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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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höher sie kamen, umso schwieriger wurde für Lauren der Aufstieg. Sams weiche Stiefel schienen ihn förmlich am Fels kleben zu lassen, während sie mit ihren schweren größte Mühe hatte, auch wenn die sie vor den scharfkantigen Felsen schützten.
    Sie war so darauf konzentriert, Halt zu finden, dass sie erst merkte, dass er stehen geblieben war, als sie neben ihn auf einen Vorsprung kletterte.
    ″Hier kommen wir nicht weiter”, sagte er, während er sich umschaute.
    Lauren drückte sich neben ihm gegen die kalte Felswand und hielt sich in Todesangst fest. Langsam hob sie den Kopf und folgte Sams Blick. Über sich entdeckte sie eine nahe senkrechte Felswand, die sich bis zum Gipfel hin erstreckte. Der glatte Fels schien kaum eine Möglichkeit zu bieten, um Halt zu finden.
    “Wir müssen um diesen Abschnitt herumgehen und nach einer geeigneteren Stelle suchen”, verkündete Sam.
    “Was, hier?” Lauren blickte auf ihre Schuhe. Der Vorsprung, auf dem sie standen, war nicht mehr als einen Fuß breit, und die Absätze von Sams Stiefeln ragten sogar ein paar Zentimeter über den Fels hinaus. Außer dem glatten, geschwungenen Fels gab es nichts, wo sie mit den Händen Halt hätten finden können. Es war schon unheimlich gewesen, auf diesen Vorsprung zu klettern, aber der Gedanke, sich auf ihm auch noch seitlich weiterzubewegen, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. “Nein, nein, das geht nicht. Das wäre Selbstmord.”
    “Wir haben keine Wahl. Wir werden in Kürze Gesellschaft bekommen, und wir sind hier eine perfekte Zielscheibe. Kommen Sie schon.” Er streckte seinen linken Arm aus und strich mit der Hand über den Fels, bis er an einer Stelle Halt fand. Dann bewegte er seine Füße in die gleiche Richtung und schob den Schnee vom Vorsprung, während er zentimeterweise vorrückte.
    Lauren klammerte sich an die Felswand und war außer Stande, sich zu bewegen, während sie Sam ansah. Ihre Wange hatte sie gegen den eisigen Fels gepresst. Doch sie ertrug lieber diesen Schmerz, als den Griff zu lockern.
    Das Seil zwischen ihnen spannte sich, und Sam sah sich nach ihr um. Überrascht bemerkte er, dass sie sich keinen Millimeter bewegt hatte. “Was stehen Sie denn da?” fuhr er sie an. “Bewegen Sie sich!”
    “Ich … ich kann nicht!”
    “Doch, Sie können es verdammt gut”, knurrte er. Er musste die Todesangst in ihrem Blick bemerkt haben, da er mit einem Mal mit tiefer, fast zärtlicher und eindringlicher Stimme auf sie einredete. “Sie sind eine starke, intelligente Frau, Lauren. Sie geben nicht einfach auf. Sie können das!”
    “Nein, ich …”
    “Lauren, hör mir zu”, sagte er eindringlich. “In den letzten Tagen hast du Dinge vollbracht, die du wahrscheinlich nie für möglich gehalten hättest. Das hier kannst du auch schaffen. Streck einfach den Arm aus und such nach einer Stelle, an der du dich festhalten kannst. Dann rück deinen linken Fuß nach. Komm, Lauren, du kannst das.”
    Er hielt ihr seine Hand hin, ihre Blicke trafen sich, und er suggerierte ihr, zu ihm zu kommen. “Komm, Baby”, flüsterte er.
    Vielleicht war es die Zärtlichkeit in seinen Worten oder sein faszinierender Blick oder die stählerne Kraft, die er ausstrahlte. Lauren wusste es nicht, aber etwas in ihr regte sich. Zitternd und zaghaft befolgte sie seine Anweisungen.
    “Genau so. Ja, das machst du richtig. Einfach nur ganz langsam. Sehr gut.”
    Sie kämpfte sich zitternd Zentimeter für Zentimeter vor, während sie die Felswand förmlich umarmte und ihr Herz mit der Gewalt eines Presslufthammers klopfte.
    Dann machte sie den Fehler, nach unten zu sehen.
    Weit unter ihr erstreckte sich ein Meer aus Baumkronen. Sie erblickte die Hütte, die aus dieser Höhe wie ein Spielzeug aussah.
    Ihr Magen begann sich zu drehen, ihr wurde schwindlig, dann schrie sie auf, erstarrte mitten in ihrer Bewegung und kniff die Augen zu. Verkrampft hielt sie die Felswand fest. “O Gott, o Gott, o Gott!”
    “Sieh nicht nach unten!” wies Sam sie an. “Sieh auf keinen Fall nach unten.”
    Das hättest du mir auch früher sagen können, dachte sie und biss sich auf die Zunge, um nicht wieder zu schreien.
    “Sieh zu mir. Komm schon, Lauren, mach die Augen auf. Ja, so ist es gut. Sehr gut”, ermutigte er sie, als sie widerstrebend reagierte. “Jetzt konzentrier dich auf mein Gesicht und sieh nirgendwo anders hin. Sieh nur mich an. Und denk nicht darüber nach, wo du dich befindest”, raunte er mit samtweicher Stimme.
    Lauren

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