Ziel erfasst
Murschidow gelehrt hatte. »Eine Sekunde Dschihad entspricht hundert Jahren Gebet. Eine Sekunde Dschihad entspricht hundert Jahren Gebet. Eine Sekunde Dschihad entspricht hundert Jahren Gebet.«
»Haben Sie etwas gesagt?«
»Gehen Sie jetzt!«
Alexander Werbow schaute ihn schweigend an, dann drehte er sich langsam um und ging den Flur hinunter. Er war gerade erst drei Meter weit gekommen, als ihm Safronow von seinem Büro aus hinterherrief.
»Ich mache nur Spaß, Alex! Es ist alles in Ordnung. Wir können den Start verschieben, wenn die Telemetriker das verlangen.«
Werbow schüttelte den Kopf. Mit einem geschnaubten Kichern, einer Mischung aus Freude und Verwirrung, kehrte er ins Büro zurück. Erst als er durch die Tür trat, bemerkte er die Pistole in Safronows Hand. Er lächelte ungläubig, als ob er nicht glaube, dass die Waffe überhaupt echt sei. »Georgij Michailowitsch … Was machen Sie …«
Safronow feuerte nur einen einzigen Schuss aus seiner schallgedämpften Makarow-Selbstladepistole ab. Sie drang in Alexanders Solarplexus ein, durchschlug seine Lunge, zerschmetterte eine Rippe und trat dann am Rücken wieder aus. Alex fiel nicht gleich zu Boden, er zuckte zusammen, als er den Schuss hörte, zögerte einen Moment und schaute dann zu dem Blutfleck hinunter, der sich auf seinem braunen Overall immer weiter ausbreitete.
Georgij dachte, dass Alexander eigentlich viel Zeit brauchte, bis er endlich tot war. Beide Männer sagten kein Wort, sondern schauten einander nur mit einem ähnlichen Ausdruck von Fassungslosigkeit an. Dann griff Alex hinter sich, fand einen Vinylstuhl neben der Tür und ließ sich auf ihn fallen.
Nach einigen Sekunden schloss er die Augen, sein Kopf sank zur Seite, und ein langer letzter Atemzug entrang sich seiner beschädigten Lunge.
Georgij brauchte noch ein paar weitere Sekunden, um selbst wieder zu Atem zu kommen. Dann legte er die Pistole auf seinen Schreibtisch.
Er zog den Toten in seinem Stuhl zum Wandschrank in seinem Büro. Dort hatte er zuvor für einen Mann Platz gemacht, aber das hätte eigentlich der Sicherheitschef sein sollen. Jetzt würde er diesen Platz erweitern müssen, wenn der Kasache in ein paar Minuten eintraf.
Safronow kippte Werbows Leiche aus dem Stuhl auf den Boden des Schranks hinunter, stieß noch dessen Füße hinein und schloss die Tür. In aller Eile holte er eine Rolle Toilettenpapier aus dem Badezimmer und wischte damit die Blutstropfen auf seinem Büroboden auf.
Zehn Minuten später lag der Kommandeur der Sicherheitstruppe von Baikonur ebenfalls tot in Safronows Büro. Er war ein großer, kräftiger Mann und trug immer noch seinen Mantel und schwere Stiefel. Georgij starrte den Leichnam und den Hundeblick des Toten an und hätte sich am liebsten übergeben. Er fasste sich jedoch wieder und wählte mit zitternder Hand eine Nummer auf seinem Handy.
Als sich auf der anderen Seite jemand meldete, sagte er nur: » Allahu Akbar. Es ist Zeit.«
71
O hne ihren Kommandeur hatte die kasachische Sicherheitstruppe nicht den Hauch einer Chance. Die Jamaat-Shariat-Terroristen griffen das Haupttor um genau 8.54 Uhr in dichtem Schneetreiben massiv an. Sie töteten die vier Torwachen und vernichteten mit ihren RPGs drei Lastwagen voller Verstärkungstruppen, bevor die Kasachen auch nur einen einzigen Schuss hatten abgeben können.
Der Schneefall ließ etwas nach, als sich die sechs dagestanischen Fahrzeuge – vier Pick-ups mit jeweils sechs Mann Besatzung und zwei Sattelschlepper, die die Nutzlastcontainer beförderten, mit sechs bzw. sieben Mann Besatzung – an einer Kreuzung in der Nähe des Kontrollzentrums trennten. Ein Pick-up fuhr zum Montagekomplex, um die sechzehn Ausländer unter Kontrolle zu bringen, die hier in Baikonur für die drei ausländischen Satellitenunternehmen tätig waren. Die beiden Sattelschlepper fuhren zu den Startsilos. Eine Sechsmanneinheit blieb an der Stelle stehen, wo die Zugangsstraße zum Dnjepr-Areal von der Hauptstraße abzweigte. Sie kletterten aus ihrem Fahrzeug und stiegen in einen niedrigen Betonbunker hinunter, der früher der russischen Armee als Wachposten gedient hatte, aber jetzt halb in den schneebedeckten Grasflächen der Steppe begraben war. Hier brachten sie ihre RPGs und mit Zielfernrohren ausgerüsteten Gewehre in Stellung. Sie waren bereit, jedes fremde Fahrzeug auszuschalten, das sich ihnen näherte.
Die beiden übrigen Sechsmannteams fuhren zum Kontrollzentrum, wo sie zum ersten Mal auf
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