Ziel erfasst
– ein Mann am Eingang und einige Fußpatrouillen – das Grundstück außerhalb des Haupthauses menschenleer zu sein schien. Zwar würde es dort bestimmt Kameras, Bewegungsmelder und vielleicht sogar akustische Überwachungssysteme geben, aber Chavez, Caruso und Ryan waren darauf vorbereitet. Heute Nacht würden sie den gefährlichsten Teil ihrer Operation durchführen.
Sie hatten Boot und Tauchausrüstung bei einer Tauchschule unweit ihres Bungalows gemietet. Alle drei verfügten über beträchtliche Taucherfahrung, wenngleich Domingo sie alle daran erinnerte, dass John Clark in sechs Monaten als SEAL öfter getaucht war als Chavez, Ryan und Caruso in ihrem ganzen Leben zusammen. Allerdings war das Wasser hier ruhig und strömungsfrei, und sie planten auch nicht, sehr tief zu tauchen oder lange unter Wasser zu bleiben.
Das kleine Gummiboot und die Tauchausrüstung waren für ihre Operation nicht gerade optimal. Aber etwas Besseres stand ihnen nicht zur Verfügung. Als sich Ryan darüber beklagte, erinnerte ihn Chavez daran, dass sie sich alle »anpassen und alle Hindernisse überwinden« müssten, wie es im offiziellen »Glaubensbekenntnis« der Recon Marines hieß.
Wenn sie tatsächlich verdeckt unter Wasser auf das Anwesen hätten vordringen wollen, hätten sie geschlossene Kreislauftauchgeräte vorgezogen. Diese gaben keine Luftblasen ab, sondern reicherten das ausgeatmete Gas erneut mit Sauerstoff an. Obwohl nun eine Menge Luftblasen aufstiegen, würden sie so weit von dem Anwesen entfernt an Land gehen, dass sie keine Aufmerksamkeit erregen würden.
Sie ankerten und ließen sich lautlos ins Wasser gleiten. Ryan reichte den beiden anderen wasserdichte Kästen über den Rand des Bootes hinunter, bevor er selbst ins Wasser stieg und seine Schwimmflossen anlegte. Alle drei nahmen je eine Kiste in die Hand und tauchten auf eine Tiefe von drei Metern hinunter. Dort überprüften sie ihren Tauchcomputer, bestimmten die Richtung zu ihrem Zielpunkt und richteten ihre Körperachse nach dem Steuerstrich ihrer Kompasse aus. Chavez übernahm die Führung, und sie schwammen los.
Ryan bildete die Nachhut. Sein heftig pochendes Herz erzeugte zusammen mit dem zischenden Geräusch, das das Ventil seines Tauchgeräts bei jedem Atemzug von sich gab, einen richtigen Techno-Rhythmus. Das warme, schwarze Wasser schmiegte sich beim Vorwärtsschwimmen regelrecht an ihn und vermittelte ihm das Gefühl, völlig allein zu sein. Nur die schwachen rhythmischen Strömungen, die die Schwimmflossen seines drei Meter vor ihm schwimmenden Cousins Dominic verursachten, erinnerten ihn daran, dass er nicht allein war. Es war ein tröstliches Gefühl.
Nach zehn Minuten waren sie an dem schmalen Uferstreifen an der Al Khisab Road angekommen. Direkt vor dem Strand lag eine Unterwassersandbank mit einer Wassertiefe von etwas mehr als zwei Metern. Chavez bedeutete den beiden anderen mit einer kleinen roten Lampe, dass sie hier ihre Tauchausrüstung deponieren sollten. Die Männer nahmen sie ab, banden sie zusammen und befestigten sie an einem großen Stein. Danach stiegen sie aus dem Wasser. In ihren schwarzen Neoprenanzügen waren sie in der Dunkelheit auch auf dem Festland kaum zu erkennen. Jeder von ihnen trug eine wasserdichte Kiste.
Zehn Minuten später standen die drei vor einem völlig abgedunkelten Anwesen. Zwischen ihm und Rehans Geheimbüro lagen nur noch drei Grundstücke. Es gab hier weder eine Umfassungsmauer noch Patrouillen, deshalb nahmen sie an, dass auch keine Bewegungsmelder installiert waren. Hinter einem großen Poolhaus begannen die Amerikaner, ihre Gerätschaften aus den wasserdichten Boxen zu holen und betriebsbereit zu machen. Die Vorbereitungen dauerten gute fünfzehn Minuten. Jeder wusste genau, was er zu tun hatte. Kurz nach drei Uhr morgens hielt Chavez den Daumen nach oben, und Ryan setzte sich mit dem Rücken an die Poolhauswand. Er setzte eine Videobrille auf und holte ein schuhschachtelgroßes Fernbedienungsmodul aus einem Kasten. Von jetzt an würde Jack Ryan jr. diese Operation leiten, bis alle Überwachungsgeräte an ihrem richtigen Platz waren.
Ryan schaltete das Kontrollgerät ein. Sofort sah er auf seiner Brille die Aufnahmen einer Infrarotkamera, die an einer Drehkanzel am Boden eines ferngesteuerten Minihubschraubers hing, der jetzt ein paar Meter entfernt auf einem ausklappbaren Plastik-Landeplatz stand. Die gegeneinander laufenden Koaxialrotoren des winzigen Fluggeräts hatten nur einen Durchmesser
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