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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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ihre Zielpersonen tot waren. Wenn sie erst einmal gesehen hatten, dass es nur zwei Tote an Bord gab, würden sie ausschwärmen und mit der Suche beginnen.
    Aber das wollte er Lauren nicht sagen. Jedenfalls nicht, solange es nicht notwendig war. Sie war schon so verängstigt genug.
    Ihm war nicht der Ausdruck von Furcht in ihren Augen entgangen, als er ihr mitgeteilt hatte, sie müssten aufbrechen. Außerdem war sie kreidebleich geworden. Er konnte sie sogar gut verstehen. Trotz der Baufälligkeit der alten Hütte und den primitiven Verhältnissen fühlte sich Lauren hier doch sicher. Sie war hier in der Abgeschiedenheit der unberührten Wildnis weit von allen Gefahren entfernt. Außerdem wusste niemand, wo sie waren und wie man sie ausfindig machen sollte.
    Das glaubte Lauren zumindest.
    Es machte keinen Sinn, ihr diese Illusion zu nehmen, solange es nicht nötig war.
    Sie war nicht dumm. Sie wusste sehr genau, dass ihr Leben nach der Rückkehr in die Zivilisation viel stärker in Gefahr war als hier. Mehr Menschen bedeuteten ein höheres Risiko, erkannt zu werden, und damit wurde die Wahrscheinlichkeit größer, dass Giovessis Leute sie fanden.
    Ohne sein Tempo zu verlangsamen, zog Sam ein Stück Dörrfleisch aus der Tasche und biss davon ab. Nahrungsaufnahme war unverzichtbar, sein Körper brauchte jede Kalorie, aber er kaute das zähe Fleisch, ohne das bewusst wahrzunehmen. Seine Gedanken kreisten um Lauren. Sie war das eigentliche Ziel des Anschlags gewesen, und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass der Saboteur es auch auf ihn abgesehen hatte.
    Die ganze Sache war wahrscheinlich von dem Maulwurf arrangiert worden. Sam wusste, dass er ganz dicht davor war, den korrupten Agenten zu entlarven, aber das wusste dieser Bastard vermutlich auch. Es war nur eine Frage der Zeit. Offensichtlich hatte er es als ideale Gelegenheit angesehen, nicht nur eine Zeugin zu beseitigen, die gegen seinen heimlichen Boss aussagen konnte, sondern auch Sam aus dem Weg zu räumen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Wenn das Flugzeug wirklich sabotiert worden war, dann war der Maulwurf einer der fünf Männer, die sich mit ihm in Harveys Büro befunden hatten.
    Sam kniff die Augen zusammen, als er darüber nachdachte. Dave konnte er von vornherein ausschließen. Er hatte seinen Job noch nicht lange genug, als dass man ihn hätte kaufen wollen, und zudem war er voller Arbeitseifer und Idealismus gewesen. Er hatte die zermürbende tägliche Arbeit noch nicht lange genug gemacht, um sich auf die Seite des Gegners zu stellen. Abgesehen davon hätte er niemals das Flugzeug sabotieren lassen, mit dem er fliegen sollte. Damit blieben Harvey Weiss, Charlie Potter, Todd Berringer und Roy O’Conner übrig.
    O’Conner kannte er nicht so gut, aber er hatte ihn immer für einen ehrlichen Menschen gehalten. Das galt auch für seinen Boss Charlie.
    Todd hatte etwas Oberflächliches und interessierte sich mit Vorliebe für Frauen. Doch wenn es um die Arbeit ging, war er der Typ, der die Regeln und Vorschriften beachtete. Dadurch mangelte es ihm zwar an Initiative und nach Sams Meinung war das auch keine Vorgehensweise, die sich immer als effektiv erwies, aber wahrscheinlich würde er so relativ schnell befördert werden. Sam wusste, dass ihm das nicht widerfahren würde. Man betrachtete ihn als einsamen Wolf, manchmal sogar als einen abtrünnigen Wolf.
    Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer grundlegenden Unterschiede waren er und Todd seit langer Zeit befreundet.
    Damit blieb Harvey übrig.
    Sam mochte den Mann nicht, und er musste sich eingestehen, dass er aus dem Grund auch zu ihm als Saboteur tendierte. Aber solange er keine handfesten Beweise hatte, standen alle vier Männer unter Verdacht.
    Eigentlich stand sogar jeder Agent im Büro von Denver unter Verdacht. Es war sogar wahrscheinlich, dass es mehr als einen Agenten gab, der für den Mafiaboss arbeitete.
    Die Morgendämmerung setzte so allmählich ein, dass Sam es kaum bemerkte. Die Gipfel im Osten wurden von hinten golden angestrahlt, während die Dunkelheit langsam zurückwich. Dennoch würde es noch einige Zeit dauern, ehe sich die Sonne über die Gebirgskette erhob.
    Es herrschte völlige Stille. Nichts regte sich. Sams lauter Atem und das rhythmische Knirschen des frischen Pulverschnees unter seinen Schneeschuhen erschienen ihm in der Stille fast ohrenbetäubend. Er trieb sich weiter zur Eile an und unterbrach seinen Marsch nur zweimal, um einen Schluck Wasser zu trinken und mit dem

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