Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
einige Sekunden, bis Alex und Tim kapierten und in schallendes Gelächter ausbrachen.
Tims Großvater, der nichts von den Plänen der Jungen wusste, blickte etwas irritiert, da er sich den gemeinsamen Lachanfall nicht erklären konnte. Tim wischte sich die Tränen ab. „Indonesische Rezepte. Klasse Opa. Du bist echt der Größte. Können wir die mal sehen?“ Kopfschüttelnd stand der alte Herr auf und ging in die gute Stube, wie er es immer nannte. Kurz darauf kam er mit einem alten Ordner zurück und schlug ihn auf. Alex sah sich die handbeschriebenen Seiten an. Da er die altdeutsche Handschrift nicht lesen konnte, war für ihn nicht zu erkennen, ob es sich um Rezepte, alte Schulaufsätze oder eine Anleitung zum Bombenbauen handelte. Perfekt für ihren Zweck, dachte er. Der Rücken des Ordners war unbeschriftet. „Tim, hol mal einen Bleistift“, forderte Alex seinen Freund auf. Der verstand zwar nicht, was sein Freund vorhatte, ging aber zum Küchenschrank und nahm einen Bleistift aus der Schublade. „Könnten Sie bitte die Zahl 1936 auf den Ordnerrücken schreiben“, bat Alex dann Tims Opa. Der sah ihn zwar ebenfalls etwas ratlos an, schrieb dann aber die gewünschte Zahl auf den Ordner.
„ So, Opa. Jetzt musst du uns einen großen Gefallen tun. Du rufst in einer halben Stunde Dr. Eyken an und sagst ihm, du hättest noch Unterlagen von 1936 gefunden“, erklärte ihm Tim. Sein Großvater wollte gerade protestieren, als er entschlossen fortfuhr. „Dr. Eyken wird dann sofort kommen, um die Unterlagen einzusehen. Wir gehen davon aus, dass er die altdeutsche Schrift nicht lesen kann, jedenfalls nicht so schnell. Es ist wichtig, dass du ihn ein wenig aufhältst. Mach euch einen Tee und erzähl ihm ein paar alte Geschichten. Das kannst du doch so gut“, schmeichelte er. Sein Großvater sah besorgt aus. „Tim, das Ganze gefällt mir ganz und gar nicht.“ Alex mischte sich ein. „Wir können nur so viel sagen. Dr. Eyken ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein gerissener Betrüger“, sagte er. Dass sie schon seit gestern wussten, dass der falsche Dr. Eyken in Wirklichkeit Ralf Zimmermann hieß, behielt er aber für sich. „Um ihn zu überführen, brauchen wir nur etwas Zeit. Deshalb sollen Sie ihn hierher locken, indem sie ihm sagen, Sie hätten weitere Dokumente gefunden, und zwar aus dem Jahr 1936. Das es sich dabei um indonesische Rezepte handelt, brauchen wir ihm ja nicht auf die Nase binden“, fuhr er mit einem Augenzwinkern fort.
Tims Großvater sah unruhig von einem zum anderen. „In Ordnung“, sagte er dann leise zur Erleichterung der Jungen. „Wir haben das Spiel früher Räuber und Gendarm genannt, warum soll das mit über Siebzig keinen Spaß mehr machen?“, fragte er dann verschmitzt lächelnd. „Aber wenn alles vorbei ist, will ich aber jede Einzelheit wissen. Haben wir uns verstanden?“ Er drohte grinsend mit dem Zeigefinger. „Alles klar, Opa. Du bist der Beste“, rief Tim und drückte seinem Großvater einen Kuss auf die Wange. „Um zehn Uhr rufst du ihn an, okay? Die Telefonnummer hast du?“ Seine Großvater winkte stumm mit der Visitenkarte von Dr. Eyken und nickte. Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, stürmten die beiden Freunde aus dem Haus.
Nachdem Alex von zu Hause das Fernglas und den Bund mit Dietrichen seines Vaters besorgt hatte, fuhren die beiden zum Kleiborger Siel. Sein Vater hatte ihm einmal gezeigt, wie man mit so einem Werkzeug ein altes Schloss öffnen kann. Alex hoffte inständig, dass die alte Hütte keine modernen Zylinderschlösser hat. Für den Fall müssten sie sich etwas anderes einfallen lassen.
Am Siel angekommen, ließen sie ihre Fahrräder stehen. Statt sie im Schilf zu verstecken, wie bei Alex' erstem Erkundungsausflug, schloss er die beiden Räder an ein stählernes Weidetor. Dann gingen sie im Schutze des Deiches in Richtung der alten Weiden, hinter denen sich Tante Almas alte Kate versteckte. Sie gingen diesmal aufrecht in Richtung der alten Brombeerhecke, denn am hellen Vormittag hätte es etwas merkwürdig ausgesehen, wenn zwei Personen in geduckter Haltung durchs Schilf geschlichen wären. Hinter der alten Hecke gingen sie in Deckung. Alex war froh, dass sie um diese Uhrzeit nicht Nils Bruns begegnen würden. Den neugierigen Bäckerlehrling könnten sie nun am allerwenigsten gebrauchen. Alex holte das Fernglas heraus und betrachtete die Hütte. Der Küchentisch war leer. Alex erkannte zwar die Aktenordner, die unordentlich aufeinander
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