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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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erschöpft gewesen, um sich darüber Gedanken zu machen. Jetzt dagegen spielten ihre Nerven verrückt, als sie dalag, die Augen geschlossen hielt und sich schlafend stellte, während er durch die Hütte lief.
    Sie wusste, dass sie sich etwas vormachte. Die Art, wie sie zusammen schliefen, hatte nichts Sexuelles an sich. Es war einfach nur eine Notwendigkeit, so wie er es ihr am Abend zuvor erklärt hatte.
    Der Mann war ein FBI-Agent, der seine Arbeit erledigte, die darin bestand, um jeden Preis ihr Überleben zu gewährleisten. Solange sie sich in den Bergen aufhielten, bedeutete das auch, sie vor dem Erfrieren zu bewahren.
    Außerdem hatte er es nicht auf sie abgesehen. Er hatte mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie nicht mochte. Sie war für ihn nur ein Job, ein Auftrag. Sie musste sich keine Sorgen machen.
    Auch wenn sie sich das alles einredete, änderte es nichts daran, dass sie nicht einschlafen konnte und jeder Muskel in ihrem Körper angespannt war, während sie darauf wartete, dass Sam sich neben sie legte. Sie hörte, wie er das Fläschchen mit den Vitamintabletten schüttelte, dann putzte er sich die Zähne. Danach vernahm sie nur noch das Knistern des Kaminfeuers, das Stöhnen des Sturms und ein gleichmäßiges, flüsterndes Geräusch. Vergeblich versuchte sie die Quelle ausfindig zu machen.
    Schließlich öffnete sie die Augen einen Spaltbreit, aber sie konnte nur das Feuer sehen. Sie hob den Kopf und drehte sich um. Sam saß nur ein Stück von ihr entfernt und beschäftigte sich erneut mit dem Schneeschuh.
    “Hatten Sie nicht gesagt, es ist Zeit zum Schlafen?”
    “Ich möchte das erst noch fertig machen. Wenn wir Glück haben, zieht der Sturm weiter, und dann brauchen wir morgen diese Schuhe.” Er warf ihr einen finsteren Blick zu. “Schlafen Sie.”
    Er bemerkte, dass seine Worte sie vor den Kopf gestoßen hatten, aber nun hob sie stolz das Kinn. “Jawohl, Sir, natürlich, Sir, wie Sie meinen, Sir”, gab sie zurück und drehte sich um.
    Sam presste die Lippen aufeinander. Verdammt. Er hatte sie nicht so anfahren wollen. Er war wütend auf sich. Er konnte nicht glauben, dass er ihr diese Dinge wirklich erzählt hatte. Bislang hatte er mit niemandem über sein Privatleben gesprochen.
    Na ja, so gut wie nie, berichtigte er sich stumm und dachte zurück an eine langwierige nächtliche Observierung, die er und Todd vor Jahren durchgeführt hatten. Die Kombination aus Langeweile und Schlafentzug hatte ihn offenbar nachlässig werden lassen. Ihre ziellose Unterhaltung war schließlich auf persönliche Themen geschwenkt, und er hatte erzählt, wie schlecht er sich mit seinem Vater verstand. Schon im nächsten Moment hatte er seine Worte bereut. Todd, der einer seiner wenigen engen Freunde war, hatte das gewusst und war nie wieder auf dieses Thema zu sprechen gekommen.
    Als Lauren ihn zum Reden gedrängt hatte, war er aus einer ganzen Reihe von guten Gründen darauf eingegangen. Zunächst einmal hatte sie völlig Recht. Wenn er sie lebend aus dem Gebirge an einen sicheren Ort bringen würde, müssten sie vielleicht die nächsten Monate gemeinsam verbringen. Um diese Situation für sie beide erträglicher zu machen, war es einfach erforderlich, dass sie miteinander auskamen.
    Der andere Grund war nicht so greifbar, sondern eher ein Gefühl, das er nicht länger ignorieren konnte. Aus irgendeinem Grund begann er tatsächlich zu glauben, dass sie so war, wie sie sich darstellte. Er war noch nicht völlig überzeugt, aber er war auf dem besten Weg dorthin.
    Sam fluchte leise. Er hatte sie als Carlos Frau abgestempelt, weil alles in diese Richtung gedeutet hatte. Es war so offensichtlich gewesen, dass er eine andere Möglichkeit gar nicht in Erwägung gezogen hatte, obwohl er das hätte machen sollen, weil man ihn für so etwas ausgebildet hatte.
    Aber je länger er mit ihr zusammen war, umso mehr musste er einsehen, dass viele Kleinigkeiten nicht zusammenpassten. Sie war klug und aufmerksam, sie war lernwillig und bestand darauf, ihren Beitrag zu leisten. Das hatte seinen Ursprung in ihrer Entschlossenheit, unabhängig zu sein. Aber wer hatte jemals von einer unabhängigen Geliebten gehört?
    Und dann war da noch ihr tadelloses Benehmen. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie von Prinzen und Premierministern und der Oberschicht umgeben war.
    Das waren Eigenschaften, die man von einer Geliebten genauso wenig erwartete wie von einer Frau, die in einer Bar Klavier spielte.
    Das Problem war, dass

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