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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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natürlich. Das muss es sein. Das ist die einzige Erklärung.”
    “Wie viel?”
    “Bitte?”
    “Sie haben mich schon verstanden. Wie viel Miete zahlen Sie?”
    “Das geht Sie ni…”
    “Wie viel?”
    Lauren erkannte, dass er nicht aufhören würde, bis sie es ihm gesagt hatte. “Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, dreihundert Dollar im Monat. Nicht dass Sie das irgendetwas angehen würde.”
    “Dreihundert!” wiederholte Sam ungläubig. “Lady, das billigste Apartment in dem Gebäude kostet Sie im Monat das Zehnfache.”
    “Das Zehnfache …” Das unbehagliche Gefühl entwickelte sich zu einem Schwindel, aber Lauren schüttelte trotzig den Kopf. “Nein, Sie müssen sich irren.”
    “Kommen Sie, Lady, ‚Estes Arms‘ ist ein Hochhaus der Luxusklasse. Eine der begehrtesten Adressen von ganz Denver. Es gibt eine Warteliste potenzieller Mieter. Sie können doch nicht so naiv sein und glauben, dass man dort für lächerliche dreihundert Dollar im Monat eine Wohnung bekommt. Sie müssen gewusst haben, dass Carlo Sie subventioniert hat. Mich wundert nur, dass er überhaupt Miete von Ihnen verlangt hat.”
    “O mein Gott, ich … ich hatte doch keine Ahnung.” Benommen und einer Übelkeit nahe, ließ sich Lauren nach hinten auf den Schlafsack sinken. “Er hat mir gesagt, dass sich das Apartment in einem Gebäude befindet, das unter den sozialen Wohnungsbau fällt. Darum wäre es so günstig.”
    “Netter Versuch, aber sozialen Wohnungsbau gibt es in Denver nicht.”
    “Das … das wusste ich nicht.” Lauren schüttelte den Kopf und starrte ins Nichts. Sie hatte das Gefühl, von einem Rammbock in die Magengegend getroffen worden zu sein.
    “Schön. Und wie erklären Sie das flotte kleine Auto, das Sie fahren?”
    “Mr. Giovessi hat ein günstiges Angebot …”, begann sie, brach aber mitten im Satz ab, als sie Sams Gesichtsausdruck sah. Das Gefühl der Übelkeit wurde stärker und stärker. “Wollen Sie sagen …”
    “Es ist ein Luxuswagen, Lady.” Er nannte ihr den Neupreis des Wagens, was Lauren mit einem Aufstöhnen kommentierte, dann vergrub sie das Gesicht in ihren Händen.
    “Was bin ich doch für eine Idiotin gewesen”, murmelte sie. “Eine Vollidiotin. Kein Wunder, dass Sie gedacht haben … O Gott!”

8. KAPITEL
    S am sah zu, wie Lauren sich auf ihre Seite des Schlafsacks legte und sich zusammenrollte. Sie lag da und starrte ins Feuer, wobei sie wie ein Häufchen Elend wirkte.
    Er schüttelte unbeeindruckt den Kopf und machte sich wieder daran, den Rahmen der Schneeschuhe mit einem Netz aus Nylonfäden zu versehen. Wenn sie hoffte, dass sie mit dieser jämmerlichen Vorstellung sein Mitgefühl gewinnen konnte, dann war sie auf dem Holzweg.
    Es verging gut eine Stunde, in der weder Sam noch Lauren ein Wort sagten. Er war in seine Arbeit vertieft, und sie rührte sich nur einmal, um den Schlafsack über sich zu ziehen und sich in ihm zu verkriechen. Wenn sie nicht ab und zu die Augen geschlossen hätte, wäre er besorgt gewesen, sie sei tot.
    Gegen Mittag hatte Sam zwei Schneeschuhe fertig gestellt und war bereits mit dem dritten beschäftigt, als der Hunger ihn zu einer Pause zwang.
    Er stand auf und ging um Lauren herum, damit er Holz nachlegen und das Feuer verstärken konnte, dann bereitete er eines der Fertiggerichte zu. Während er in der Hütte hin und her ging, lag Lauren noch immer reglos und stumm da, den Blick unverändert auf die Flammen gerichtet.
    Sam bemühte sich, sie zu ignorieren, aber irgendwann war seine Geduld erschöpft. Er hockte sich vor den Kamin und sah sie über die Schulter hinweg an. “Um Himmels willen, werden Sie jetzt den ganzen Tag schmollen?” raunte er.
    “Vielleicht. Kümmert Sie das?”
    “Nein, aber es ist Essenszeit.”
    “Ich habe keinen Hunger.”
    “Sie werden trotzdem etwas essen. Es ist wichtig, dass Sie bei Kräften bleiben.”
    Sie machte den Eindruck, als wolle sie mit ihm streiten, doch einen Augenblick später seufzte sie, schob das Oberteil des Schlafsacks zur Seite und setzte sich auf. Dann strich sie sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Sam verteilte das Essen und gab ihr einen der beiden Aluminiumteller.
    “Ich weiß nicht, worüber Sie sich aufregen. Sie können keinem anderen die Schuld geben. Sie haben sich aus freien Stücken mit Giovessi eingelassen.”
    Die Bemerkung brachte ihm einen kurzen scharfen Blick ein, aber sie erwiderte nichts und aß stattdessen weiter.
    “Na, kommen Sie schon. Glauben Sie wirklich, es

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