Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Dann ging er in den Flur, nahm die Schlüssel von der Kommode und verließ das Haus.
----
27
Donnerstag 10:57 Uhr
Alex und Tim blieben noch eine Weile unbeweglich in der Nische neben dem Schrank stehen, bevor sie es wagten, aus ihrem Versteck heraus zu kommen. Tim hatte immer noch das Notebook in der Hand. Der Kopierprozess war erfolgreich abgeschlossen und er entfernte mit zitternder Hand den USB-Stick. „O Gott, ich hätte mir fast in die Hose gemacht“, versuchte er seine Anspannung zu überspielen. Alex nahm ihm wortlos den Speicherstick ab und befestigte ihn wieder an seinem Karabiner. „Das war verdammt knapp“, stieß er hervor. „Los, lass uns bloß schnell verschwinden.“ Sie verstauten den Computer genauso, wie sie ihn gefunden hatten. Grinsend legte Tim die Unterhose wieder auf den Rechner. „Meinen Opa als senil zu bezeichnen, so 'ne Frechheit“, schimpfte er dann, als er die Schublade der Kommode schloss.
„ Wir haben ihn wohl unterschätzt“, meinte Alex, „anscheinend kann er altdeutsche Handschriften doch problemlos lesen, sonst wäre er nicht so schnell wieder zurück gewesen. Zum Glück hat er keinen Verdacht geschöpft. Das er deinen Opa für verkalkt hält, ist noch das geringste Übel“, stichelte er und sah Tim herausfordernd an. Tim antwortete nicht und schloss die Schlafzimmertür. Dann kontrollierten sie, ob sie in der Küche verräterische Spuren hinterlassen hatten. Zum Schluss richteten sie die hintere Stalltür wieder auf, die immer noch auf dem Kiesweg lag. Tim schob die herausgerissenen Scharniere zurück in den morschen Türrahmen und drückte das herausgerissene Holz wieder fest. Der Schaden war kaum noch zu erkennen. „Gut, dass er nicht ums Haus gelaufen ist. Wenn er die ramponierte Tür gesehen hätte, wären wir verloren gewesen.“ Verloren. Alex überlegte, was im schlimmsten Fall passiert wäre, wenn sie entdeckt worden wären. Zimmermann hätte schnell gemerkt, dass es kein gewöhnlicher Einbruch gewesen wäre. Ein Blick auf den Laptop, und er hätte gewusst, dass die Freunde ihm dicht auf der Spur waren. Alex wollte sich gar nicht ausmalen, wie Zimmermann in dem Fall reagiert hätte. Die Luft wurde immer dünner.
„ Was hatte der Anruf wohl zu bedeuten?“, fragte Tim, als sie sich auf den Weg zu ihren Fahrrädern machten, „Sektion G4 hört sich nach einer systematischen Suche an. Vielleicht ist die alte Ziegelei gemeint?“ Alex stimmte ihm zu. „Mit Sicherheit. Was sollten die denn sonst absuchen? Mir ist der Abschiedsgruß aufgefallen; see you . Das sagen normalerweise nur Engländer oder Amerikaner.“ Alex blieb plötzlich stehen. Der Land-Rover an der alten Ziegelei, den Tim am Freitag nach dem Wasserballtraining gerammt hat. Hatte der nicht ein englisches Kennzeichen? Und die un freundliche Begegnung bei Nuccios Eisdiele? Hatte der Glatzkopf nicht englisch geflucht?
„ Mensch Tim, die gehören zusammen“, rief er plötzlich. „Wer gehört zusammen?“ fragte Tim ratlos, der Alex' Gedankengänge so schnell nicht folgen konnte. „Na, der Zimmermann und die beiden schrägen Vögel mit dem Geländewagen und den Metalldetektoren. Denen du das Auto vor der alten Ziegelei kaputt gefahren hast“, erklärte Alex augenzwinkernd. „Ha, ha, selten so gelacht. Aber du könntest recht haben. Die beiden Typen suchen für ihn das Gelände ab und Zimmermann forscht systematisch nach Informationen über die Ziegelei und nach dem Versteck von dem Gold. Gar nicht dumm, die Arbeitsteilung.“ Alex nickte. „Aber anscheinend sind beide Parteien noch nicht fündig geworden.“
Auf dem Rückweg hielten sie bei Bäcker Reck an und gönnten sich ein Matschbrötchen. „Ist das nicht riskant von Zimmermann, die beiden Galgenvögel in das Geheimnis ein zu weihen?“, fragte Tim vor der Bäckerei fröhlich mampfend. „Naja, wer weiß, was er ihnen erzählt hat. Er war sicher nicht so blöd, und hat denen alle Einzelheiten erzählt. Bei über einer Tonne Gold kann man, glaube ich, niemandem vertrauen.“ Alex biss herzhaft in sein Brötchen, als von hinten eine bekannte Stimme ertönte: „Wem kann man nicht vertrauen?
Erschrocken fuhren Alex und Tim herum. Lässig an der Hauswand der Bäckerei lehnte Nils Bruns. Er hatte eine graukarierte Bäckerhose und ein weißes T-Shirt an. Die Haare waren weiß von Mehl und bildeten einen albernen Kontrast zu der schwarzen Sonnenbrille, die er trotz der Wolken trug. Mit einer Zigarette im Mundwinkel sah er die
Weitere Kostenlose Bücher