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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Nutzlastmodul mehrere Satelliten befördern. Das war jedoch nur dann hilfreich, wenn die Kunden alle dieselbe Umlaufbahn erreichen wollten. Dagegen würden bei dem Dreifach-Start in den nächsten beiden Tagen Satelliten nach Süden und nach Norden aufsteigen.
    Zumindest dachte das jeder.
    Niemand runzelte über Safronows persönliches Engagement die Stirn. Safronow war als Unternehmensführer bekannt, der immer an vorderster Front auftauchte. Außerdem kannte kaum einer das Dnjepr-Raketensystem so gut wie er.
    Allerdings wusste niemand, dass seine Kenntnisse weitgehend auf Arbeiten beruhten, die er bereits vor über einem Jahrzehnt verrichtet hatte.
    Als die ballistischen Interkontinentalraketen vom Typ R-36 Ende der Achtzigerjahre außer Dienst gestellt wurden, blieben 308 von ihnen in Staatsbesitz und wurden eingelagert. Safronows Unternehmen begann in den späten Neunzigerjahren im Rahmen eines Vertrags mit der russischen Regierung die R-36 in zivile Trägerraketen umzubauen. Zu dieser Zeit war jedoch das amerikanische Space-Shuttle-Programm in vollem Gang und Amerika plante sogar noch weitere Raumfahrzeuge für die nähere und fernere Zukunft.
    Safronow hatte deshalb Angst, dass allein durch kommerzielle Raumflüge der Einsatz der Dnjepr-Raketen für sein Unternehmen nicht genug Gewinn abwerfen könnte, deswegen entwickelte er auch andere Pläne bezüglich ihrer Verwendung.
    So verfolgte er mehr als ein Jahr lang die Idee, die Dnjepr-1 als Seenotrettungsmittel einzusetzen. Wenn zum Beispiel ein Schiff vor der Küste der Antarktis unterzugehen drohte, könnte man ihm mit einer Rakete aus Kasachstan einen Behälter hinüberschicken, der immerhin Rettungsmaterial im Gewicht von anderthalb Tonnen enthielt. Die Dnjepr könnte solche Lasten in weniger als einer Stunde über neunzehntausend Kilometer mit einer Zielgenauigkeit von weniger als zwei Kilometern zustellen. Auch bei anderen Notfällen in der ganzen Welt könnte man die benötigten Hilfsmittel auf diese Weise vor Ort bringen, eine zugegebenermaßen teure, aber unvergleichlich schnelle Form der »Luftpost«.
    Er wusste, dass das ziemlich fantastisch klang. Trotzdem arbeitete er über Monate mit einem Wissenschaftlerteam an der Telemetrie dieser Idee und entwickelte sogar entsprechende Computermodelle. Letztendlich jedoch führte das alles zu nichts, vor allem als die Vereinigten Staaten nach dem Absturz der Challenger eine ganze Zeit lang keine Space-Shuttle-Flüge mehr durchführten.
    Als Safronow jedoch vor einigen Monaten von seinem Treffen mit General Ijaz zurückkehrte, holte er seine alten Computerdisketten hervor und stellte ein Team zusammen, das untersuchen sollte, wie man die Dnjepr-Raketen anstatt in eine Erdumlaufbahn nur in die hohe Atmosphäre aufsteigen lassen konnte, von wo aus sie anschließend auf einen ganz bestimmten Ort auf der Erdoberfläche stürzen würden, um kurz vor dem Aufprall einen Fallschirm mit einem Nutzlastbehälter abzuwerfen.
    Seine Techniker und Wissenschaftler hielten das für ein reines Gedankenexperiment, erledigten jedoch ihre Arbeit zu Safronows voller Zufriedenheit. Danach integrierte er das Softwareprogramm mit den entsprechenden Ausführungsbefehlen heimlich in das Startprogramm des Kontrollzentrums.
    Jetzt meldete sich die Montageabteilung per Telefon. Inzwischen hatten sie die drei Satelliten in die Nutzlastcontainer gepackt und diese dann in die Raketenspitzen eingekapselt, in denen die Satelliten in die Erdumlaufbahn hinaufbefördert werden würden – zumindest glaubten das deren Eigentümer. Die Raketenspitzen würden jetzt durch die sogenannten Krokodile, für solche Zwecke entwickelte gewaltige Mobilkräne, zu den Startsilos gebracht und dort auf die riesigen dreistufigen Trägerraketen aufmontiert werden, die in den Silos bereits auf sie warteten. Der Prozess würde mehrere Stunden bis in den späten Abend hinein dauern. Ein Großteil der Kosmos-Mitarbeiter würde das Kontrollzentrum verlassen, um die Startvorbereitungen vor Ort zu überwachen oder zumindest zu beobachten. Dies gab Georgij genug Zeit, um zu seinen Männern, die sich drunten in der Stadt Baikonur aufhielten, Kontakt aufzunehmen und den Angriff vorzubereiten.
    Bisher verlief alles nach Plan. Safronow hatte auch nichts anderes erwartet, da jeder seiner Schritte allein auf Allahs Willen beruhte.
    Die Franzosen, die für Fabrice Bertrand-Morel arbeiteten, mochten vielleicht gute Detektive und gute Menschenjäger sein, aber als Verhörspezialisten

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