn in eine sitzende Position. Er zeigte keinerlei Gegenwehr, saß einfach nur gegen den Baum gesunken da. Darby zog seine Arme hinter den Stamm und band die Handgelenke mit einem neuen Paar Plastikfesseln zusammen.
    Sie brauchte einen Mitschnitt von dem Gespräch als Beweis, aber ihr Diensthandy hatte keine Aufnahmefunktion … Darby steckte das Messer in den Gürtel und wählte ihre eigene Festnetznummer. In der Ferne hörte sie ein Geräusch wie von einem sich nähernden Hubschrauber. Wahrscheinlich ein Nachrichtensender, der Bilder von Chaos und Verwüstung einfangen wollte.
    «Fragestunde», sagte Darby, als sie den Piepton ihres eigenen Anrufbeantworters am anderen Ende der Leitung hörte. «Fangen wir mit dem Gerät auf Ihrem Rücken an. Was ist das? Welche Funktion hat es?»
    Das Display des Telefons erlosch. Darby hielt es nahe an den Mund des Mannes. Er versuchte tatsächlich, zwischen Stöhnlauten etwas zu sagen, doch sie konnte ihn nicht verstehen.
    Sie ging neben ihm in die Hocke. «Ist das eine Art GPS ?»
    Husten. Dann ächzte er ein Wort, das wie ‹Quiche› klang.
    «G-P-S?», wiederholte Darby.
    Wieder das Stöhnen, gefolgt von dem gelallten
Quiche
-Wort.
    «Sprechen Sie Englisch?»
    «Aaaa-ho … na … ah-nah-ho.»
    Er nuschelte, als wäre sein Kiefer

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