Ziel erfasst
Männer bekamen den Befehl, sich ein paar Stunden auszuruhen. Genau um Mitternacht sollten sie sich an den Hubschraubern einfinden. Chavez übte mit seinen beiden jüngeren Partnern noch ein paar Stunden weiter, dann reinigten und ölten sie ihre Waffen, bevor sie sich in ihrer kleinen Hütte neben den Mannschaftsunterkünften auf ihren einfachen Pritschen ausstreckten. Aber keiner konnte schlafen. In einigen Stunden würden sie in höchster Lebensgefahr sein.
Chavez hatte den ganzen Tag versucht, die beiden Cousins möglichst gut auf diese Operation vorzubereiten. Er bezweifelte jedoch, dass es wirklich ausgereicht hatte. Scheiße, dachte Ding, diese Operation hätte eigentlich eine volle Rainbow-Einheit benötigt, aber das war eben nicht möglich. Er erzählte den Cousins den Spruch, den er vor Urzeiten von Clark auf Einsätzen gehört hatte, bei denen sie schlecht ausgerüstet waren.
»Du musst mit dem tanzen, der dich mitgenommen hat.«
Wenn die Zarrar-Kommandosoldaten wirklich so knallhart waren wie ihr Ruf, dann würden sie ja schon bald erfahren, ob der Spruch stimmte.
Und wenn nicht? Nun, dann gäbe es im Konferenzraum von Hendley Associates eben drei weitere leere Stühle.
Ding bemerkte, dass Ryans Augen wegdrifteten, als ob er einen Tagtraum hätte. Auch Caruso schien sich von dem, was da auf sie zukam, etwas überwältigen zu lassen. Ding wandte sich an die beiden. »Jungs, hört mir jetzt bitte genau zu. Konzentriert euch auf das, was uns erwartet. Ihr habt bisher beide noch nichts Vergleichbares durchgezogen. Wir werden es mit mindestens fünfzig Gegnern zu tun haben.«
Caruso lächelte grimmig. »Viel Feind, viel Ehr.«
Chavez knurrte. »Wirklich? Dann erzähl das mal General Custer.«
Dominic nickte. »Ist angekommen.«
Das Telefon an Chavez’ Hüfte klingelte. Er ging vor die Tür, um das Gespräch entgegenzunehmen.
Während Chavez draußen war, dachte Ryan über das nach, was er gerade gesagt hatte. Nein, etwas wie das hier hatte er wirklich noch nicht gemacht. Das Gleiche galt für Dom, der neben ihm saß und seine Pistole lud. Die Einzigen vom Campus, die eine solche Mission bereits kannten, waren Chavez, der sie Gott sei Dank anführen würde, Driscoll, der sich irgendwo in ihrem Angriffsort aufhielt und vielleicht in einer Zelle angekettet war, und Clark, der von seiner eigenen Regierung gejagt wurde.
Scheiße.
Chavez stand in der offenen Tür. Hinter ihm sah man schon die Hubschrauberlichter. »Ryan. Telefon.«
Jack stand von seiner Pritsche auf und ging nach draußen. »Wer ist es?«
»Der designierte Präsident.«
Verdammt. Das war zwar eine ganz schlechte Zeit für eine Familienplauderei, aber Jack merkte, dass er die Stimme seines Vaters hören wollte, um die eigenen Nerven zu beruhigen.
Er meldete sich mit einem lahmen Witz. »Hi, Dad, bist du schon Präsident?«
Jack Ryan sr. machte ihm jedoch sofort deutlich, dass er nicht zum Scherzen aufgelegt war. »Ich habe Arnie Gerry Hendley anrufen lassen. Er sagt, du bist in Pakistan. Ich möchte nur wissen, ob du in Sicherheit bist.«
»Mir geht es gut.«
»Wo bist du?«
»Ich kann nicht darüber sprechen …«
»Verdammt, Jack, was geht hier vor? Bist du in Gefahr?«
Junior seufzte. »Wir arbeiten hier drüben mit ein paar Freunden zusammen.«
»In Pakistan musst du dir deine Freunde sorgfältig aussuchen.«
»Das weiß ich. Diese Jungs riskieren alles, um uns zu helfen.«
Ryan sr. gab dazu keinen Kommentar ab.
»Dad, wirst du Clark helfen, wenn du wieder im Amt bist?«
»Wenn ich nach Washington komme, werde ich alle Hebel in Bewegung setzen, damit man die Anklage gegen ihn fallen lässt. Aber im Augenblick ist er auf der Flucht, und da kann ich überhaupt nichts für ihn tun.«
»Okay.«
»Höre ich da Hubschrauber im Hintergrund?«
»Ja.«
»Ist da etwas im Gange?«
Er wusste, er hätte jetzt lügen können, aber er tat es nicht. Es war schließlich sein Vater. »Ja, da ist etwas im Gange, etwas viel Größeres als vor ein paar Wochen, und ich stecke mittendrin. Ich weiß nicht, wie es ausgehen wird.«
Es folgte eine lange schmerzliche Pause am anderen Ende der Leitung. Schließlich sagte Ryan sr. : »Kann ich irgendwie helfen?«
»Jetzt im Augenblick, nein. Aber du kannst tatsächlich helfen.«
»Sag mir wie, Sohn. Ich werde alles tun, was ich kann.«
»Wenn du wieder im Amt bist, tu, was immer du kannst, um die CIA zu unterstützen. Wenn du sie wieder so stark machen kannst, wie sie war, als du zum
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