Ziel erfasst
Gelenke.
Clark stand vor dem Deutschen und hatte seine Waffe immer noch auf ihn gerichtet.
»Sind Sie allein?«, fragte Clark und schaute sich in der winzigen Wohnung um.
Manfred Kromm nickte. »Selbstverständlich.«
Clark ließ trotzdem seinen Blick schweifen und zielte dabei mit seiner SIG weiterhin auf die Brust des Alten. »Bitte keine plötzlichen Bewegungen. Ich habe heute eine Menge Kaffee getrunken, Sie sollten deshalb gar nicht erst ausprobieren, wie hibbelig und schreckhaft ich bin.«
»Ich werde mich nicht bewegen«, sagte der alte Deutsche. Dann zuckte er die Achseln. »Diese Pistole in Ihrer Hand ist die einzige Waffe in dieser Wohnung.«
Clark durchsuchte schnell den Rest der Wohnung. Sie war einschließlich des Badezimmers und der Küche sicher keine fünfunddreißig Quadratmeter groß. Auch die Einrichtung war alles andere als luxuriös. »Was, fünfunddrei ßig Jahre bei der Stasi, und das ist alles, was es Ihnen eingebracht hat?«
Jetzt musste der Deutsche ein wenig lächeln. »Nach den Kommentaren Ihrer Regierung über Sie zu schließen, Mister Clark, sieht es so aus, dass Ihre Organisation Ihnen Ihre Dienste nicht viel besser vergolten hat als meine Organisation die meinen.«
Clark zwang sich jetzt selbst ein saures Grinsen ab, während er mit den Füßen einen kleinen Tisch gegen die Eingangstür schob. Sie würde jemand, der vom Hausflur her eindringen wollte, einen kurzen Moment aufhalten, aber auch nicht viel mehr. Clark stellte sich neben die Tür und hielt die SIG immer noch auf den übergewichtigen Mann gerichtet, der sich auf seinem Lehnstuhl offensichtlich recht unbehaglich fühlte.
»Sie haben Geschichten herumerzählt.«
»Ich habe nichts gesagt.«
»Ich glaube Ihnen nicht, und das ist das Problem. Sie erzählen jetzt mir , was Sie denen erzählt haben.«
»Mr. Clark, ich habe keine Ahnung, was Sie …«
»Vor dreißig Jahren gingen drei Personen in diesen Geisterbahnhof. Zwei von ihnen kamen lebend wieder heraus. Sie und Ihr Partner haben für die Stasi gearbeitet, aber Sie haben nicht nach den Stasi-Regeln gespielt, das heißt, dass Sie dieses Geld für sich selbst erpresst haben. Ich hatte den Auftrag, Sie beide laufen zu lassen, aber Ihr Partner Lukas Schumann hat versucht, mich umzubringen, nachdem Sie das Geld bekommen hatten. Ich habe Lukas Schumann getötet, aber Sie sind davongekommen, und ich weiß, dass Sie danach nicht zu Markus Wolf gegangen sind und ihm erzählt haben, was bei Ihrer illegalen Nebenbeschäftigung schiefgegangen war. Sie haben den Mund gehalten, damit sie das Geld behalten konnten.«
Kromm sagte kein einziges Wort. Er walkte nur seine Knie mit den Händen, als wollte er Brötchen kneten, bevor er sie in den Ofen schob.
Clark redete weiter auf ihn ein. »Ich hatte den Befehl, meiner Agency über diese Angelegenheit nicht zu berichten. Der Einzige, der außer Ihnen, mir und dem toten Lukas Schumann von dieser Sache im Geisterbahnhof wusste, war mein Vorgesetzter, und der ist vor fünfzehn Jahren gestorben, ohne zuvor jemand davon erzählt zu haben.«
»Ich habe das Geld nicht mehr. Ich habe alles ausgegeben«, sagte Kromm.
Clark seufzte, als ob ihn diese Bemerkung des Deutschen enttäuscht hätte. »Genau, Manfred, ich komme nach dreißig Jahren zurück, um mir eine Tasche voller wertloser D-Mark-Scheine zurückzuholen.«
»Was wollen Sie dann?«
»Ich möchte wissen, mit wem Sie geredet haben.«
Kromm nickte. »Es klingt wie ein Klischee aus einem amerikanischen Kriminalfilm, aber es ist die Wahrheit. Wenn ich es Ihnen erzähle, werden sie mich bestimmt um bringen.«
»Wer, Manfred?«
»Ich bin nicht zu ihnen gegangen. Sie kamen zu mir. Ich hatte kein Interesse, diese alten Geschichten aus unserer gemeinsamen Vergangenheit wieder auszugraben.«
Clark hob die Pistole und schaute durch ihr Tritium-Visier.
»Wer, Manfred? Wem haben Sie vom Jahr 81 erzählt?«
»Obtschak!«, platzte es in seiner Panik aus ihm heraus.
Clark legte den Kopf schief. Er ließ die Waffe sinken.
»Wer ist Obtschak?«
»Obtschak ist kein wer! Es ist eine estnische kriminelle Vereinigung. Eine ausländische Filiale der Russenmafia, sozusagen.«
John konnte seine Verwirrung nicht verbergen. »Und die haben Sie nach mir gefragt? Namentlich?«
»Nein, gefragt im normalen Sinne haben sie mich eigentlich nicht. Sie haben mich überfallen. Sie haben mir eine zerbrochene Bierflasche an den Hals gehalten und mich dann befragt.«
»Und Sie haben ihnen von Berlin
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