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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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knallen und warten, ob etwas passierte!
    Nachdem die Führung beendet war und Herr Truhst daraufhin Kamilla und Gloria noch zum Essen einlud, steuerte man wieder die Heimat an. Gloria schaute aus dem Autofenster und überlegte krampfhaft, wie sie in die Nähe eines sterbenden Menschen gelangen sollte. Verflixt und zugenäht: Vor rund einem halben Jahr musste sie sich gleich mit einer ganzen Latte an Todesdaten herumärgern und nun? Herr Truhst setzte plötzlich den Blinker und drosselte die Geschwindigkeit. Glorias fragender Blick wurde mit der Ausfahrt zur kommenden Raststätte beantwortet. Ein kurzer Stopp konnte nicht schaden. Sie nutzte die Pause, um sich die Beine zu vertreten.
    Gloria lief den Parkplatz entlang und steuerte einen Holztisch an. Augenblicklich fiel ihr Blick auf einen Pappbecher samt gebrauchter Serviette. Ein Windstoß ließ die Serviette vom Tisch gleiten. Noch im Flug erkannte Gloria Maribells Handschrift! Hoffnungsvoll hob sie die Serviette auf und war bis in die Haarspitzen gespannt…
    Die Wacht
    Nimm dich in Acht,
wenn eine Macht
ihr Feuer entfacht.
    Denn dein Verdacht,
althergebracht
wird ausgelacht.
    Und deine Schlacht
ist dumm erdacht
in Anbetracht,
welch Opfer Kirt für dich erbracht!
    Was sollte das denn bitteschön? Allein die Überschrift des Gedichtes… ‹Wacht!› Irritiert las Gloria das Gedicht ein zweites Mal durch. Maribell klang böse. ‹Nimm dich in Acht, wenn eine Macht ihr Feuer entfacht.› Ganz offensichtlich gefielen auch ihr die Umstände nicht, mit denen Gloria zu tun hatte. Doch was sollte sie schon dagegen ausrichten? – Okay, sie sah ein, dass Maribell ihr von Anfang an gesagt hatte, nicht nach der zwischenirdischen Welt zu suchen, aber das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Niemals würde Gloria all die Geschehnisse des letzten halben Jahres vergessen und erst recht nicht Kirt!
    Missmutig schaute Gloria auf die verdreckte Serviette in ihrer Hand: ‹Dein Verdacht, althergebracht, wird ausgelacht.› Herzlichen Dank auch! Damit konnte nur eines gemeint sein: Die Recherche um den Tintenfleck. Gloria verzog das Gesicht. Auch ihr war klar, dass es sich bei dieser Tintengeschichte nur um einen Marketinggag handelte, um möglichst viele Pilger auf die Burg zu locken. In Anbetracht der Tatsache allerdings, dass sie für einen Moment lang auf einen wahren Kern dieser Sage gehofft hatte, lachte man also nun über sie. Glorias Laune sank in den Minusbereich! Was sollte sie denn schon tun? Niemand half ihr; noch nicht einmal Maribell. Sie stocherte im Niemandsland herum und kam aus dieser Sackgasse nicht heraus.
    Ihre Augen wanderten erneut über das Gedicht: ‹Deine Schlacht ist dumm erdacht in Anbetracht, welch Opfer Kirt für dich erbracht!› Gloria wurde fuchsteufelswild. Sie hatte sich auf die Fahne geschrieben, um Kirt zu kämpfen und die Zwischenwelt zu finden. Das war in der Tat ihre ganz persönliche Schlacht; und zwar um ihre große Liebe! Maribell fand also sehr treffende Worte. Aber deswegen würde sie nicht aufgeben. »Gloria?« Von weitem hörte sie ihren Vater rufen. Schnell stopfte Gloria die Serviette in ihre Hosentasche und rannte zurück zum Auto. »Wo hast du denn gesteckt?« Der leichte Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Ich habe mir nur mal die Beine vertreten.« Kurzerhand setzten sie die Fahrt fort…
    Früher hatte Maribell sie unterstützt. Jetzt hingegen wurde Gloria von mysteriösen Mächten terrorisiert, ärgerte sich mit Sprichwörtern, Sagen und Schriften herum und zu guter Letzt sollte sie sich auch noch vor ihrem privaten Blutengel rechtfertigen… Himmelsakra! Es musste doch einen Weg geben, um Kirt ausfindig zu machen. Jetzt reichte es ihr. Gloria hatte keine Lust mehr, im Dunkeln zu tappen. Auf gut Glück würde sie den Pfarrer einfach auf das Thema ‹Letzte Ölung› ansprechen oder sich zur Not ein Glas Tinte beschaffen, um es höchstpersönlich gegen die Wand zu donnern! Gloria platze fast vor Wut. Sie fand Maribells Verhalten grässlich. Immerhin hatte Gloria nichts Schlimmes getan. Und dass sie nach Kirt suchte, musste jawohl nachvollziehbar sein. – Vor allem für einen Blutengel!
    Sauer wie sie war, marschierte Gloria nach der Autofahrt auf der Stelle ins Schreibwarenlädchen im Zentrum, um das größte Tintenglas zu kaufen, das vorrätig war… Eine Art Trotzhandlung; ob man sie dafür auslachte oder nicht. Streng genommen – das wusste sie – war es purer Blödsinn. Noch nicht einmal Martin Luther

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