Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
Vom Netzwerk:
ohne dich gekommen!« Er lachte. »Ja, das kann sein.« Kirt stand wortlos vor ihr und wirkte nachdenklich, als er schließlich seine Arme ausbreitete und näher kam. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und nahm sie kurz in seine Arme. »Also bis dann…« Gloria vermisste ihn schon jetzt, obwohl er noch gar nicht fort war. Kirt ließ wieder los und sah sie an. Sie fand sein Verhalten seltsam und fragte sich, was ihm durch den Kopf ging, als Kirt ihr mit dem Zeigefinger einen kleinen Stups auf die Nasenspitze gab. »Mach´s gut.«
    Er ging an ihr vorbei und verschwand. Glorias Blick war immer noch auf dieselbe Richtung geheftet. Da stand sie nun – allein. Und plötzlich fand sie es unendlich schwierig, wieder allein zu sein. Der Tag zog sich… Wie schon vermutet, riss die ungewohnte Einsamkeit plötzlich ein Loch. Mit niemanden konnte sie sprechen. In Weimar hingegen wollte sie gar nicht reden! Gloria fiel auf, wie viel sich bereits verändert hatte, seit sie abgehauen war. Ihr Vater tat ihr unendlich leid, aber für sie war es definitiv die richtige Entscheidung. Gloria setzte sich ins Gras und zog das Handy aus ihrem Rucksack. Immer wieder hatte sich ihr Vater gemeldet und sie antwortete peu à peu mit SMS. Es schien nur fair zu sein, erneut ein Lebenszeichen von sich zu geben. Also begann Gloria auch dieses Mal, eine SMS zu schreiben und drückte auf ‹Senden›.
    Sie dachte wieder an ihre Mutter und schien froh, die Dinge plötzlich objektiver betrachten zu können. Gloria fühlte sich nicht mehr so eingeengt in der Sackgasse aus Dunkelheit und Trauer. Der Tod ihrer Mum war schlimm, aber das holte sie nicht zurück! Bei diesem Gedanken bekam Gloria plötzlich ein schlechtes Gewissen, aber das war Quatsch! – Ihre Mutter hätte sich wahrscheinlich gewünscht, dass sie nach Möglichkeiten suchte, um die Trauer zu verkraften.
    Gloria lief den ganzen Tag planlos durch die Gegend. Erst ging sie zum Rhein, danach kaufte sie etwas zum Essen und setzte sich schließlich auf die Treppe, auf der sie Kirt neulich noch eine gescheuert hatte. Das schien schon so weit weg! – Dabei war es gar nicht lange her. Gloria wusste einfach nichts mehr mit sich anzufangen. Am besten sie würde heute Abend früh ins Bett gehen, damit der Tag schneller verging. Sie dachte an Kirt – die ganze Zeit, ununterbrochen! Verflixt und zugenäht – dieser Tag würde nie vergehen!
    Es dauerte endlos lange, bis die Sonne Richtung Westen schritt und sich mit dem Abend verabschiedete. Gloria schaffte es, sich ein paar Sitzkissen unbemerkt aus einem Biergarten zu schnappen und schlenderte Richtung Baumhaus. Dort angekommen, zurrte sie die untere Schlaufe des Seils um die Polster und bugsierte diese nach oben. Gloria legte sich entspannt auf die weiche Unterlage und beobachtete die Blätter über ihr. Jedes einzelne bewegte sich im Wind und raschelte. Ihre Gedanken kreisten abwechselnd um Kirt, ihren Vater und um das Buch. Sie holte es hervor und verbrachte die Zeit damit, es genauestens anzusehen.
    Der braun-blaue Einband und die metallenen Verzierungen verliehen diesem Buch eine eigene Aura! Gloria blätterte entspannt die Seiten um. Warum musste dieses Ding eigentlich immer Gedichte schreiben? Konnte es nicht auch mal etwas ganz Leichtes erzählen? Sie dachte an die Gute-Nacht-Geschichten, die ihr damals als Kind von ihren Eltern vorgelesen wurden. Gloria vermisste ihren Vater; und auch ihre Mutter. Hätte sie noch ein Geschwister, wäre manches leichter. – Dann gäbe es noch jemanden, der genauso aufgewachsen wäre wie sie; und der jetzt mit ihr zusammen ihre Mutter vermissen würde – genauso wie sie.
    Gloria fühlte sich allein und vermisste zum ersten Mal seit langem einen Freund. Wie ging es wohl Manu – ihrer einzigen, echten Freundin? Gloria blätterte wahllos im Buch herum, als sie auf der nächsten freien Seite plötzlich einen langen Text fand! Die Linien hörten gar nicht mehr auf, sich wie Schlangen auseinander zu weben und ergaben eine richtig lange Abendlektüre. Es war dieses Mal kein Gedicht und Gloria fragte sich, ob das Buch ihre Gedanken wahrnahm. – Denn immerhin schienen alle Texte auf ihre persönliche Situation zugeschnitten zu sein. Plötzlich war sie zum ersten Mal richtig froh, das Buch aus den Flammen gerettet zu haben und begann zu lesen…
    Die Geschichte vom kleinen Schmetterling
    Es war einmal ein kleiner Schmetterling mit einem gebrochenen Flügel. Welcher Sinn ging einher mit dem Dasein eines

Weitere Kostenlose Bücher