Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

gestapelt waren, aber von Ralf Zimmermann war weit und breit nicht zu sehen. Er wurde etwas unruhig, weil er davon ausgegangen war, dass der falsche Doktor um diese Zeit noch in der Hütte wäre.

    „ Er ist nicht da“, flüsterte er Tim zu, der erwartungsvoll neben ihm stand. Tim schlich leicht ge duckt zum Ende der Brombeerhecke. Von hier konnte er die Vorderseite des kleinen Häuschen einsehen. Dort angekommen machte er Alex ein Zeichen, indem er seinen Daumen nach oben hob. Alex, der sich nicht erklären konnte, was die Geste bedeuten sollte, zuckte nur ratlos mit den Schultern. Auf die Entfernung von zwanzig Metern konnte er aber erkennen, wie Tim wegen der Begriffsstutzigkeit seines Freundes mit den Augen rollte und langsam wieder zurück kam. „Melde gehorsamst, Fahrzeug der Zielperson, Marke Volvo befindet sich hinter dem Zielobjekt“, alberte er, als er Alex wieder erreicht hatte.

 
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    26
    Donnerstag 9:55 Uhr

    Alex blickte aus seine Uhr. Es war fünf vor zehn. In fünf Minuten würde Tims Opa Zimmermann anrufen. Die Spannung war förmlich greifbar und die Freunde sprachen kein Wort miteinander. Dann endlich, um kurz nach zehn hörten sie, wie eine Autotür laut zugeschlagen wurde. Ein Motor heulte kurz auf und dann sahen sie den blauen Kombi eilig davon fahren. Nachdem der Volvo nicht mehr zu sehen war und die Staubwolke sich gelegt hatte, trauten sie sich aus ihrem Versteck und gingen vorsichtig zur Hütte.

    Tim und Alex sahen durchs Küchenfenster. Es war niemand zu sehen. Dann gingen sie um das Häuschen herum zur verwitterten Eingangstür. Zur Sicherheit klingelten sie, doch niemand öffnete. Das Haus war leer. Alex sah sich das Schloss der Haustür an. „Mist“, knurrte er, „wer baut denn in eine solche Schrotttür ein teures Schweizer Schloss ein?“ Dann gingen sie auf der Rückseite zur Stalltür. Aber auch hier befand sich ein neues Zylinderschloss.

    „ Und nun?“ Tim erhoffte sich von Alex eine Ansage zur weiteren Vorgehensweise. „Und nun, und nun“, äffte Alex seinen Freund gereizt nach. „Keine Ahnung. Wir können ja schlecht eine Scheibe einschlagen. Dann wäre Zimmermann gewarnt, dass ihm jemand auf den Fersen ist.“ Er trat vor Wut kräftig gegen die alte Stalltür. Als Alex sich zu Tim umdrehte, bekam er einen heftigen Schlag in den Nacken und fiel zu Boden.

    Tim war sofort bei ihm, um ihn unter der alten Tür hervor zu ziehen. Durch den heftigen Tritt hatten sich die Scharniere aus dem morschen Türrahmen gelöst. Die Tür hatte somit keinen Halt mehr und fiel Alex fast lautlos in den Rücken. „Wow“, staunte Tim, als er seinen vor Schreck blass gewordenen Freund unter der schweren Last hervor zog. „Rambo ist ja ein Dreck gegen dich“, witzelte er. „Warum hast du denn die Dietriche mitgebracht, wenn du Türen mit einem einzigen Fußtritt öffnen kannst?“ Alex lächelte gequält; „Witzbold.“

    Vorsichtig tasteten sich die Freunde in den dunklen Stall, der direkt an den Wohntrakt grenzte. Die Löcher im reetgedeckten Dach erhellten den Raum ein wenig. Allerhand Gerümpel und ein modriger Geruch gaben der Szenerie etwas Gespenstisches. Nach wenigen Meter erreichten sie eine massive Stahltür. Die alte Klinke quietschte, dass die beiden erschrocken zusammen zuckten. Hinter der Tür lag ein kleiner Flur. Er war mit Ziegelsteinen ausgelegt. Leise, als könnten sie jemanden aufwecken, gingen sie weiter. Die Tür zur kleinen Küche war nur angelehnt. Sie war nur spärlich möbliert. Unter dem Fenster stand ein kleines weinrotes Sofa. Daneben ein grauer Ohrensessel. Auf der anderen Seite war ein alter, weißer Stangenofen, der noch mit Kohlen befeuert werden musste. Er strahlte eine wohlige Wärme ab. In der Mitte stand ein massiver, wurmstichiger Holztisch, der unter den vielen Akten kaum noch zu erkennen war.

    „ So. Und wo fangen wir an? Wenn wir das alles durchwühlen, dann merkt er das doch.“ Tims Stimme klang besorgt und ein wenig ängstlich. Alex wurde allmählich klar, dass sein Plan nicht komplett zu Ende gedacht war. Diesen Berg an Akten konnten sie unmöglich in der kurzen Zeit durcharbeiten. Skeptisch betrachtete er die Ordnerrücken. Es waren alles alte Originalordner der Ziegelei. Manche waren mit Personal beschriftet, andere mit Einkauf , Angebote oder Aufträge . Manche Ordner hatten nur Zahlen und Buchstaben.

    Alex ließ sich entmutigt in den abgewetzten Ohrensessel fallen. „Das können wir komplett vergessen“, stöhnte er. „He,