Ziel erfasst
letzten Mal Präsident warst, werde auch ich viel besser dran sein. Wir alle werden das.«
»Vertrau mir, Sohn. Nichts ist mir wichtiger. Sobald ich …«
Chavez und Caruso kamen aus der Hütte. Auf ihre Gesichter hatten sie Tarnschminke aufgetragen, und am Körper trugen sie ihre gesamte Kampfausrüstung. »Dad … Ich muss Schluss machen.«
»Jack? Bitte bring dich nicht in Gefahr.«
»Leider kann ich mich nicht von jeder Gefahr fernhalten und hier sein. Und mein Job ist jetzt eben hier. Du hast doch auch so etwas gemacht … du weißt doch, wie das ist.«
»Das stimmt.«
»Hör mal. Wenn mir etwas zustößt. Erzähl Mom … nur … versuche nur, ihr das Ganze verständlich zu machen.«
Jack jr. hörte nichts am anderen Ende, aber er spürte, dass sein sonst so stoischer Vater innerlich Qualen litt bei dem Gedanken, dass sein Sohn in großer Gefahr war und er nicht das Geringste tun konnte, um ihm zu helfen.
»Ich muss los. Es tut mir leid. Ich rufe an, wenn ich kann.« Falls ich kann, dachte er, sprach das jedoch nicht laut aus.
Damit beendete er das Gespräch, gab Chavez das Telefon zurück und ging in die kleine Hütte, um seine Waffe zu holen.
64
D ie vier Puma-Hubschrauber überquerten kurz nach drei Uhr morgens die Grenze zu Nordwasiristan. Die großen Helikopter flogen niedrig und eng beieinander. Sie nutzten Bergeinschnitte und tiefe Flusstäler, um sich immer weiter ihrem Ziel, der Stadt Aziz Khel, zu nähern.
Ryan, der, eingeklemmt zwischen Mohammed al-Darkur und Dom, auf dem Boden der Maschine saß und in die dunkle Landschaft hinausschaute, musste gegen seine Übelkeit ankämpfen. Ihm gegenüber saß Chavez. In dem Fluggerät befanden sich außer ihnen noch fünf Zarrar-Kommandosoldaten, ein Doorgunner an seinem 7,62-mm-MG und ein Lademeister, der vorne bei den beiden Piloten saß.
Die Besatzung der anderen drei Hubschrauber sah ähnlich aus.
Chavez übertönte das Dröhnen der Motoren: »Dom, Jack! Ich möchte, dass ihr beiden, wenn wir innerhalb dieses Anwesens sind, immer direkt hinter mir bleibt. Haltet eure Waffen ständig im Anschlag. Wir bewegen uns als Einheit.«
Ryan hatte in seinem ganzen Leben noch nie solche Angst gehabt. Jeder hier in dieser Gegend in einem Umkreis von hundert Kilometern mit Ausnahme der vier Hubschrauberbesatzungen würde ihn umbringen, sobald er ihn sah.
Al-Darkur hatte bisher ein Headset getragen, um mit den Piloten kommunizieren zu können. Jetzt nahm er es ab und setzte stattdessen seinen Helm auf. Er beugte sich zu Chavez hinüber und schrie: »Wir sind fast da. Sie werden zehn Minuten kreisen! Keine Sekunde länger! Dann ziehen sie ab.«
»Verstanden«, rief Ding zurück.
Ryan beugte sich zu Chavez’ getarntem Gesicht hinüber. »Reichen denn zehn Minuten?«
Der klein gewachsene Latino zuckte die Achseln. »Wenn wir im Gebäude festgenagelt werden, sind wir tot. Hier wimmelt es nur so von Haqqani-Kämpfern. In jeder Sekunde, die wir länger dort drin bleiben, kann uns einer von ihnen eine Kugel in den Kopf jagen. Wenn wir in zehn Minuten nicht wieder draußen sind, kommen wir überhaupt nicht mehr dort raus, ’mano.«
Ryan nickte, setzte sich wieder gerade und schaute auf die welligen schwarzen Berge hinunter.
Plötzlich zog der Hubschrauber steil nach oben und Jack kotzte ans Fenster.
Sam Driscoll hatte keine Ahnung, ob es draußen Tag oder Nacht war. Gewöhnlich konnte man die Tageszeit nach dem Wachwechsel erraten oder danach, ob es nur Brot zu essen gab (Morgen) oder zu dem Brot auch noch ein kleiner Blechnapf mit wässriger Brühe gereicht wurde (Abend). Nach ein paar Wochen Gefangenschaft begannen er und die beiden Männer, die neben ihm immer noch in dem Kellergefängnis hausen mussten, jedoch zu vermuten, dass die Wärter ihren »Speiseplan« umgedreht hatten, um sie zu verwirren.
In der Nachbarzelle steckte ein Reuters-Reporter aus Australien. Sein Name war Allen Lyle, und er war jung, nicht über dreißig. Er hatte sich eine Art Magenvirus eingehandelt und schon seit ein paar Tagen nichts mehr bei sich behalten können. In der vordersten Zelle direkt neben der Tür zum Treppengang wurde ein afghanischer Politiker gefangen gehalten. Er war erst seit ein paar Tagen hier. Gelegentlich wurde er von seinen Wächtern verprügelt, aber sonst war er noch bei guter Gesundheit.
Sams Bein war wieder fast verheilt. Allerdings hinkte er jetzt leicht und hatte sich wohl auch eine Infektion eingefangen. Er fühlte sich ständig schwach, ihm
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