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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Brook
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wissen.“

    Otto Kruse war für einen Polizisten eigentlich etwas zu schwer, oder zu kurz für sein Gewicht , wie Alex' Vater gerne scherzte. Die beiden waren früher zusammen zu Schule gegangen und sein Vater hatte immer interessante Geschichten auf Lager, was die beiden damals alles ausgefressen hatten. Der Polizeihauptmeister saß mit einer Tasse Kaffee an seinem Schreibtisch und versuchte angestrengt das Kreuzworträtsel des Bildzeitung zu lösen. Als er die beiden Jungen herein kommen sah, ließ er reflexartig die Zeitung verschwinden und stand auf, um an den altmodischen Tresen zu gehen.

    „ Moin, ihr beiden. Na, was habt ihr angestellt?“, fragte er die Freunde und zog sich mit zwei kurzen Bewegungen die etwas herunter gerutschte Hose hoch. „Moin, Herr Kruse“, grüßte Tim freundlich. „ Was macht die Verbrecherjagd?“ Tolle Eröffnung, dachte Alex und verdrehte die Augen. Otto Kruse sah die beiden misstrauisch an. „Okay, Jungs, was wollt ihr? Ich hab' nicht den ganzen Tag Zeit.“ Tim probierte es noch einmal. „Also Herr Kruse. Ich möchte später auch mal Polizist werden. Aber ich bin nicht besonders gut in Deutsch. Muss man bei der Polizei viel schreiben?“ Das Gesicht des Polizeihauptmeisters hellte sich auf. „Tja, man muss schon was auf dem Kasten haben, wenn man zur Polizei will. Klug und sportlich sollte man schon sein“, sagte er stolz und zog sich wieder die rutschende Hose über seinen dicken Bauch. Alex hätte am liebsten laut los gelacht. Klug und sportlich. Wenn zwei Tatsachen nicht auf den Dorfscheriff zutrafen, dann diese. Tim trat ihm unauffällig vor das Schienenbein, um ihm zu signalisieren, dass er sein dümmliches Grinsen unterlassen sollte.

    „ Aber im Fernsehen müssen die Kommissare immer Protokolle anfertigen. Wo bleiben die eigentlich alle?“ Otto Kruse freute sich über das Interesse der Jungen und wollte gerne weiterhelfen. „Also, die Akten müssen dreißig Jahre aufbewahrt werden. Die meisten lagern hier. Wenn ein richtiges Verbrechen vorliegt, ist die Akte bei der Staatsanwaltschaft. Das kommt hier aber selten vor. Danach werden sie vernichtet.“ Die Freunde blickten sich an. „Und was ist, wenn es nach dreißig Jahren neue Erkenntnisse zu dem Fall gibt? Dann braucht man doch die Unterlagen, oder?“ Polizeihauptmeister Kruse kratzte sich hinterm Ohr. „Das scheint euch ja wirklich brennend zu interessieren.“ Die Jungen nickten eifrig. „Wartet mal, ich ruf mal in Oldenburg an. Ich kenne da jemanden bei der Staatsanwaltschaft vom letzten Lehrgang.“

    Der Polizist setzte sich umständlich an seinen Schreibtisch und wählte eine lange Nummer. Weil das Telefon noch eine altmodische Wählscheibe hatte, dauert es eine ganze Weile, bis der Kontakt hergestellt war. „Moin Manfred, Otto hier. - - - Otto - - - Otto Kruse - - - aus Kleiborg, mein Gott noch mal - - - Ja - - - Ja - - -Danke, gut - - - Du, ich hab' mal 'ne Frage. - - - ne, geht ganz schnell - - - Was passiert eigentlich mit den Akten von Fällen, die nach dreißig Jahren noch nicht aufgeklärt wurden? - - - Ja - - - Ja - - - Ja - - - verstehe - - - ja - - - ach so - - - okay, besten Dank - - - Dann weiß ich Bescheid - - - okay - - - ja, Tschüß.“ Otto Kruse sah die beiden vielsagend an.

    „ So, Jungs. Bei Bagatellangelegenheiten, also einfachen Vergehen werden die Akten nach dreißig Jahren auf jeden Fall vernichtet. Bei ungeklärten Kapitalverbrechen, oder politischen Taten gehen die Akten ins Staatsarchiv, in unserem Fall also nach Oldenburg.“ Alex und Tim konnten ihre Freude kaum verbergen. Also doch. Es gab wahrscheinlich noch Akten über den Mord von 1936.

    Auf dem Rückweg gingen sie noch bei der Bäckerei Stöhr vorbei. Obwohl die Verkäuferin bei der Arbeit fast einschlief, war die alt eingesessene Bäckerei bei den Jugendlichen des Dorfes sehr beliebt. Zum einen gab es hier immer die neuesten Nachrichten und zum anderen gab es hier für fünfzig Cent die berühmten Matschbrötchen. Das waren aufgeschnittene Brötchen mit einem Mohrenkopf dazwischen. Genau das richtige für den kleinen Hunger zwischendurch.

    „ Wir können doch nicht nach Oldenburg fahren und sagen, dass wir uns Akten aus den dreißiger Jahren ansehen wollen“, meint Tim mit vollem Mund, nachdem er herzhaft in sein Brötchen gebissen hatte. „Warum nicht?“, entgegnete Alex. „Wir können morgen mit dem Niedersachsenticket hinfahren. Ich brauche auch noch eine neue Grafikkarte. Das könnten wir doch prima

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