Ziel erfasst
einen Steinwurf von der Berliner Mauer entfernt. Dort traf er auf einen alten Freund namens Gene Lilly. Sie hatten in Vietnam zusammengearbeitet, und jetzt war Lilly der Leiter des Berliner CIA-Büros. Lilly erzählte Clark, dass er ihn für eine einfache Dokumentenaustauschaktion jenseits der Mauer benötige. Clark spürte sofort, dass hier etwas faul sein musste. Für so etwas musste man ganz bestimmt keinen SAD-Paramilitär aus Amerika einfliegen lassen. Als er Lilly seine Zweifel mitteilte, brach dieser in Tränen aus.
Gene beichtete ihm, er sei in eine Sexfalle geraten. Eine Prostituierte hätte mit ein paar einfachen Stasi-Agenten zusammengearbeitet, die sich ohne Wissen ihrer Vorgesetzten etwas Extrageld verdienen wollten. Sie hätten von ihm seine gesamten Ersparnisse erpresst. John sollte ihnen jetzt die Aktenmappe voller Bargeld übergeben. Im Gegenzug würde er einen Ordner mit Negativen erhalten. Clark fragte nicht, was auf diesen Negativen zu sehen war. Er war sich sicher, dass er das gar nicht wissen wollte.
Lilly beschwor Clark, dass er niemand anderem in der Agency trauen könne. Der dreiunddreißigjährige SAD-Agent war bereit, seinem alten Freund zu helfen.
Einige Minuten später übergab Lilly ihm eine Aktenmappe voller D-Mark-Noten und brachte ihn zu einer U-Bahn-Station, wo Clark in den nächsten Zug einstieg, der zu dieser Tageszeit halb leer war.
Der Austausch zwischen Clark und den Stasi-Erpressern sollte an einem surrealen Ort stattfinden, wie es ihn so nur im Berlin des Kalten Krieges geben konnte. Im Westberliner U-Bahn-System gab es einige Linien, die ein Stück unter Ostberlin hindurchführten. Vor der Teilung der Stadt war das natürlich belanglos, aber nach dem Mauerbau im Jahr 1961 durften die Züge, die unter der Mauer hindurchfuhren, nicht mehr an den Stationen auf der anderen Seite halten. Die Ostdeutschen verschlossen die Zugänge auf Straßenhöhe und entfernten jeden Hinweis auf diese U-Bahn-Haltestellen aus ihren Netzplänen. Diese schummrigen, leeren und labyrinthischen unterirdischen Plätze bekamen den Namen Geisterbahnhöfe.
Einige Minuten nach Mitternacht sprang John Clark kurz vor einem dieser Geisterbahnhöfe vom letzten Wagen der Linie U8 ab, der gerade den Ostberliner Bezirk Mitte durchquerte. Dies war insofern nicht sehr gefährlich, als diese Züge die Geisterbahnhöfe nur im Schritttempo durchfahren durften. Während der Zug weiterratterte, zog der Amerikaner eine Taschenlampe aus dem Mantel, hielt sie über seine Schulter und ging auf dem Gleis weiter. Kurz darauf kam er an dem Geisterbahnhof Weinmeisterstraße an. Hier wartete er auf dem schwach beleuchteten Bahnsteig. Um ihn herum war es totenstill, nur unter ihm war das leise Geräusch von streunenden Ratten zu hören.
Kurz darauf erschien am Fuß einer Treppe der Schein einer Taschenlampe. Ein einzelner Mann richtete seine Lampe auf Clark und forderte ihn auf, seine Aktenmappe zu öffnen. Clark tat, wie ihm geheißen. Jetzt legte der Mann seinerseits ein Päckchen auf den staubigen Betonboden und gab ihm einen kleinen Tritt, sodass es zum Amerikaner hinüberschlitterte.
Clark hob es auf, überprüfte, ob es auch die Negative enthielt, und stellte die Geldtasche ab.
So hätte es enden können, ja sollen.
Aber die Stasi-Gauner waren gierig und wollten ihre Negative zurückhaben, um die Erpressung fortsetzen zu können.
Als sich John Clark umdrehte und zum Ende der Station zurückgehen wollte, hörte er jenseits der Gleise auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ein Geräusch. Als er mit seiner Lampe hinüberleuchtete, bekam er gerade noch rechtzeitig mit, dass ein Mann eine Pistole auf ihn richtete. Clark warf sich sofort zu Boden und rollte sich auf dem schmutzigen Betonboden zur Seite, als ein Pistolenschuss losging. Der Knall wurde von den Tunnel-und Bahnhofswänden vielfach zurückgeworfen.
Der amerikanische CIA-Agent zog blitzschnell seine Colt- M1911-Selbstladepistole. Er feuerte zweimal über die Gleise hinüber und traf den Schützen beide Male direkt in die Brust. Er brach sofort zusammen.
Clark wandte sich dann dem Stasi-Mann mit der Geldtasche zu. Dieser eilte gerade die Stationstreppe hinauf. Clark gab einen Schuss ab, verfehlte ihn jedoch. Kurz darauf war er verschwunden. Clark überlegte sich, ihm nachzueilen. Immerhin war es möglich, dass er doch noch zurückkehrte, um ihn zu erledigen. Aber in diesem Moment fuhr der nächste Zug im Schritttempo durch den Geisterbahnhof. Clark verbarg
Weitere Kostenlose Bücher