Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
vorkam. Mann, das hatte ich ja völlig vergessen,“ rief er. „Na endlich“, stöhnte Alex erleichtert. Tim ignorierte die abfällige Bemerkung und überlegte laut: „Warte mal, wie war das noch. Ich habe das Tagebuch zwar nicht bei mir, aber ich kann mich noch gut daran erinnern. Da kamen doch im Oktober 1936 mitten in der Nacht vier LKW, die die fertigen Backsteine aufluden, oder? Und statt der Ziegeleiarbeiter machte das ein Trupp dunkel gekleideter unbekannte Männer bei Nacht und Nebel. Richtig, das war die Sache mit SA-5. Ich Trottel. Das ich daran nicht gedacht habe.“ Tim schüttelte den Kopf.
„ Sehr merkwürdige Geschichte,“ stimmte ihm Alex zu. „Wenn das ein normaler Auftrag gewesen wäre, warum wurden die Steine dann so geheimnisvoll behandelt?“ Er wartete auf eine Antwort von Tim, doch der schüttelte immer noch ungläubig mit dem Kopf, das er nicht vorher daran gedacht hatte. „Okay, wir machen folgendes“, fuhr Alex fort, „wir teilen uns die Dokumente auf und untersuchen sie auf die Abkürzung SA-5. Wenn wir Glück haben, erfahren wir etwas über den Auftraggeber und das Ziel der Lieferung. Einverstanden?“ Tim sah ihn an. „Einverstanden.“
Alex kopierte die Daten, die sie von Zimmermanns Laptop herunter geladen hatten auf die Festplatte seines PCs. Dann gab er Tim den USB-Stick. Sie vereinbarten, dass er die erste Hälfte der gescannten Seiten und Tim die zweite Hälfte auf die ominöse Abkürzung durchsehen sollte. Sie verabredeten sich um zwanzig Uhr wieder bei Alex.
In der Tür drehte sich Tim noch einmal um. „Du Alex, wir haben uns doch am Anfang gefragt, warum Deependaal als Direktor nachts in dem Trockenschuppen herum geschlichen ist“, fragte er. „Ja, warum?“, fragte Alex, der nicht gleich verstand, worauf Tim hinaus wollte. „Na, mein Urgroßvater wollte als Brandmeister nach den Rohlingen des SA-5 sehen, ob sie bereits trocken genug waren für den Brand. Ich nehme an, Deependaal war aus dem gleichen Grund bei den Rohlingen.“ Alex sah in ungläubig an. „Um nach der Restfeuchtigkeit der Ziegelrohlinge zu sehen?“, fragte er mit einem ironischen Unterton. „Das glaubst du doch selbst nicht.“ Tim blieb aber ernst. „Nicht um die Feuchtigkeit zu kontrollieren, sondern etwas ganz anderes.“
Alex hob fragend die Hände. „Und was sollte das sein?“ „Keine Ahnung“, antwortete Tim achselzuckend, „aber es muss für ihn extrem wichtig gewesen sein.“ Alex sah ihn eine Weile stumm an. „Ja, das könnte sein. Und wir werden heraus finden, warum.“
Nach zwei Stunden konzentrierter Arbeit rieb sich Alex die müden Augen und streckte sich. Die gesuchte Abkürzung tauchte nicht ein einziges mal auf. Er schaltete den Monitor ab und nahm sein Handy zur Hand und schickte eine kurze SMS an Tim. Die prompte Antwort ergab, dass er auch noch keinen Hinweis gefunden hatte. Frustriert nahm er seinen Wasserball aus dem Regal und warf ihn einige Male gegen die Wand, um ihn mit einer Hand wieder aufzufangen. Nach einigen Würfen brüllte seine Mutter hoch, ob er dabei sei, die Wände seines Zimmers abzureißen, oder woher der Krach herrühre. Er zirkelte den Ball enttäuscht in die Mülltonne, warf sich auf sein Bett und setzte sich die Kopfhörer seines iPods auf. So würde er seiner Familie wenigstens nicht auf den Wecker gehen, dachte er genervt. Die Musik von Nickleback brachte ihn wieder auf andere Gedanken. Mit geschlossenen Augen genoss er die harte Rockmusik.
Nach einigen Songs spürte er plötzlich einen heftigen Schlag in die Magengrube. Raketenartig schoss er von seinem Bett hoch. Mit breitem Grinsen stand Tim vor ihm und wedelte aufgeregt mit einem Computerausdruck herum. Auf dem Bett lag noch der Wasserball, den er Alex auf den Bauch geworfen hatte. „Spinnst du?“, brüllte Alex seinen Freund an. Tim zeigte mit seinen Zeigefingern auf seine Ohren. Alex sah ihn fragend an, bis ihm einfiel, dass er die Kopfhörer noch auf hatte. Verärgert nahm er sie ab.
„ Wir wollten doch telefonieren, wenn es was neues gibt“, fauchte er seinen Freund an. Tim grinste immer noch. „Habe ich ja probiert, aber der Herr Hobbydetektiv hört ja nicht, wenn das Handy klingelt.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort; „Du, ich hab' ihn! Den Spezialauftrag 5, SA-5, hier ist er.“ Der Triumph stand ihm ins Gesicht geschrieben. Alex riss ihm den Ausdruck aus der Hand. Auf dem Briefkopf stand der Firmenname H. Deependaal Ziegelei Kleiborg und daneben war ein
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