Zerteufelter Vers (German Edition)
immer noch der ätzende Schwindel. Gloria schaute missmutig auf ihre Schuhe. Die sahen aus wie Hund, aber Geld für neue besaß sie nicht. Gloria sah sich um, damit sie einen Überblick von der Hütte und dem Gelände bekam. Diese Erkundung stellte sie schnell ein, als sie merkte, dass es ihr zu viel wurde.
Was sie noch gar nicht bedacht hatte, war der Inhalt des Buches… Sollte sie einen Blick hineinwerfen? Gloria überlegte, was sie wohl erwartete. Immerhin hatte Gloria gleich mehrere Sachen unternommen, zu denen ihr das Buch sicherlich etwas zu sagen hatte: Zum einen ihr Versuch, gegen das Buch zu rebellieren und es auf die Probe zu stellen… Gloria musste unweigerlich grinsen. Zum anderen hatte sie Rommerz von ihrem Wissen berichtet – dem Taxifahrer jagte sie ebenfalls damit Angst ein… Welchen Ton würde das Buch wohl anschlagen? Sie legte sich auf ihre Matratze. Für einen kleinen Moment wollte Gloria erst einmal verschnaufen. Jeder Schritt, jede Bewegung machte sich bemerkbar. Gloria schloss die Augen. So schnell, wie die Kopfschmerzen gekommen waren, so rasch klangen sie auch wieder ab, sobald sie sich hinlegte. Das war gut.
Gloria spürte, wie sich ihr Körper entspannte. Sie genoss die Stille, als sie plötzlich ein Auto hörte – kurze Zeit später Türenschlagen. Das mussten Kirt und Kitty sein. Gloria beschloss, das Buch später in Angriff zu nehmen und erst einmal die Stimmung abzuchecken. Sie hörte, wie die beiden mit Sebastian redeten und er ihnen sagte, dass sie aufgestanden war. Gloria konnte ausmachen, dass sie näher kamen und rappelte sich hoch. Sie setzte sich auf die Matratze, als Kirt gerade hereinkam. Zögerlich sah sie ihn an. Er war hübsch wie immer, aber Gloria fühlte sich mickrig und klein. Sie hatte ihm und den anderen Stress bereitet und dafür schämte sie sich ungemein!
»Hey«, Kirts Stimme klang nett. »Wie geht´s dir?« Gloria sah ihn missmutig an. »Ganz gut, danke.« »Ja?« Er lehnte sich gegen einen Stuhl und musterte ihr Gesicht. »Endlich ausgeschlafen?« Gloria schmunzelte zögerlich und nickte ihm zu. »Wir wollen heute Abend grillen – ist das für dich okay?« »Klar.« Gloria dachte daran, dass sie nun auch auf Kosten der Drei mitessen würde. Sie verfluchte ihre Idee, den Campingplatz in jener Nacht aufgesucht zu haben und nickte Kirt zaghaft zu. Er blieb an den Stuhl gelehnt stehen und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Gloria sah ihn schließlich wieder an… »Tut mir leid, dass ich euch Ärger bereite.« Er rieb sich durchs Gesicht und stütze den Ellenbogen auf die Stuhllehne, doch er antwortete nicht und das stimmte Gloria noch negativer als vorher. »Na ja, die Sache ist jetzt durch. Hauptsache es geht dir bald wieder besser…«
Dies war seine Antwort und Gloria blickte ihn traurig an. Kirt schenkte ihr immerhin ein kurzes Lächeln und ging wieder hinaus. Na super! Sie seufzte und verfluchte erneut den Tag, an dem sie zu ihnen gegangen war; verfluchte ihre Idee, das Schicksal herauszufordern und verfluchte sich selbst! Aber es würde nichts bringen: Glorias Ende musste noch gut ein halbes Jahr warten! Sie ließ sich zurück auf die Matratze gleiten und sah trübselig an die Decke. Wenn eines feststand, dann dass sie sich so früh wie möglich aus dem Staub machen würde!
Draußen hörte sie Kitty und Sebastian, während Kirt offensichtlich damit beschäftigt war, den Grill in Gang zu bringen. Gloria verspürte zwar ein deutliches Hungergefühl, aber am liebsten hätte sie sich nicht zu ihnen gesetzt. Als sie eine halbe Ewigkeit auf der Matratze herumgegammelt und dabei nach ihren Launen gelauscht hatte, rief Kirt schließlich zum Essen. Gloria stand auf, lotete mal wieder ihren Kreislauf aus und ging nach draußen zur Feuerstelle. An sich war es ganz gemütlich, wenn die Stimmung nicht derart gereizt gewesen wäre.
Gloria setzte sich auf einen Stein. Kitty saß eng bei Sebastian und schnappte sich ein Brötchen. Während Kirt ein Bratwürstchen vom Rost hob, schaute Gloria zögerlich drein, wie sie sich den anderen gegenüber verhalten sollte. Kleinlaut griff auch sie schließlich nach einem Brötchen und bestrich ihr Bratwürstchen mit Ketchup. Sie redeten nicht sonderlich viel und Gloria war sicher, dass diese Tatsache auf sie zurückgeführt werden konnte. Irgendwann schwiegen sie gänzlich – Gloria fasste sich ein Herz und ergriff schließlich das Wort:
»Es tut mir echt leid, dass ihr jetzt wegen mir Stress habt, aber ich werde mich
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