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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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er langsam rückwärts. Erst als er sie nicht mehr sehen konnte, drehte er sich um und machte sich in aller Eile auf den Weg zur Hütte.
    Verdammt, dachte er wütend. Wäre er bloß eine Stunde früher wach geworden. Jetzt mussten sie die Flucht antreten und beten, dass das Glück auf ihrer Seite war.
    Sam sah sich immer wieder um und trieb sich zur Eile an. Seine Lungen arbeiteten auf Hochtouren, und er atmete rasselnd ein und aus. Als er die Hütte erreichte, fühlte er rasende Schmerzen in Armen und Beinen.
    Er stürmte durch die Tür, die aus dem Rahmen fiel und laut auf dem Boden der Hütte aufschlug.
    “Sam!” Lauren sprang auf und sah ihn entsetzt an. “Sie sind schon zurück? Sind Sie doch nicht bis zum Flugzeug gegangen?”
    Er blieb stehen, seine Brust hob und senkte sich bei jedem seiner heftigen Atemzüge. Im Schneidersitz saß sie nahe dem Kamin auf dem Boden, um die wenige Wärme zu nutzen, die er noch ausstrahlte.
    “Nein, ich … war … dort”, japste er. Er sah auf ihre bloßen Hände, die wie am Vortag auf dem Stück Holz ruhten. “Die Klavierstunde ist … beendet. Wir müssen … hier raus.”
    Er sah sich um und stellte zufrieden und auch ein wenig überrascht fest, dass sie tatsächlich alles eingepackt hatte, wie er es ihr gesagt hatte. Er war nicht sicher gewesen, ob sie alles wieder so kompakt verpacken würde, aber offenbar hatte sie besser als erwartet aufgepasst.
    Er nahm die Schneeschuhe und warf sie ihr so zu, dass sie sie auffangen musste, ob sie wollte oder nicht. “Ziehen Sie die an! Beeilen Sie sich, wir haben nicht viel Zeit.”
    “Um Himmels willen, warum haben Sie es so eilig?”
    “Tun Sie’s einfach!” herrschte er sie an, dann ging er nach draußen, nahm zwei Hand voll Schnee und warf ihn in die Glut. Die erste Ladung reichte nicht aus, also lief er noch mehrere Male aus der Hütte.
    “Schon gut, schon gut”, sagte sie, stand auf und stellte sich auf die Schneeschuhe. Dann hockte sie sich hin und schnürte sie fest.
    Als die Glut erloschen war, legte Sam das Gewehr ab, um den Rucksack umhängen zu können, dann schulterte er es wieder.
    “Haben Sie eigentlich gefunden, wonach Sie gesucht haben?”
    “Nein. Sechs Männer mit Hubschrauber sind mir zuvorgekommen.”
    “Was?” Lauren sah ihn an, dann hellte sich ihre Miene auf. “Soll das heißen, wir sind gerettet? Warum haben Sie das nicht sofort gesagt? Das ist doch wunderbar!”
    Sie richtete sich auf, hängte sich den Matchbeutel über die Schulter und stapfte so schnell zur Tür, wie sie konnte. “Kommen Sie schon! Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder zu duschen und in einem richtigen Bett zu liegen”, rief sie begeistert.
    “Vergessen Sie das! Wir werden uns selbst retten.”
    Lauren blieb stehen und starrte ihn an, als hätte sie ihn noch nie gesehen. “Was? Warum in Gottes Namen sollten wir das machen, wenn unsere Retter auf uns warten? Ich verstehe nicht.”
    ″Das müssen Sie auch nicht. Wenn Sie zurückdenken, werden Sie sich daran erinnern, dass ich Ihnen vor unserer Abreise aus Denver gesagt habe, dass Sie meine Anweisungen befolgen -- keine Fragen, keine Diskussionen. Wenn ich Ihnen sage, dass Sie springen sollen, dann will ich von Ihnen nur die Frage hören, wie hoch Sie springen müssen. Klar?” Er packte sie an den Schultern und drehte sie wieder zur Tür, dann gab er ihr einen leichten Schubs. “Und jetzt los. Beeilung.”
    “O nein!” Lauren hielt sich am Türrahmen fest und versuchte sich nach hinten zu stemmen, was mit den sperrigen Schneeschuhen natürlich völlig unmöglich war. “Warum sollte ich das, wenn da hinten ein Hubschrauber auf uns wartet, der uns aus diesen Bergen bringt?”
    “Weil diese Leute verdammt noch mal nicht gekommen sind, um uns zu retten, sondern um uns zu töten!”
    Sie sah ihn über die Schulter an, ihre Augen weit aufgerissen. “W… was?”
    Ihr Gesicht wurde weiß vor Entsetzen, jegliche Farbe wich in Sekundenschnelle. Sam lockerte den Griff um ihre Schulter und blickte sie an. Er verzog grimmig den Mund.
    “Sie wollen sich davon überzeugen, ob wir tot sind”, sagte er in einem nur wenig sanfteren Tonfall. “Sobald sie gemerkt haben, dass wir beide nicht tot sind -- und das dürften sie inzwischen wohl wissen –, werden sie versuchen, uns zu finden, um ihren Job zu Ende zu bringen.”
    Lauren begann zu zittern und sank gegen den Türrahmen, der ihr Halt bot. Sie drückte eine Hand auf ihren Bauch und schloss die Augen. “Carlos Leute”,

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