Ziel erfasst
Überwachungsoperation vorbereitet. Sie galt einem Al-Qaida-Banker, der für einige Treffen nach Luxemburg reisen sollte. Aus irgendeinem Grund hatte er jedoch seinen Flug aus Islamabad in letzter Minute abgesagt. Die Campus-Agenten wussten nicht so recht, was sie jetzt tun sollten. Jack entschied sich daher, an diesem Morgen den Hintergrund der europäischen Banker näher zu erforschen, mit denen sich der URC-Mann hatte treffen wollen. Er hoffte dadurch neue Spuren zu finden, denen seine Kollegen in Europa nachgehen konnten, bevor sie ihre Rückreise antraten.
Aus diesem Grund war Jack auch viel früher als gewöhnlich zur Arbeit erschienen. Er wollte nicht, dass sie nach ihrer Rückkehr nichts vorzuweisen hatten. Es war seine Verantwortung, ihnen diejenigen Informationen zu verschaffen, die sie brauchten, um die bösen Jungs aufzuspüren. In den nächsten Stunden tat er alles, um ein paar dieser Kerle für sie zu finden.
Er durchforschte das XITS und ein besonderes Softwareprogramm, das der Campus-IT-Chef Gavin Biery entwickelt hatte. Gavins Aufspürprogramm untersuchte Datenstränge ganz nach den Wünschen der Campus-Analysten. Damit konnten sie einen Großteil des Nachrichtenmaterials herausfiltern, das sie für ihre gegenwärtigen Projekte nicht benötigten. Für Jack war dieses Programm ein Geschenk des Himmels.
Ryan öffnete mit Mausklicks eine Reihe von Dateien. Dabei wunderte er sich über die Zahl der wertvollen nachrichtendienstlichen Berichte, die gegenwärtig von den US-Verbündeten übermittelt wurden.
Dies deprimierte ihn ein wenig, allerdings nicht, weil er etwas dagegen gehabt hätte, dass die Erkenntnisse weitergegeben wurden, sondern weil dies zurzeit eine reine Einbahnstraße war, da nichts Entsprechendes zurückfloss.
Für einen Großteil der US-Geheimdienstler war es ein empörender Skandal, dass Präsident Edward Kealty und die von ihm ernannten Geheimdienstführer mit ihrer Politik in den vergangenen vier Jahren die Fähigkeiten der Vereinigten Staaten eingeschränkt hatten, allein und selbstständig andere Staaten auszuspionieren. Kealty und seine Leute hatten den Schwerpunkt der Informationsgewinnung verändert. Sie verließen sich nicht mehr auf die bewährten amerikanischen Spionagedienste, sondern darauf, dass die Nachrichtendienste fremder Nationen der CIA die entsprechenden Informationen lieferten. Wie Kealty ganz richtig erkannt hatte, war dies politisch und diplomatisch sicherer, obwohl der Abbau der amerikanischen Spionagedienste die Sicherheit des eigenen Landes in jeder anderen Hinsicht verringerte. Die Regierung hatte den Einsatz von Undercover-Agenten in verbündeten Ländern weitgehend eingestellt, und die CIA-Agenten in US-Botschaften in Übersee wurden mit so vielen Regeln und Vorschriften konfrontiert, dass es ihnen fast unmöglich war, ihrer gewohnten Arbeit nachzugehen.
Die Kealty-Regierung hatte mehr »Offenheit« und »Transparenz« auch beim National Clandestine Service versprochen, der nach eigener Beschreibung »der geheime Arm der CIA« war. Jack jr.s Vater hatte daraufhin in einem Gastkommentar für die Washington Post in einer das Amt des Präsidenten respektierenden Form Ed Kealty höflich aufgefordert, er möge doch einmal die Bedeutung des Wortes geheim im Wörterbuch nachschauen.
Die von Kealty ernannten Geheimdienstchefs verzichteten so weit wie möglich auf die Erkenntnisgewinnung aus menschlichen Quellen vor Ort und legten stattdessen den Schwerpunkt auf SIGINT , das Auffangen und Analysieren von elektronischen und Funksignalen. Spionagesatelliten und Drohnen waren eben in diplomatischer Hinsicht weit sicherer, weswegen diese Technologien stark ausgebaut wurden. Natürlich waren die altgedienten HUMINT- Agenten der CIA über diese Entwicklung überhaupt nicht glücklich. Sie gaben berechtigterweise zu bedenken, dass Drohnen zwar die Scheitel feindlicher Köpfe auf einzigartige Weise zeigen konnten, wohingegen vor Ort tätige Agenten oft aufzudecken vermochten, was in diesen Köpfen vorging. Aber die Verfechter der »human intelligence« wurden von vielen als Dinosaurier angesehen, und ihre Argumente wurden ignoriert.
Was soll’s, dachte Ryan. In ein paar Monaten führt Dad wieder das Kommando. Dessen war er sich sicher, und er hoffte stark, dass der Schaden in der Amtszeit seines Vaters wieder rückgängig gemacht werden konnte.
Er schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Als er durch die Informationen klickte,
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