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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Achim redete unterdessen ohne Punkt und Komma. Er erzählte von seinen Enkeltöchtern, einer misslungenen Geburtstagstorte und Peterchen, dem Dackel, der zwei unterschiedlich große Ohren besaß.
    »Und wo soll ich jetzt hinfahren?« Gloria zeigte auf eine Seitenstraße. »Dort müssen Sie abbiegen.« »Na, dann mach´ ich das mal.« Achim drehte das große Lenkrad und fuhr Gloria bis direkt vor die Haustür. Als er den Motor abstellte, hatte Gloria sogar ein Lächeln auf den Lippen – so witzig fand sie seine letzten Ausführungen über Mücken und Zecken, die er als ‹Holzböcke› betitelte. »Vielen Dank.« Gloria lächelte den Mann an, doch Achim wurde plötzlich ernst.
    »Sag´ mal… Du wolltest dich doch nicht umbringen, oder?« Gloria schaute in seine großen Augen und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nein, nein natürlich nicht.« Achim lächelte zufrieden. »Gut… Dann frag´ ich nicht weiter nach.« Achim klopfte lachend aufs Lenkrad und Gloria stieg aus. Sie bedankte sich noch einmal und schlug die Tür zu.
    Noch während Achim aus der Einfahrt bog, öffnete Herr Truhst die Haustür und lief besorgt auf Gloria zu. »Mein Gott, wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht.« Gloria stand mit sacke nassen Klamotten vor ihrem Vater. »Hast du eigentlich mal auf die Uhr gesehen?« Sein Blick musterte sie von oben bis unten. »Warum bist du denn so rot im Gesicht?« Gloria zuckte mit den Schultern. »Zu viel Solarium.« »Seit wann gehst du ins Solarium?« Er taxierte sie und ergänzte: »Warum bist du nass bis auf die Haut?«
    Gloria schaute ihren Vater an und ahnte, dass sie sich mal wieder etwas Gutes einfallen lassen musste. Sie hasste diese Situationen, in denen sie rätselhafte Dinge erklären sollte. Und mal ganz ehrlich: Die Häufigkeit dieser Momente hatte seit den letzten drei Monaten rapide zugenommen!

12 Mut zur Lücke
    Gloria setzte sich aufs Sofa und dachte plötzlich an Maribell. Auch sie hätte sich vor Atume kleinlaut erklären können, doch Maribell strotzte nur so vor Selbstvertrauen. Vielleicht war dies eine gute Taktik… Gloria nahm ihren Mut zusammen und ergriff mit lauter Stimme das Wort. »Ein Glück, dass du mir mal als Kind beigebracht hast, dass die grünlichen Seiten der Bäume Richtung Westen zeigen!« Verdutzt schaute Herr Truhst seine Tochter an, die gleich fortfuhr: »Ich hab´ mich doch tatsächlich verlaufen!« Gloria ließ ihre Handflächen auf die Jeans klatschen. »Wo hast du denn gesteckt?«
    Gloria lachte. »Ja, das hätte ich zwischenzeitlich auch gerne mal gewusst! Irgendwo im Wald – nachdem ich gut zwei Stunden spazieren war und danach eine Abkürzung nehmen wollte, um schneller nach Hause zu kommen. Hätt´ ich´s mal gelassen. Der Fußmarsch kam mir vor, als wäre ich einmal um die ganze Welt gestiefelt. Und das Schlimmste…« Gloria schmunzelte und schaute ihren Vater lächelnd an. »Ich hatte keinen Empfang.« Sie hielt ihr Handy hoch und legte es auf den Tisch.
    Herr Truhst schien verdutzt von Glorias selbstbewusster Ausführung. Nach den vergangenen Monaten hätte er eher fadenscheinige Erklärungen vermutet. »Und warum bist du so nass?« Gloria sah ihren Vater verdutzt an: »Ist nicht dein Ernst, oder? Es hat doch gegossen wie aus Eimern!« Herr Truhst schaute zu Kamilla. »Der Nachmittag war doch trocken…«
    Gloria machte einen so überzeugenden Eindruck, dass ihr Vater irritiert nachdachte, ob er einen Regenguss nicht mitbekommen hatte. Kamilla stand mit einem Ruck von der Couch auf. »Ich mach´ dir erst mal einen Tee.« Sie ging in die Küche und ließ Gloria mit ihrem Vater allein. Herr Truhst hatte die Zeigefinger nachdenklich vor seinen Mund gepresst. Gloria hätte gern gewusst, was in seinem Kopf vorging. Noch dazu überlegte sie, ob er genau wusste, dass sie ihnen einen Bären aufband. Gloria hoffte inständig, dass ihr Vater von einem Frage-Antwort-Manöver absah. Seine Stimme klang markant, als er das Wort ergriff: »Geht es dir gut?« Gloria stutzte. »Ja, wieso?« Herr Truhst schaute seine Tochter provokant an und Gloria wurde klar: Er glaubte ihr kein Wort. Die Frage schien nur – würde er davon absehen, die Wahrheit zu erfahren oder beließ er es dabei, angelogen zu werden?
    Allein diese Tatsache stimmte Gloria traurig. Ausgerechnet ihren eigenen Vater musste sie immer und immer wieder belügen. Doch was wollte sie ihm schon sagen? – Dass sie heute Nachmittag in 40.000 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund getaucht und im Erdkern einen

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