Ziel erfasst
sich in etwa fünf Kilometer Entfernung das Burj Khalifa in den Himmel. Jenseits davon lag ein Stück die Küste hinunter Palm Jumeirah mit ihrem Bungalow.
Sein Handy klingelte. »Hier ist Ding«, meldete er sich.
Es war Ryan. Seine Stimme klang gehetzt und angespannt. »Rehan weiß, dass Embling und al-Darkur im Burj Khalifa sind! Er ist gerade mit seinem Schlägertrupp dorthin unterwegs.«
»Scheiße! Ruf Nigel an!«
»Habe ich schon. Er meldet sich nicht. Ich habe es auch auf seinem Festnetzanschluss versucht. Es geht keiner ran.«
»Verdammter Mist«, rief Chavez. »Fahrt, so schnell ihr könnt, dorthin! Ich stecke im Stau.«
»Wir brechen jetzt auf, aber wir werden mindestens zwanzig Minuten brauchen.«
»Drück auf die Tube, Junge! Sie sind unsere einzige Verbindung zu Sam! Wir dürfen sie nicht verlieren!«
»Ich weiß!«
Domingo Chavez schlug frustriert mit der flachen Hand auf das Lenkrad seines BMWs. »Verdammte Scheiße!«
Mohammed al-Darkur und Nigel Embling hatte man die Hände hinter dem Rücken und die Füße mit Plastik-Kabelbindern gefesselt. General Rehan hatte ihnen befohlen, sich im abgesenkten Wohnzimmer mit dem Rücken zu den bodentiefen Glasfenstern nebeneinander aufzustellen. Jetzt saß er vor ihnen mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der langen Couch und hatte seine Arme auf deren Rückenpolster gelegt. Er war ganz offensichtlich in seinem Element, ein Mann mit Gefangenen, die ihm auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert waren.
Rehans Leute – seine acht Mann starke Leibwache und Oberst Khan – hatten sich im ganzen Raum aufgestellt. Ein weiterer Wachmann stand draußen vor dem Apartment im Hausflur. Jeder war mit einer Pistole seiner Wahl ausgerüstet, ob nun von Steyr, SIG oder CZ. Rehan und Khan hatten eine Beretta in ihren Schulterholstern stecken.
Sollte Nigel Embling immer noch einen schwachen Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit des ISI-Majors ge habt haben, so war dieser jetzt endgültig verflogen. Rehans Männer schlugen al-Darkurs Gesicht mehrere Male gegen das Glasfenster, und der fünfunddreißigjährige Pakistaner schleuderte seinem älteren Landsmann im Gegenzug wütende Flüche entgegen. Nigel hätte nicht seine vierzigjährige Landeserfahrung in Pakistan gebraucht, um zu erkennen, dass sich diese beiden Pakistaner spinnefeind waren.
»Was haben Sie mit dem Amerikaner in Miran Shah gemacht?«, schrie al-Darkur Rehan an.
Der General lächelte gelassen und antwortete: »Ich habe mich mit dem Mann persönlich getroffen. Er hatte nicht viel zu erzählen. Ich befahl, ihn so lange zu foltern, bis er Informationen über Ihre Pläne ausspuckte. Ihre Zukunftspläne sind für mich jedoch nicht mehr so wichtig wie damals, als ich diesen Befehl gab, denn offensichtlich haben Sie keine Zukunft mehr.«
Al-Darkur reckte herausfordernd das Kinn. »Auch andere wissen über Sie Bescheid. Wir wissen, dass Sie mit Leuten zusammenarbeiten, die einen Staatsstreich planen, und wir wissen, dass Sie in dem Haqqani-Lager bei Miran Shah eine ausländische Truppe ausbilden ließen. Nach mir werden andere kommen, und die werden Sie aufhalten, inschallah!«
»Ha«, lachte Rehan. »Inschallah? So Allah will? Schauen wir mal, ob Allah will, dass Sie Erfolg haben, oder ob er will, dass ich Erfolg habe.« Rehan schaute die beiden Leibwächter an, die neben den Gefangenen am Fenster standen. »Es ist etwas stickig in diesem protzigen Apartment. Öffnet ein Fenster!«
Die beiden Wächter zogen ihre Pistolen, drehten sich gleichzeitig um und schossen immer wieder auf eine drei auf drei Meter große Einzelscheibe des bodenhohen, dicken Glasfensters, vor dem die beiden Gefangenen standen. Sie zersprang nicht sofort, aber als die Zahl der Löcher in der Scheibe von fünf über zehn auf zwanzig zunahm, bildeten sich zwischen den einzelnen Kugellöchern weiße Risse. Die Männer luden ihre Pistolen nach und begannen, erneut zu schießen. Das Glas wurde von immer mehr Rissen und Sprüngen durchzogen, bis es plötzlich mit einem Schlag in tausend Stücke zersprang und rasiermesserscharfe Scherben über 108 Stockwerke in die Tiefe stürzten.
Ein warmer Wind blies in das Luxusapartment hinein und brachte dabei einige kieselgroße Glassplitter mit. Rehan und seine Männer mussten mit der Hand ihre Augen schützen, bis sich der Glasstaub gelegt hatte. Das Heulen der Luftströmung, die an der Seite des Gebäudes emporstieg, wurde jetzt so laut, dass Rehan von seiner Couch aufstehen musste, um sich den
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