Ziel erfasst
Gefängnisse in fünf Sicherheitsstufen ein, wobei das ADX Florence ganz allein an der Spitze der Liste stand. Das Guinness-Buch der Rekorde bezeichnete es als sicherstes Gefängnis der Welt. Tatsächlich war es Amerikas Höchstsicherheitsstrafanstalt, in der die gefährlichsten und tödlichsten Gefangenen einsaßen.
Zu den Sicherheitsmaßnahmen gehörten Laser-Lichtschranken, Bewegungsmelder, Nachtsichtkameras, automatische Türen und Tore, mehrreihige Elektrozäune, Wachhunde und schwer bewaffnete Wächter. Noch nie war jemand aus dem ADX Florence ausgebrochen. Es ist sogar unwahrscheinlich, dass jemals jemand aus einer Zelle dieses Gefängnisses ausbrechen konnte.
So schwer es jedoch war, aus dem »Alcatraz der Rockies« heraus zukommen, so schwer war es auch, erst einmal dort hinein zukommen. Gegenwärtig gab es in Florence weniger als fünfhundert Gefangene, während in den US-Bundesgefängnissen insgesamt mehr als zweihunderttausend Gefangene inhaftiert waren. Die meisten gewöhnlichen Bundesgefangenen würden leichter in Harvard als in Florence aufgenommen werden.
Neunzig Prozent der Insassen des ADX Florence waren Männer, die man aus anderen Gefängnissen dorthin gebracht hatte, weil sie eine Gefahr für ihre Mithäftlinge und Wärter darstellten. Die restlichen zehn Prozent waren äußerst prominente Gefangene oder solche, die als spezieller Risikofaktor galten. Sie waren vorwiegend in den Zellenblöcken für den »Normalvollzug« untergebracht, wo sie dreiundzwanzig Stunden am Tag in Einzelhaft verbrachten. Es war ihnen jedoch ein »nicht-körperlicher« Kontakt zu ihren Mitgefangenen und über Besuche, Post und Telefonanrufe mit der Außenwelt gestattet.
So saßen zum Beispiel der Unabomber Ted Kaczynski, der Attentäter von Oklahoma City Terry Nichols und der Bombenleger bei den Olympischen Spielen in Atlanta Eric Robert Rudolph in der »Normalvollzugsabteilung D« ein. Weitere Häftlinge im Normalvollzug waren der mexikanische Drogenbaron Francisco »El Titi« Arellano, der Mafia-»Underboss« der Lucchese-Familie Anthony »Gaspipe« Casso und der FBI-Verräter Robert Philip Hanssen, der zwei Jahrzehnte lang amerikanische Staatsgeheimnisse an die Sowjetunion und danach an Russland verkauft hatte.
Die H-Einheit war restriktiver, die Häftlinge hatten noch weniger Kontakte und mussten sich den sogenannten SAMs unterwerfen, den »Special Administrative Measures« (»Son derverwaltungsmaßregeln«), wie die US-Strafvollzugsbehörde die Bestimmungen für die Unterbringung und den Umgang mit den besonders schweren Fällen nannte. Im gesamten Bundesgefängnis-System unterlagen nur ganze sechzig Insassen diesen SAMs, von denen mehr als vierzig Terroristen waren. Der Schuhbomber Richard Reid verbrachte viele Jahre im H-Trakt, bis er wegen guter Führung und seiner gerichtlichen Eingaben in den D-Trakt verlegt wurde. Weitere Insassen des H-Trakts waren der »blinde Scheich« Omar Abdel-Rahman und der »zwanzigste 9/11-Terrorist« Zacarias Moussaoui. Ramzi Yousef, der Anführer der Terrorzelle, die im Jahr 1993 die Bombe im World Trade Center gelegt hatte, verbrachte seine Zeit je nach seinen ständig wechselnden Launen und seinem Betragen abwechselnd im H-Trakt und in noch restriktiveren Gefängnisabteilungen.
Die Männer in der H-Einheit durften täglich nur eine Stunde einzeln in einem Betonhof, der wie ein leerer Swimmingpool aussah, frische Luft schnappen, wobei sie sich jedoch erst einer Leibesvisitation unterziehen mussten und danach in Handschellen und Fußfesseln von zwei Wachmännern dorthin eskortiert wurden, von denen einer ständig die Fesseln und der andere einen Schlagstock in der Hand hielt.
Dabei war die H-Einheit noch nicht einmal der Höchstsicherheitstrakt. Dies war die Z-Einheit, die »Ultramax«-Disziplinareinheit, in der die bösen Jungs über ihre Verfehlungen nachdenken »durften«, wenn sie irgendeine ihrer SAM-Regeln verletzt hatten. Hier drin gab es keinen Hofgang und keine Besucher. Selbst die Wärter beschränkten den Kontakt auf ein Minimum.
Bemerkenswerterweise hatte jedoch selbst dieser Z-Trakt eine Sonderabteilung, in die man nur die Schlimmsten der Schlimmen schickte. Sie hieß Range 13. Gegenwärtig waren darin drei Gefangene untergebracht.
Ramzi Yousef saß hier, weil er gegen seine SAM-Regeln in der Z-Einheit verstoßen hatte, in der er wiederum wegen Verstoßes gegen die SAM-Regeln in der H-Einheit einsaß.
Tommy Silverstein, ein sechzigjähriger Berufsverbrecher,
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