Ziel erfasst
sprang über das Sofa und riss Rehan zu Boden, gerade als eine heiße Gewehrkugel an der Stirn des Generals vorbeizischte.
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N äher ran, Hicks!«, rief Domingo Chavez in das Boom-Mikrofon seines Headsets, während er ein zweites Fünf-Schuss-Magazin in den Magazinschacht seines HK-PSG1 -Scharfschützengewehrs rammte. Seine beiden letzten Schüsse hatten ihr Ziel verfehlt, war er sich sicher. Nur wenn er noch etwas näher herankam, würde er Rehan und seine Männer erwischen können, die jetzt durch das Zimmer rannten und auf dem Boden krochen, um eine Deckung zu finden.
»Roger«, antwortete Hicks in seinem weichen Kentucky-Akzent und brachte den Bell JetRanger näher an das riesige nadelförmige Bauwerk heran.
Natürlich hätte Chavez al-Darkurs und Emblings Apartment allein aufgrund der zerbrochenen Fensterscheibe nicht gefunden, die auf der riesigen Außenhaut des Wolkenkratzers ja kaum au f fi el. Als er durch sein zwöl ff ach vergrößerndes Zielfernrohr blickte, hatte er jedoch mitbekommen, wie irgendetwas hoch oben aus dem Gebäude herausstürzte und dann in Spiralen zum Boden hinunterfiel. Ding war instinktiv klar, dass es ein Mensch sein musste, obwohl er sich nicht die Zeit nahm, um genau festzustellen, wer da direkt vor ihm in den Tod stürzte. Nach Lage der Dinge konnte er jedoch nur aus dem Apartment des Pakistaners und des Briten gefallen sein. In aller Eile musste Chavez seine Waffe auf fünfhundert Meter Entfernung einstellen und das Ziel dann genau in sein Mildot-Fadenkreuz bekommen.
Obwohl Chavez im vergangenen Jahr nicht viel Zeit auf dem Schießstand verbracht hatte, traute er sich einen solchen Fünfhundertmeterschuss unter den richtigen Bedingungen immer noch zu. Aber jetzt musste er die Vibrationen des Hubschraubers, den Abwind der Rotoren und die für solche Wolkenkratzer typischen aufsteigenden Luftströmungen berücksichtigen, wenn er einen Präzisionsschuss hinlegen wollte.
Chavez beschloss deshalb, auf einen solchen zeitraubenden Präzisionsschuss zu verzichten. Er überschlug im Kopf in Windeseile alle Faktoren und führte dann einen Instinktschuss durch. Am besten war es dabei, den Rumpf der Zielpersonen ins Visier zu nehmen. Der Unterleib oder Magen war für einen Scharfschützen eigentlich kein gutes Ziel. Perfekt wäre die Schädeldecke gewesen. Aber ein Schuss auf den Rumpf bot ihm die größte Fehlertoleranz, wenn man bedachte, mit wie vielen Variablen er es hier zu tun hatte.
Er feuerte vom Rücksitz des Hubschraubers aus, wobei er sein Gewehr auf das offene Fenster auflegte. Dies führte zwar zu »Laufschwingungen«, die die Schussgenauigkeit behindern konnten. Diese ließen sich jedoch dadurch ausgleichen, dass man die Entfernung zum Ziel verringerte.
»Näher ran, Kumpel!«
»Sie kümmern sich um Ihr Spielzeug, und ich kümmere mich um meins«, antwortete Hicks.
Chavez’ Anruf zwanzig Minuten zuvor hatte Chester Hicks, gelinde gesagt, überrascht. Er erledigte gerade mit Adara Sherman in der Gulfstream etwas Papierkram, als sein Handy klingelte.
»Hallo?«
»Country, ich bin auf dem Weg zurück zu euch! Ich möchte, dass Sie mir bis in zehn Minuten einen Hubschrauber auftreiben! Schaffen Sie das?«
»Aber klar. Direkt neben uns liegt ein Charter-Service. Wohin sollen sie den Hubschrauber bringen?«
»Ich möchte, dass Sie ihn fliegen, und es wird wahrscheinlich ein Kampfeinsatz werden.«
»Sie machen Witze, oder?«
»Hier geht es um Leben oder Tod, ’mano ! «
Kurze Pause. »Dann kommen Sie hierher! Ich besorge uns eine Maschine.«
Danach ging es für Hicks richtig los. Er und Adara Sherman rannten über das Vorfeld zu einem geparkten JetRanger hinüber, der einem fünfunddreißig Kilometer entfernt liegenden Strandhotel gehörte. Zwar standen da auch noch neuere und noblere Hubschrauber herum, aber Hicks hatte den JetRanger schon geflogen und kannte sich mit Bell-Maschinen gut aus. Außerdem würde bei dem bevorstehenden Einsatz das Können des Piloten bestimmt wichtiger sein als eine möglichst fortgeschrittene Technologie des Fluggeräts. Nachdem er den Hubschrauber ein paar Sekunden betrachtet hatte, schickte er Sherman zum Flughafenbetreiber, damit sie sich dort auf irgendeine Weise die Schlüssel besorgte. Er entfernte die Verzurrungen und überprüfte Öl und Treibstoff.
Noch bevor er sich hinter den Steuerknüppel setzen konnte, war Sherman bereits zurück und warf ihm die Schlüssel zu.
»Möchte ich überhaupt wissen, wie Sie das angestellt
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