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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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»Na, da kommen wir doch selbstverständlich mit. Du brauchst nicht mit dem Bus fahren!« Herr Truhst strahlte Gloria an und nickte ihr zu. Eigentlich gehörten Kamilla und er nicht auf ihre Liste, aber im Prinzip störten sie auch nicht. Vielleicht besänftigte der kulturelle Ausflug sogar die strapazierte Beziehung zwischen ihnen…
    Als der Samstagmorgen endlich eingeläutet und Gloria auf der Rücksitzbank im Auto Platz genommen hatte, stieg unwillkürlich die Nervosität in ihr. Hoffentlich würde sie Näheres zu dem Tintenfleck erfahren, den es auf der Burg gegeben haben soll. Immerhin bestand so manche Parallele zu den Geschehnissen der letzten Wochen! Die Autofahrt dauerte nicht lange; der Spaziergang hinauf zur Burg hingegen schon. Endlich angekommen, konnte Gloria es kaum noch erwarten.
    »Einen wunderschönen guten Tag.« Gloria drehte sich zu der Stimme, die lauthals zu hören war. Sie gehörte einer jungen Frau, die sich der angesammelten Gruppe vorstellte. »Ich begrüße Sie ganz herzlich zur Führung auf unserer schönen Burg. Sollten Sie Fragen haben, können Sie mich jederzeit ansprechen.« Mit einer einladenden Handbewegung bat sie die Gruppe, ihr durch den steinernen Eingang zu folgen. Träge setzte sich die Meute in Bewegung. Ein jeder hielt sein Führungsticket zum Abriss bereit und fand sich schließlich zum ersten Anlaufpunkt in einem kargen Raum ein. Doch Gloria hielt es vor Spannung kaum aus und erkundigte sich bei der Dame, wann sie in den Raum mit dem Tintenfleck gelangen würden.
    Die junge Frau lächelte Gloria verschmitzt an. »Heutzutage gibt es keinen Fleck mehr, denn dieser wurde im 17. Jahrhundert nur künstlich erzeugt für die vielen Menschen, die zur Burg pilgerten. Wenn dich das Thema interessiert, werde ich ein bisschen genauer darauf eingehen, okay?« Gloria nickte stumm. »Zugetragen hat sich jenes Ereignis übrigens in der Lutherstube. Die ist aber sehr klein. Deswegen erzähle ich über die Vorkommnisse in der großen Kapelle.«
    Da sie bereits im nächsten Raum angekommen waren, zu dem die Dame etwas Geschichtliches sagen wollte, war ihr Gespräch auch schon wieder beendet. Die Ungeduld in Gloria wurde immer größer. Nervös wartete sie ab. Was hatte es mit dem Sprichwort auf sich, den Teufel nicht an die Wand zu malen…? Dieser Satz bildete die einzige Parallele, die Gloria zu der verhassten, roten Schrift herstellen konnte: ‹Von Malerhand – den Teufel an die Wand gesandt!› Mit einem sympathischen Lächeln nickte ihr die junge Frau plötzlich zu und ging voran. Gloria war die erste, die folgte. Sie stiegen eine Treppe empor und fanden sich in der großen Kapelle ein. Es dauerte einige Zeit, bis die gesamte Gruppe ankam und schließlich begann die Dame zu erzählen:
    »Am 4. Mai 1521 kam Luther auf die Wartburg, um sich zu verstecken. Zu Weihnachten jenes Jahres begann er, das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche zu übersetzen. Dafür benötigte er gerade mal elf Wochen; nämlich bis Ostern 1522. Tag und Nacht arbeitete Luther an der Übersetzung. Und eines Nachts, so sagt man, sei ihm dabei der Teufel erschienen!« Gloria sog jedes einzelne Wort auf und hörte der jungen Frau aufmerksam zu.
    »Wahr ist, dass Luther selbst sagte, er habe den Teufel mit Tinte bekämpft… Der Sage nach soll er ein Glas Tinte nach dem Teufel geworfen und ihn damit verscheucht haben.« Die Frau machte eine kurze Pause und lächelte. »Das Volk nahm diesen Ausspruch wörtlich, so dass die Geschichte mit dem Tintenglas in aller Munde war. In der sogenannten Lutherstube…«, sie deutete auf einen anderen Raum, »sehen Sie heute nur noch eine weiße Fläche. Doch genau dort soll das Glas vor die Wand geprallt und einen großen Fleck hinterlassen haben. Die Lutherstube ist sehr klein. Sie können am Ende der Führung gerne einen Blick hineinwerfen.« Wieder hielt die Frau lächelnd inne und wartete einen Augenblick ab, ehe sie fortfuhr: »Soweit die Sage… Jetzt möchte ich Ihnen gerne erzählen, wie es sich in Wirklichkeit abgespielt hat.« Nervös hörte Gloria zu und konzentrierte sich vollends darauf, was die Dame erzählte…
    »Martin Luther übersetzte das Neue Testament ins Deutsche. Damit wurde es dem Volk zum ersten Mal in der Geschichte ermöglicht, selbst nachzulesen, was in der Bibel stand. Dies war der Kirche natürlich ein Dorn im Auge. Dass Luther den Teufel mit Tinte bekämpfte, ist selbstverständlich nur sinnbildlich gemeint! Denn für Luther bildete

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