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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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er ihre Geschichte nicht hatte glauben wollen. Und er wollte es noch immer nicht. Ihre Situation war zu gefährlich, und sie waren sich zu nah. Wenn sie das hier überlebten, würden sie für Wochen oder sogar Monate zusammen sein -- nur sie beide.
    Solange er in ihr Carlo Giovessis Nutte sah, war die Anziehung, die sie auf ihn ausübte, zwar störend, aber damit konnte er leben. Wenn er dagegen akzeptierte, dass sie wirklich so unschuldig war, wie sie vorgab, war er sich dessen nicht ganz so sicher.
    In der ganzen Zeit beim FBI hatte er in all seinen Fällen stets Distanz zwischen sich und den Zeugen oder den Verdächtigen gewahrt. Es war nicht nur eine kluge Entscheidung, es war sogar eine Dienstvorschrift gewesen, mit der er nie ein Problem gehabt hatte … bis jetzt.
    Was war bloß an dieser Frau so anders? Sam fand keine logische Erklärung, was die Situation für ihn nur noch frustrierender machte.
    Er war gut im Lösen von Rätseln. Mit seinem analytischen Verstand ging er gerne allen Fakten und Hinweisen nach, allen Motiven und Möglichkeiten, um sie zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, das ihm vielleicht nicht immer eine deutliche Antwort lieferte, zumindest aber in die wahrscheinliche Richtung wies.
    Seine Reaktion auf Lauren hatte allerdings überhaupt nichts mit Logik zu tun.
    Sam seufzte und fuhr sich durchs Haar. Er konnte hier sehr schnell in eine unangenehme Lage geraten.
    Er zog den letzten Faden durch den Rahmen des Schneeschuhs, befestigte ihn mit einem stabilen Knoten und stellte den fertigen Schuh zu den anderen. Dann legte er noch etwas Holz nach, und als das Feuer wieder kräftig loderte, sah er über seine Schulter zu Lauren. Die Müdigkeit war stärker gewesen als die Verärgerung, und jetzt schlief sie fest.
    Sam zog seine Stiefel aus, holte die Filzeinlagen heraus, legte sie in die Nähe des Feuers und kroch dann in den Schlafsack zu Lauren. Er drehte sich auf die Seite, legte ihr wieder den Arm um die Taille und zog sie an sich.
    Eine Strähne ihres Haars, die ihn an der Nase kitzelte, nahm er und strich sie hinter ihr Ohr. Seufzend wackelte Lauren mit dem Po und schmiegte sich enger an ihn, bis sie bequem lag.
    Sam stöhnte leise auf und sah auf ihren Kopf. Im Schein des Kaminfeuers flammte ihr kastanienbraunes Haar förmlich auf. Es roch wunderbar nach Wildblumen und Shampoo. Und es roch sehr weiblich.
    Er presste die Kiefer aufeinander und richtete den Blick auf das Feuer. O ja, er hatte ganz eindeutig ein Problem.

10. KAPITEL
    S am wurde aus dem Schlaf gerissen. Er hob den Kopf und lauschte intensiv.
    Etwas war nicht so, wie er es gewohnt war.
    Das Feuer war heruntergebrannt, die glühende Holzkohle und ein paar kleine Flammen strahlten kaum noch Wärme aus. Wieder lag Lauren fest schlafend halb über ihm, doch er wusste, dass ihn das nicht geweckt hatte.
    Er bewegte sich nicht, war aber hellwach, als er den Blick durch die Dunkelheit in der Hütte wandern ließ. Dann sah er das Mondlicht, das durch das schmutzige Fenster fiel, und in dem Augenblick wusste er es.
    Es hatte aufgehört zu schneien!
    ″Verdammt!” Er schob Lauren zur Seite, riss den Reißverschluss des Schlafsacks auf und kletterte hinaus. Sein Herz schlug schneller, als er die warmen Einlagen in seine Stiefel steckte. Wie lange war es bloß her, dass der Schneefall aufgehört hatte? Jesus!
    Er hielt lange genug inne, um Laurens Schulter heftig zu rütteln. “Wachen Sie auf”, rief er und schlüpfte in seine Stiefel.
    Lauren hob den Kopf und blinzelte ihn an.
    “Wa… Was ist los?” Sie strich ihr Haar aus dem Gesicht und sah sich verwirrt um. “Es ist doch noch dunkel. Wieso sind Sie auf?” murmelte sie.
    “Stehen Sie auf. Es schneit nicht mehr, wir müssen los.”
    Lauren setzte sich auf. “Wir … müssen los? Sie meinen … jetzt sofort?”
    “Nicht auf der Stelle, aber in Kürze. Erst muss ich zurück zum Flugzeug.”
    “Sie wollen die ganze Strecke zurückgehen? Warum?”
    “Ich habe etwas vergessen.” Er ging in die Hocke und begann sich die Schneeschuhe unterzuschnallen. Er musste die Wanze finden und zerstören, die der Saboteur angebracht hatte, bevor es ihm und seinen Komplizen gelang, das Wrack zu orten.
    “Aber das dauert doch Stunden.”
    “Nicht wirklich. Allein komme ich schneller voran. In der Zwischenzeit packen Sie alles zusammen, was wir haben. Also kommen Sie jetzt endlich mit dem Hintern hoch, und fangen Sie an zu packen.”
    “Schon gut, schon gut”, murrte Lauren. “Sie müssen

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