Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
Vom Netzwerk:
gemeinsame Zeit war verstrichen. Sie fasste sich schützend ins Gesicht. Kirt wurde klar, dass Gloria dem Druck im Inneren des Erdkerns nicht länger standhalten konnte. Er fuhr mit seiner rechten Hand unter ihre Knie und hob sie ruckartig in seine Arme.
    Kirt trug sie zu dem Brunnen, in dem sich eine violett glitzernde Flüssigkeit befand. Mit der Hand schöpfte er etwas Wasser – oder was auch immer es war – und benetzte damit die Haut in ihrem Gesicht. Gloria sah ihn sehnsüchtig an. Ein letzter Blick, ein letzter Kuss… Sie erinnerte sich, dass Atume den Brunnen erwähnte… Gloria musste springen!
    Es half nichts. Sie tauchte ihre Beine ein. Sofort stillte die Flüssigkeit das Brennen; also löste sie sich traurig aus seinem Griff und ließ sich in den Brunnen gleiten. Kirt stützte sich mit beiden Armen auf die steinerne Umrandung und beugte sich über den Brunnen. Seine Finger strichen an ihrem Hals entlang bis hin zu ihrem Mund. Seine Lippen berührten sanft ihre. Doch Gloria spürte, wie der Druck auf ihren Ohren unerträglich wurde. »Du musst tauchen!« Es war so unwirklich, so abstrus. Noch dazu schlich sich eine furchtbare Angst ein: Wie tief sollte sie um Himmels Willen tauchen? Und konnte sie überhaupt so lange die Luft anhalten? Panik durchflammte Gloria. Und das Schlimmste: Sie hatte keine Wahl! Gloria holte tief Luft, während Kirt sie traurig auf die Nasenspitze küsste. Ein allerletzter Blick… und sie verschwand in der violetten Farbe.
    Erst einmal unter der Oberfläche, versuchte sie mit aller Kraft den Brunnen hinab zu tauchen. Tiefer und tiefer schwamm sie entlang der rauen Mauern. Panisch stieß sie sich mit den Beinen ab, doch bereits nach kurzer Zeit flehten ihre Lungen nach Sauerstoff. Die Dunkelheit um sie herum jagte ihr Angst ein. Zug um Zug hoffte sie auf das Ziel – was auch immer auf sie wartete. Gloria schien gefangen in der Finsternis! Sie litt bittere Qualen: Während sie an der Oberfläche des Brunnens verbrannte, erstickte sie hier in der Tiefe – denn es war kein Ende in Sicht; kein Licht, keine helfende Hand. Ihre Kräfte schwanden…
    Zu lange hatte sie ohne Luft auskommen müssen. Eine Umkehr schien ebenso aussichtslos. Gloria fühlte, wie ihre Lungen zu platzten drohten. Ein letztes Mal ruderte sie mit den Armen; dann verließen sie die Lebensgeister. Wie tief auch immer sie tauchen sollte… Sie hatte es nicht geschafft! Müde sanken ihre Glieder im Wasser. Sie war allein – zu schwach – und würde irgendwo auf halber Strecke zwischen Erdkern und zwischenirdischer Welt banal ertrinken.
    Plötzlich legten sich zwei starke Arme um sie. Inmitten der Dunkelheit vollzog sich ein kräftiger Flossenschlag, der Gloria hinab in die Tiefe zog; mit einer Geschwindigkeit, die sie nie hätte erreichen können. Gloria spürte plötzlich, wie das Wasser kälter wurde und sich das Gefühl der Schwerkraft veränderte: Während sie eben noch in die Tiefe tauchten, glaubte sie nun, von einer Strömung nach oben gezogen zu werden. Die rettenden Arme um Glorias Körper lösten sich plötzlich und ehe sie sich versah, trat sie mit dem Kopf an die Oberfläche. Luft! Luft…!
    Keuchend ruderte Gloria mit den Armen. Eiskalte Luft strömte durch ihre Lungen, die ihr furchtbar schmerzten. Luft – einfach nur Luft! Hastig atmete Gloria ein und aus. Dabei verschluckte sie sich obendrein an dem Wasser, das sie umgab. Kraftlos suchte sie nach Halt, doch Gloria war so erschöpft, dass sie erneut unterging. Ihre Hände paddelten an der Oberfläche. Sie zwang sich, den Mund irgendwie über Wasser zu halten, als sie plötzlich Männerstimmen wahrnahm… »Was ist denn da vorne?«
    Sie hörte, wie ein Körper nicht weit von ihr ins Wasser sprang und dieser auf sie zu schwamm. Gloria mobilisierte ihre allerletzten Kraftreserven und ruderte unkoordiniert an der Oberfläche. Zwei Hände erreichten sie, ehe sich ein Arm um ihren Hals schloss und Gloria spürte, wie sie von jemandem hinter sich hergezogen wurde. Hustend ließ sie sich aus dem Wasser fischen und erst jetzt öffnete sie zum ersten Mal die Augen. Ihr Blick war verschwommen. Nichts schien klar. Baumkronen wiegten sich in weiter Entfernung am Himmel. Man legte sie auf den Rücken; Stimmen um sie herum. Gloria bewegte die Finger und fühlte nasse, kalte Erde unter sich. Sie schloss die Augen und dachte an Kirt, dachte an Atume… an den glühend feurigen Himmel und nun? War sie tatsächlich zurück in der menschlichen Welt?
    Erneut öffnete

Weitere Kostenlose Bücher