Zerwüteter Pakt (German Edition)
Beweislage war nahezu eindeutig! Allerdings hatte Herr Truhst es in der Kürze der Zeit nicht übers Herz gebracht, sie auf die Hotelrechnung anzusprechen. Was sich nun innerhalb der nächsten acht Stunden abspielte, war für Glorias Vater die wahrhaftige Hölle:
Mit einem Mal stürzten unendlich viele Gefühle und Gedanken auf ihn nieder. Wut, Angst, Verzweiflung, schierer Zorn… vermischte sich mit Enttäuschung und Hilflosigkeit. Wenn er geglaubt hatte, sein Leben seit dem Tod von Glorias Mutter wieder in den Griff bekommen zu haben, hatte er sich getäuscht. Alles drehte sich im Kreis. Wie gelähmt stand er noch immer auf dem großen Platz vor dem Café und spürte, wie es ihm den Boden unter den Füßen fortzog! Was war er nur für ein Idiot? – Ein Versager, ein Wittwer, ein Dummkopf, dem erst die Tochter davonrannte und jetzt die Freundin.
Dabei hatte sein Leben einst feste Bahnen gehabt. Er war Ehemann und Vater einer intakten Familie, wo alles seine Ordnung hatte. Er besaß einen angesehenen Beruf, war Ingenieur in einer seit zwanzig Jahren aufstrebenden Firma. Er war geachtet, respektiert und erfolgreich. Richard Truhst – dieser Name stand für Ehrgeiz und unaufhörlichem Fleiß. Wie eine Ameise hatte er tagein, tagaus für sein Lebenswerk gearbeitet, seine Familie ernährt, es allen Recht gemacht. Traurig blieb er an diesem Gedanken hängen… Er war tatsächlich nicht mehr als eine Ameise!
Seine eigene Tochter belog ihn nach Strich und Faden, rannte fort – Hauptsache weg von ihm. Und seine Freundin? Herr Truhst fuhr sich durch die Haare. Kamilla hatte einen anderen! Außer sich ging er schließlich durch die Straßen. Immer und immer wieder spulten sich dieselben Bilder vor seinem geistigen Auge ab. Sein Lebenswerk war gescheitert, seine Frau – tot! Seine Tochter – fort! Und seine neue Liebe – verlogen und untreu! Als tauchte er in einen Strudel von Gefühlen ein, vernebelte es ihm die Sinne. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sein Leben war ein einziges Wrack; zerstört und leer.
Ein triumphierendes Lächeln huschte über Melinas Gesicht, die Herrn Truhst fortwährend beobachtete. Nun war wohl der richtige Zeitpunkt gekommen, um die beste Intrige fortzuführen, die sie je gesponnen hatte! Melina griff nach ihrem Handy und rief Kamilla an. Das Freizeichen erklang und keine drei Sekunden später meldete sie sich auch schon:
»Hallo?« Melina gab sich geschäftig. »M&Q-Dienstleistungen Erfurt, guten Tag.« Kamilla wirkte überrascht. »Ja, bitte?« Melina sprach überaus freundlich: »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass das für heute angesetzte Seminar nicht stattfindet.« Enttäuscht hielt Kamilla inne. »Ach, so.« »Zwei unserer Referenten sind leider erkrankt. Sobald es einen neuen Termin gibt, werden wir uns bei Ihnen melden.« Kamilla räusperte sich. »Ja, das ist schade. Na, da kann man nichts machen.« Melinas Freundlichkeit sprang fast durchs Telefon, als sie sich bei ihr verabschiedete. Kamilla legte auf und schaute auf ihr Handy. Sie wollte es gerade fortlegen, als es erneut klingelte. Sie ging wieder ran und dieses Mal meldete sich eine Männerstimme:
»Hallo Kamilla… Du hattest mich gestern versucht zu erreichen?« Verdutzt hielt Kamilla inne. »Martin?« Sie freute sich riesig über seinen Anruf, allerdings wirkte sie auch genauso irritiert: »Ich hab´ dich doch gar nicht angerufen.« »Doch klar… Deine Nummer steht in meinem Display als unbeantworteter Anruf.« Kamilla stutzte. »Dann muss ich scheinbar irgendwann vergessen haben, die Tastensperre einzuschalten.«
Kamilla wirkte nachdenklich. »Ich freue mich trotzdem, dass du anrufst. Wie geht´s dir?« Martin lachte. »Sehr gut, danke. Weißt du was? Ich habe heute ein Meeting mit einer jungen Dame gehabt. Wir haben irgendwann doch tatsächlich über den Sinn des Lebens philosophiert, über Familie und Geschwister… So was ist mir noch nie passiert!« Kamilla zog die Augenbrauen hoch. »Na, das muss ja eine beeindruckende Frau gewesen sein. Und jetzt willst du von mir wissen, wie du sie am besten rumkriegst, richtig?« Kamilla lachte, als Martin ihr ins Wort fiel:
»Nein, ganz anders. Wir sprachen irgendwann darüber, dass man sich oftmals viel zu selten trifft und… Ach, ich kürz´ es mal ab. Was hast du heute Abend vor?« Kamilla lachte überrascht los. »Na ja… Ich werde wohl mit meinem Freund zu Hause auf dem Sofa rumlümmeln. Aber du kannst trotzdem gerne kommen.« Martin wirkte überaus
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