Zerwüteter Pakt (German Edition)
Hausarrest bekäme, wenn ihr Vater sie auf frischer Tat ertappte. Glorias Hand glitt über den Lichtschalter – sie spurtete die Kellertreppe hinauf, doch dann hörte sie schon, wie Kamilla und ihr Vater im ersten Stock die Schlafzimmertür öffneten. Sie saß in der Falle!
Gerade im Erdgeschoss angekommen, huschte sie rasch hinter die Dielentür, als Kamilla auch schon den Lichtschalter für den Flur betätigte und die Treppe hinunterrauschte. Herr Truhst überholte sie noch auf den Stufen, die in den Keller führten… Blitzschnell verließ Gloria ihr Versteck und hechtete die Kellertreppe ebenfalls wieder hinab. Herr Truhst sah sich im hell erleuchteten Keller um und fand das zusammengestürzte Regal im Arbeitszimmer, während Gloria zu ihnen stieß.
»Was ist denn hier passiert?« Gloria versuchte schlaftrunken zu wirken. Gleichzeitig vergewisserte sie sich mit einem prüfenden Blick rings um den PC, ob sie so schnell alle Hinweise auf ihre nächtliche Eskapade beseitigt hatte. Herr Truhst schaute verwirrt zu seiner Tochter und anschließend wieder zum Regal. »Ich versteh´ das nicht… Das Regal hängt schon seit mindestens drei Jahren an dieser Wand!« Gloria stellte sich neben Kamilla und begutachtete unschuldig die zusammengefallenen Aktenordner. Wieder durchfuhr sie das Gefühl, eine Art siebten Sinn für die zwischenirdische Welt entwickelt zu haben. Es war mit Sicherheit kein Zufall, dass dieses Regal mitten in der Nacht lautstark zusammenbrach – noch dazu just in jenem Augenblick, als sie den Namen ‹Magnus› im Internet fand!
Schuldbewusst schaute Herr Truhst Kamilla und Gloria an. »Das tut mir leid. Ich werde künftig bessere Schrauben verwenden.« Kamilla atmete seufzend aus. »Ist doch nicht so schlimm… Ich dachte schon, es wäre jemand eingebrochen.« Gloria stimmte ein: »Letztlich ist doch nichts weiter passiert.« Herr Truhst nickte peinlich berührt. Während er und Kamilla beruhigt schienen, wuchs die Panik in Gloria: Ihre Gedanken überschlugen sich regelrecht. Nicht nur die Tatsache, dass das Regal genau in jenem Moment lautstark zu Boden fiel, als sie von Magnus las… Eine ganz andere Erkenntnis machte sich obendrein in ihr breit:
Um ein Haar wäre sie mit ihrer nächtlichen Eskapade aufgeflogen. Gloria war sich plötzlich sicher, dass man sie zunehmend in Schwierigkeiten bringen wollte. Dieses Mal war sie zum Glück schneller gewesen. Was wäre nur passiert, hätte ihr Vater sie dabei erwischt, mitten in der Nacht heimlich im Internet zu surfen? Inständig hoffte Gloria, dass er den Verlauf des Internetexplorers nicht kontrollierte. Denn diesen hatte sie so schnell nicht löschen können!
Herr Truhst winkte ab. »Das nehme ich morgen in Angriff. Lasst uns wieder schlafen gehen.« Kamilla nickte und Gloria trat wie automatisiert zur Kellertreppe. Plötzlich wurde ihr klar – die Probleme und Streitigkeiten mit ihrem Vater waren nicht hausgemacht, sondern wurden mit Berechnung durch die bösartige Kreatur erzeugt. – Wenn nicht sogar Magnus höchstpersönlich dahinter steckte! Wer auch immer es war; er brachte Gloria mit Perfektion in Schwierigkeiten. Sie musste mit ihren Recherchen dringend vorankommen. Ansonsten würden die nächsten Probleme nicht lange auf sich warten lassen! Gloria legte sich ins Bett und starrte in die Dunkelheit.
Wurde sie hier und jetzt beobachtet? Panisch glitt ihre Hand zum Lichtschalter. Sie schaute sich aufgewühlt um, doch nichts war zu sehen… Gloria fühlte sich schrecklich ausgeliefert. Klar schien, dass irgendjemand gezielt versuchte, sie in Widersprüche zu verstricken. Und dieser Jemand war entweder Magnus oder ein Wesen, das mit ‹Arsenjo› in Verbindung stand. Noch dazu konnte es kein Zufall sein, dass sich das Wort ‹Arsen› in dem Begriff ‹Arsenjo› befand und ausgerechnet ein Albertus Magnus dieses gefährliche Mordwerkzeug für die Menschen entdeckte! Gloria schaltete das Licht wieder aus und legte sich auf ihre Matratze. Die Augen schloss sie allerdings nicht. Viel zu aufgewühlt war sie. Als nächstes musste sie dringend herausfinden, was es mit dem Sprichwort auf sich hatte, den Teufel nicht an die Wand malen zu sollen! Gleich morgen würde sie bei der Wartburg anrufen und sich nach einer Museumsführung erkundigen.
Wie gerädert öffnete sie am nächsten Morgen die Augen. Als Gloria ihrem Vater erzählte, dass sie zur Wartburg fahren wollte, um an einer Führung teilzunehmen, zauberte sich ein Lächeln auf seine Lippen.
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