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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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gut, aber hoch…? Gloria griff skeptisch nach dem Buch und schaute, ob es etwas über seinen Fortschmiss zu berichten hatte. Wenn es jetzt sauer wäre – Gloria war es schon längst! Und tatsächlich – sie traute ihren Augen kaum, denn Gloria hatte nicht wirklich damit gerechnet, erneut lesbare Zeilen zu finden…
     
    So willst du sie brechen, die Gesetze des Seins,
verstehe und lasse sie ruhen.
Niemals du erlangst eine Ruhe,
du nicht akzeptierst, was ich tue!
     
    Zur Hölle mit dem Scheißding! Gloria starrte auf die Verse… Ein drittes Mal würde sie nicht mehr hineinsehen! Gloria dachte darüber nach, was ‹Verfluche, was du siehst› zu bedeuten hatte. Hoffentlich würde sie keine Toten sehen; das wäre so ziemlich das Schlimmste! ‹Niemals du erlangst eine Ruhe, du nicht akzeptierst, was ich tue!› Na, herzlichen Dank! Schnell klappte sie es zu und beschloss, es sobald wie möglich im Rhein zu versenken. Aber vorerst würde sie auf Kirt warten, der sich für heute schon angekündigt hatte. Gloria stopfte das Buch zurück in ihren Rucksack und überlegte, ihren Vater anzurufen. Schließlich gab sie sich einen Ruck. Sie tippte die vertraute Zahlenkombination ein und wartete das Freizeichen ab. »Gloria?« – Das war die Stimme ihres Vaters und augenblicklich schnürte es ihr die Kehle zu. »Ja, ich bin´s.« »Geht´s dir gut?« Er hörte sich weniger verärgert als besorgt an. »Ja, es ist alles in Ordnung. Tut mir leid, dass ich mich nicht schon früher gemeldet habe.«
    Es war still und Gloria wurde immer unsicherer. »Was machst du in Düsseldorf?!« Gloria blickte irritiert auf ihr Handy und hielt es sofort wieder ans Ohr. »Woher weißt du, dass ich in Düsseldorf bin?« »Es steht auf deinen Kontoauszügen!« Oh – sie musste sich eingestehen, daran nicht gedacht zu haben und klang kleinlaut: »Bist du mir böse?« Schon wieder wurde es still auf der anderen Seite. »Kleines, warum läufst du überhaupt weg? Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir mache?!« »Tut mir leid.« »Was ist denn passiert, dass du bis nach Düsseldorf fährst?« – Das war doch wohl offensichtlich! Aber wahrscheinlich schien sich ihr Vater gar nicht bewusst zu sein, dass sie das Gespräch zwischen ihm und der Polizei mit angehört hatte.
    »Ich geh´ in keine psychiatrische Klinik!« Gloria hörte ein Seufzen. »Darüber können wir doch reden. Hast du etwa gehört, was ich der Polizei erzählt habe?« »Du weißt besser als ich, dass es darüber nichts zu diskutieren gegeben hätte.« Wieder verstummte es auf der anderen Seite und Gloria wartete darauf, dass ihr Vater etwas sagte.
    »Es tut mir leid, dass ich darüber nicht vorher mit dir gesprochen habe. Aber…« Er schien nach den passenden Worten zu suchen. »Du warst ja kaum ansprechbar. Immer hast du gleich abgeblockt.« »Mit dir konnte man auch nicht reden!« Es war nicht leicht, mit ihrem Vater über all die Unstimmigkeiten zu sprechen, die zwischen ihnen lagen, doch es half Gloria ungemein. Sie telefonierten länger, als sie in all den letzten Wochen miteinander gesprochen hatten und auch für Gloria schien manches neu: Zum Beispiel, dass es weniger der Tod ihrer Mutter war, der ihn nachts mit Alpträumen quälte, sondern Glorias Zustand. Er wollte ihr eine Stütze sein, für sie da sein. Aber anstatt näher an sie heranzurücken, hatten sich beide stetig voneinander entfernt.
    »Ich wollte dir nur helfen. Mir selbst hat es viel gebracht, mit anderen über deine Mutter zu sprechen. Vor allem hatte ich Angst, dich auch noch zu verlieren, weil du dich abgekapselt hast. Und dann hatte ich dich ja auch verloren – von jetzt auf gleich warst du weg, spurlos verschwunden!« In seiner Stimme lag Traurigkeit und Gloria bekam nur einen Schimmer von seiner Verzweiflung und dem mit, was er durchgemacht haben musste. Es tat ihr furchtbar leid und sie wusste, dass es nicht richtig gewesen war, einfach abzuhauen. Andererseits schien dieses triste Vakuum, das ihr alle Sinne zuschnürte, mit ihrem Ausbruch aus dem Alltag verschwunden zu sein.
    Gloria ging es jetzt besser und anstatt permanent an ihre Mutter zu denken, musste sie sich plötzlich um elementare Dinge wie Essen, Trinken und einen geeigneten Schlafplatz kümmern. Auch das Buch hatte seinen Teil daran, dass Gloria sich aus einer anderen Perspektive mit dem Tod auseinandersetzte. Denn eines schien gewiss: In Weimar versuchte sie, den Tod ihrer Mutter zu verdrängen. Hier hingegen stellte Gloria sich aus

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