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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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war dauernd übel, und nachts hatte er Schweißausbrüche. Er hatte inzwischen ziemlich abgenommen, und durch das ständige Liegen auf seiner Pritsche hatte auch die Muskelspannung nachgelassen.
    Er stand mühsam auf und hinkte zu den Gitterstäben hinüber, um nach dem jungen Mann von Reuters zu sehen. In der ersten Woche hatte der ihn mit Fragen regelrecht gelöchert. Er wollte wissen, für wen er arbeitete und womit er beschäftigt war, als ihn die Taliban gefangen genommen hatten. Aber Driscoll gab nie eine Antwort, und schließlich gab der Reuters-Reporter auf. Jetzt sah es fast so aus, als ob er dabei wäre, auch seinen Lebenswillen aufzugeben.
    »He!«, rief Sam. »Lyle! Wach auf!«
    Der Reporter regte sich. Er öffnete halb die Augen. »Ist das ein Hubschrauber?«
    Er ist schon im Delirium, dachte Sam. Armer Bastard.
    Warte mal. Sam hörte es jetzt auch. Es war schwach, aber es war ein Helikopter. Der Afghane neben der Tür stand auch auf und schaute zu Sam herüber, um von ihm eine Bestätigung zu bekommen.
    Jetzt hörten es auch die drei Gefängniswärter vor den Zellen. Sie blickten sich an, schauten dann den dunklen Gang hinunter und riefen einem Wärter etwas zu, den Driscoll aus seinem Blickwinkel nicht sehen konnte.
    Einer der Männer machte einen Witz, und die drei anderen lachten.
    Der afghanische Politiker schaute jetzt wieder zu Driscoll hinüber und sagte: »Er hat gemeint, Präsident Kealty sei gekommen, um Sie und den Reporter zu holen.«
    Sam seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass sie über sich pakistanische Armeehubschrauber gehört hatten. Nach ein paar Sekunden war deren Geräusch aber jedes Mal wieder verschwunden. Driscoll drehte sich um und wollte zu seiner Pritsche zurückhumpeln.
    Und dann … Bum!
    Irgendwo über ihnen gab es einen lauten Knall. Sam wandte sich wieder dem Gefängnisgang zu.
    Jetzt war Maschinengewehrfeuer zu hören. Und jetzt eine weitere Explosion.
    »Legt euch auf den Boden!«, rief Driscoll den anderen Gefangenen zu. Wenn dies ein Rettungsversuch der pakistanischen Armee sein sollte und auch hier unten geschossen werden würde, könnten sie die Querschläger in diesem Steinkeller treffen. Die Kugeln der Freunde würden dann ganz genauso wehtun wie die der Feinde.
    Sam suchte jetzt selbst nach einer Deckung, als ein Wärter an seine Zelle herantrat. Die Augen des Mannes waren vor Angst und Entschlossenheit weit aufgerissen. Sam bekam den Eindruck, dass der Wichser ihn als menschlichen Schutzschild benutzen wolle, wenn die Armeesoldaten in den Keller hinunterkommen sollten.
    Sie hatten den Hubschrauber bereits seit fast zwei Minuten verlassen, und trotzdem hatte Jack Ryan noch keinen einzigen Feind gesehen. Zuerst waren sie etwa hundert Meter vor dem Ziel in eine knietiefe Abfallgrube gestürzt. Jack verstand nicht, warum der Pilot sie nicht näher an ihrem Zielgebäude abgesetzt hatte. Als sie sich jedoch dem ummauerten Anwesen näherten, sahen sie mehrere Reihen von Pfosten und die dazugehörenden Stromleitungen, die die offene Fläche vor dem Haupttor kreuz und quer überspannten.
    Während Chavez die mit Wasser verdämmte Sprengladung am äußeren Eingangstor anbrachte, gaben ihm Jack, Dom und Mohammed Deckung. Sie ließen sich auf die Knie fallen und beobachteten die dunklen Dächer und Tore einer ganzen Reihe von Gehöften auf der anderen Seite einer offenen Steinfläche. Vor allem behielten sie jedoch die nördlichen und südlichen Ecken der Umfassungsmauer des Haqqani-Lagers im Auge. Über ihnen kreisten die großen Hubschrauber und feuerten von Zeit zu Zeit mit ihren Bord-MGs Salven in das ummauerte Anwesen hinein, die in ihrer Lautstärke mit Presslufthämmern vergleichbar waren. Dazwischen war immer wieder das stakkatohafte Krachen der Gewehrsalven zu hören, mit denen die Zarrar-Kommandos den Haqqani-Stützpunkt eindeckten. Die 20-mm-Kanone eines Hubschraubers feuerte Sprenggeschosse auf die Berghänge hinter dem Stützpunkt ab, damit die Taliban-Kämpfer in ihren Quartieren wussten, dass es besser war, diese im Moment nicht zu verlassen.
    Schließlich hörte Jack inmitten des Höllenlärms jemand rufen: »Lunte brennt!« Er suchte Deckung, indem er sich an die vier Meter hohe Ziegelmauer presste. Sekunden später ging die Sprengladung los und drückte die eisenbewehrten Eichenholztore des Gehöftes ein. Das schwere Holz flog jetzt wie Zahnstocher durch die Luft.
    Und schon waren die Männer im Innern des Gehöfts und rannten auf das dreißig Meter

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